Geschichte der Mode
Auch wenn in früher Zeit der Menschheitsgeschichte die Mode noch keine Rolle
gespielt hatte, so war sie dennoch damals schon in bescheidenem Maße
vorhanden, ohne jedoch genau benannt zu werden. Kleidung in ihrer Urform ist
so alt wie die Menschheit. Natürlich hatte die Kleidung zunächst praktische
Bedeutung. Das natürliche Haarkleid hatte sich zurückgebildet und es wurde
notwendig, eine Alternative zu finden. Die bestand zunächst aus Blättern,
Gräsern, Binsen und aus den Fellen erlegter Tiere. Der mit Fellen und
Tierhäuten verhüllte Körper war erst einmal geschützt, konnte besser den
Witterungsbedingungen standhalten und war so gut wie möglich gegen die
Temperaturveränderungen gewappnet. Zusammengehalten wurden die „Garderoben"-Teile
mit Riemen aus Tierhaut oder mit Sehnen.
Zu den ersten Kleidungsstücken überhaupt gehörte der Lendenschurz, der
ausschließlich den
Unterleib schützte. Zur Schutzfunktion kam bald die
ästhetische Funktion der Kleidung. Sie wurde mit Muscheln, Knochenteilchen
oder Zähnen von Tieren geschmückt. Durch besondere Kleidung hoben sich
bereits in der Urgeschichte der Menschheit einzelne Personen hervor wie
beispielsweise Stammeshäuptlinge, Medizinmänner oder Zauberer.
Es dauerte nicht lange, da zeigte sich die Wirkung der Bekleidung zwischen
den Geschlechtern. Das natürlich Schamgefühl, das sich herausbildete,
verlieh der Kleidung eine neue Bedeutung. Bevor Felle und Häute tatsächlich
als Garderobe bezeichnet werden konnten, musste noch die Entwicklung der
Nähkunst, der Stoffherstellung und das Färben von Materialien angekurbelt
werden. Das geschah und die Nacktheit war bald generell ad acta gelegt. In
der Kleidung begann die Ästhetik eine große Rolle zu spielen, die noch
zunahm, als sich die Gesellschaft in Klassen zu unterteilen begann.
Schaut man die Kleidung in der Antike näher an, dann zeigt sich, dass sich
diese für Männer und Frauen nicht grundlegend unterschied. Die textile
Umhüllung, die in den einzelnen Ländern „angesagt“ war, wies landestypische
Unterschiede auf. Ein wesentlicher Unterschied zeigte sich in der Benutzung
der Materialien. Die Kleidung der Antike, in der es vorrangig Tunika und
Toga gab, war in der reichen Bevölkerungsschicht aus entsprechend teuren
Stoffen hergestellt worden. Die ärmere Schicht nutzte Leinen, Wolle oder
andere einfache Materialien.
Die mittelalterliche Kleidung, die größtenteils aus Nesseltuch oder
Flachsfasern bestand, war ein Spiegelbild der Ständeordnung. Die Menschen
und ihr Stand in der Gesellschaft waren an der Kleidung erkennbar und die
Vorschriften, wie sich wer zu kleiden hatte, waren streng.
Im 17. Jahrhundert, zur Zeit Ludwigs XIV. (1650-1715), nahm dessen
Bekleidung Einfluss auf die Garderobe anderer Länder, allerdings betraf das
nur die wohlhabenden Schichten, vor allem den Adel. Was der Sonnenkönig
trug, war in jenen Kreisen eine angesagte Garderobe. Ähnlichen Einfluss auf
die Kleidung der reichen Schichten hatte auch schon die spanische Mode des
16. Jahrhunderts gehabt.
Die Mode war eine Bekleidungs-"Empfehlung“, nach denen sich die einfachen
Menschen nicht
richteten. Sie konnten es gar nicht, denn sie hatten weder
die erlesenen Stoffe noch die Möglichkeiten, solche kunstfertige Kleidung
selbst herzustellen. In der Oberschicht hatte sich inzwischen das
Schneiderhandwerk herausgebildet.
Die Mode lässt sich nicht nur auf die Kleidung reduzieren. Die äußeren
Kulturformen, der Lebensstil und die Tafelsitten und der Zeitgeschmack in
der Architektur beispielsweise; all das hängt mit Mode zusammen. Alle
Erscheinungsformen waren und sind ständigen Veränderungen unterworfen. Jede
Epoche hat eine eigene Vorstellung von dem ästhetischen Ideal des
menschlichen Körpers, wenngleich es ein „Schönheitsideal“ im wörtlichen
Sinne gar nicht gibt. Da aber die Kleidung ermöglicht, bestimmte
Körperpartien hervorzuheben oder zu kaschieren, kann man sich - je nach
Zeitgeschmack - dem gerade angesagten Idealbild annähern.
Die Kleidung war und ist ein Mittel, seinen eigenen Vorstellungen von sich
der Welt gegenüber einen Ausdruck zu geben. Entspricht man den Trends, kann
das heutzutage schon fast in die „Unsichtbarkeit“ führen. Schwimmt man
modisch gegen den Strom, dann fällt man garantiert auf und hebt sich hervor.
Inwieweit das immer von gutem Geschmack zeugt, bleibt umstritten. Einen
eigenen Kleidungsstil zu finden, ist schwer und die Suche danach ist
zugleich ein Widerspruch und eine Einheit.
Auch wenn heute jeder sehr frei mit Mode umgehen kann, so gibt es nach wie
vor Trendvorgaben, die die Haute Couture in ihren Fashion-Weeks anbietet.
Sie sind kein Zwang, machen aber ihre Träger und Trägerinnen zu angeblich
modebewussten Menschen. Mode-Ikonen müssen sie deshalb noch lange nicht
sein. Die Haute Couture, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
entstand und gehobene Schneiderei bedeutet, hatte großen Einfluss auf die
Mode in Europa und darüber hinaus. Die nachahmenden Damen und Herren sorgten
durch ihre teilweise blinde Akzeptanz dafür, dass die Haute Couture in den
betuchten Kreisen der
Gesellschaft zum Maßstab der Dinge wurde - jedenfalls
in Sachen Bekleidung. Neben der Haute Couture begann sich bald die
Konfektion herauszubilden - prêt-à-porter - die im wörtlichen Sinne, sofort
bereit zum Tragen war. Massenherstellung machte sie für weite Kreise der
Bevölkerung möglich, während die Herstellung eines
Haute-Couture-Kleidungsstückes langwierig war. Die gehobene und die
Massenkleidung beeinflussten sich gegenseitig. Mancher Modeschöpfer ist
heute ein Vorreiter für die Konfektion, denn schließlich wollen die Damen
und Herren auch für den kleineren Geldbeutel modisch angezogen sein. Das
haben die Modedesigner verstanden.
Da gesellschaftliche Veränderungen, das Aufbegehren der Jugend und andere
Dinge, der Grund sind, warum sich auch die Kleidung und die Sichtweise auf
die Gegebenheiten ändert, wird die Mode immer eine Ausdruck der jeweiligen
Zeit und ihres Geschmacks sein.
Es gab Trends, die sich sehr lange hielten. Andere verschwanden nach
kürzester Zeit. Doch ist dem derzeitigen Stand der Modegeschichte eigen - es
gibt keinen Zwang mehr. Tatsächlich kann sich jeder kleiden, wie er möchte.
Die Auswahl an Materialien und Ideen ist schier grenzenlos. Man muss keiner
modischen Richtung folgen, man kann es. Erstaunlich ist in der Rückschau,
wie sehr sich der eigene Geschmack ändert im Hinblick auf schöne oder
weniger Garderobe.
Die Mode ist unberechenbar und gerade das macht sie zum Phänomen.