Durch den Urknall entstand das Universum. Doch was war vor dem Urknall?

Vor dem  Urknall
Beim Urknall handelt es sich um eine wissenschaftliche Theorie zur Entstehung des Universums. Demnach soll es vor etwa 13,8 Milliarden Jahren in einem einzigen Moment entstanden sein. Wissenschaftler, Physiker und Philosophen umtreibt jedoch gleichzeitig die Frage, was vor dem Urknall war.
Zahlreiche Kosmologen sind sich nicht im Klaren darüber, was vor dem Urknall existierte. Nach Ansicht des britischen Astrophysikers Stephen Hawking (1942-2018) gab es vor dem Urknall nichts. Darüber hinaus hielt er die Frage danach, was vor dem Urknall existierte, für nicht relevant.
Sicher ist zumindest, dass sich das Universum ausdehnt. Demzufolge müsste es immer kleiner werden, wenn man in der Zeit zurückginge. Aus mathematischer Sicht würde alles auf einen kleinen Punkt zusammenschrumpfen. Da sich jedoch noch keine Beweise über die Zeit vor dem Urknall erbringen ließen, sind den Spekulationen und Theorien Tür und Tor geöffnet.

Die Stringtheorie
Als plausibelste Erklärung gilt vielen Physikern die Stringtheorie. Nach Auffassung der Stringtheorie setzen sich die Bausteine des Universums aus kleinsten Fäden, sogenannten Strings, zusammen. Des Weiteren sind zehn Raumdimensionen vorhanden, von denen die Menschen allerdings nur drei wahrnehmen können. Weil der Mensch jedoch nur imstande ist, drei Raumdimensionen zu erfassen, übersteigt diese Theorie seine Vorstellungskraft. So hat sich das Gehirn des Menschen darauf eingestellt, nur drei Dimensionen wahrzunehmen.
Gemäß der Stringtheorie könnte es jedoch ein Vorgängeruniversum gegeben haben, das vollkommen anders geschaffen war, als unser Universum. Manche Forscher glauben, dass es sogar mehrere Vorgängeruniversen gab.

Big Bounce
Nach der Big-Bounce-Theorie existierte vor dem heutigen Universum bereits ein anderes Universum, das nicht mehr expandierte und schließlich kollabierte. Es verdichtete sich bis zum kleinsten Punkt und schrumpelte wie ein Ballon, dem die Luft ausgeht, zusammen. Schließlich klebte die Hülle des Ballons aneinander und die Wände durchdrangen sich gegenseitig. Das vorherige Innere wurde nun zum Äußeren. Durch das Abprallen der Ballonwände voneinander kam es zum Start einer neuen Expansion. Der Theorie zufolge konnte der Ballon wieder an Volumen gewinnen.
Der Big-Bounce-Theorie zufolge ist es möglich, dass sich das Universum in Milliarden von Jahren immer wieder aufbläht und verdichtet. Es geht also in regelmäßigen Abständen auseinander und wieder zusammen, womit sich die Geschichte des Universums erklären ließe.

Dunkle Materie
Einer neueren Theorie zufolge, die von dem finnischen Physiker Tommi Tenkanen von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore erstellt wurde, gab es vor dem Urknall doch etwas, nämlich Dunkle Materie. Diese dunkle Materie könnte seiner Meinung sogar älter als das Universum selbst sein.
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wird die dunkle Form der Materie von Elementarteilchen hervorgebracht. Diese Teilchen entstanden zusammen mit aller anderen Materie. Tenkanen kam in einer Studie zu dem Schluss, dass man von der Dunklen Materie schon lange ein unmittelbares Signal im Rahmen von Teilchenphysik-Experimenten hätte finden müssen, wenn es sich bei ihr um ein tatsächliches Relikt des Urknalls handeln würde. Weil dies jedoch nicht gelang, glaubt der finnische Physiker, dass die Dunkle Materie bereits vor dem Urknall existierte.

Bevor sich das Universum wieder zusammenzog, stellte es Skalare, spezielle Elementarteilchen her, von denen allerdings bis jetzt nur das Higgs-Teilchen bekannt ist. Nach Ansicht von Tenkanen besteht die Möglichkeit, dass auch die Dunkle Materie darunter fällt.

Doch noch immer zählt die Dunkle Materie für die moderne Physik zu den größten Rätseln. So wird die Frage, was es vor dem Urknall gab, die Wissenschaft auch in Zukunft beschäftigen.