Geschichte des Geldes: Welche Meilensteine
gab es bisher?

Geld regelt den Alltag, es begleitet
Handel und Macht, es bestimmt Wohlstand
und Misstrauen gleichermaßen. Kaum ein
anderes Konstrukt ist so unscheinbar
im Portemonnaie und gleichzeitig so
mächtig in seiner Wirkung.
Wer sich durch die Geschichte des
Geldes bewegt, entdeckt eine faszinierende
Reise: von Muscheln und Salz über glänzende
Münzen, zerknitterte Banknoten und digitale
Buchungen bis hin zu Kryptowährungen,
die weder eine Münze noch ein Schein
sind.
Geld ist mehr als Münzen und Scheine
Das Wesen des Geldes lässt sich in
drei Funktionen verdichten. Es ist Tauschmittel,
Recheneinheit und Wertaufbewahrung.
Als Tauschmittel vereinfacht es den
Handel, weil nicht mehr auf den Zufall
angewiesen ist, dass jemand genau das
anbietet, was gebraucht wird.
Als Recheneinheit schafft es eine
klare Basis, um Preise zu vergleichen
und Werte einheitlich zu messen. Als
Wertaufbewahrung wiederum erlaubt es,
Kaufkraft über Zeit hinweg zu sichern.
Genau diese drei Pfeiler machten
Geld über Jahrtausende hinweg so unverzichtbar.
Mit jedem neuen Geldsystem ging es letztlich
darum, diese Funktionen zuverlässiger
zu erfüllen als die Vorgänger.
Heute wird dieser Dreiklang sogar
in digitale Räume übertragen. Wer
online mit echtem Geld unterwegs
ist, bewegt sich oft in Bereichen, die
ohne Vertrauen kaum funktionieren würden.
Ob beim Einkaufen in Webshops, beim
Traden an Börsen oder beim Glücksspiel
um Geld in virtuellen Casinos. Insbesondere
das Gambling mit echtem Geld hat in
den letzten Jahren regelrecht Fahrt
aufgenommen und bricht viele Rekorde.
Doch stets hängt alles davon ab,
dass die digitale Infrastruktur Werte
korrekt verbucht und keine Manipulation
möglich ist. Dabei zeigt sich ein interessanter
Kreis: Geld wird nicht nur physisch,
sondern längst auch virtuell als Tauschmittel,
Recheneinheit und Wertaufbewahrung eingesetzt.
Der Reiz liegt darin, dass Transaktionen
in Sekundenschnelle geschehen können,
während gleichzeitig immer wieder die
Frage im Raum steht, ob Sicherheit und
Verlässlichkeit ausreichen, um dieses
Vertrauen dauerhaft zu rechtfertigen.
Warengeld als Anfang, mit eingebauten
Grenzen
Lange vor Münzen und Scheinen nutzten
Menschen Dinge des Alltags, um Werte
auszutauschen. In Küstenregionen waren
Kaurimuscheln begehrt, in Gebirgen konnte
Salz als weißes Gold dienen. Auch Edelmetalle
wie Gold oder Silber fanden früh Akzeptanz.
Selbst im 20. Jahrhundert griffen Menschen
in Krisen auf Zigaretten zurück, die
plötzlich weit mehr waren als Rauchware.
So praktisch Warengeld war, es hatte
Schwächen. Lebensmittel verdarben, sperrige
Güter ließen sich schlecht transportieren
und Edelmetalle mussten mühsam auf Reinheit
geprüft werden. Je komplexer die Gesellschaften
wurden, desto deutlicher zeigte sich:
Ein standardisiertes Zahlungsmittel
musste her.
Der große Schritt zur Münzprägung
Im 7. Jahrhundert vor Christus begannen
die Lyder, Münzen aus einer Gold-Silber-Legierung
zu prägen. Jede Münze trug ein Symbol
und hatte ein festes Gewicht. Plötzlich
gab es ein Zahlungsmittel, das nicht
nur einen Wert versprach, sondern ihn
sichtbar verkörperte.
Die Griechen und Römer griffen die
Idee auf und nutzten Münzen nicht nur
für den Handel, sondern auch als Botschafter
von Macht. Herrscherköpfe und Symbole
zierten die Stücke und machten deutlich,
wem die Währung zu verdanken war. Der
Nutzen im Alltag war enorm: Händler
konnten Preise kalkulieren, Fernhandel
wurde einfacher und selbst Steuern ließen
sich effizienter eintreiben.
Papier statt Metall
China war der Vorreiter. Bereits
im 11. Jahrhundert
während der Song-Dynastie
zirkulierten Papiergeldscheine,
die den beschwerlichen Transport schwerer
Münzen ersetzten. In Europa dauerte
es länger, bis Papiergeld Einzug hielt.
1661 gab die Stockholms Banco die ersten
europäischen Banknoten aus. Der Erfolg
war groß, das Vertrauen allerdings noch
fragil.
Parallel entstanden in Handelszentren
wie Amsterdam oder Hamburg sogenannte
Girobanken. Sie ermöglichten es, Geldbeträge
von einem Konto zum anderen zu übertragen,
ohne Münzen durch die Stadt zu tragen.
Das war revolutionär, denn es schuf
erstmals eine Infrastruktur für bargeldlose
Zahlungen. Wechsel, Kredite und Buchgeld
wurden zur Basis des modernen Finanzwesens.
Zersplitterte Währungen im deutschsprachigen
Raum
Bis ins 19. Jahrhundert hinein war
Deutschland ein Flickenteppich von Münzsystemen.
Jeder Fürst, jede Stadt hatte eigene
Münzen, eigene Maße, eigene Rechnungsweisen.
Der Handel litt darunter, da Umrechnungen
mühsam waren und Vertrauen in fremde
Münzen fehlte.
Mit der Reichsgründung 1871 kam der
Durchbruch. 1873 wurde die Mark als
einheitliche Währung eingeführt, ab
1876 war sie verbindlich im Umlauf.
Die Reichsbank übernahm die Rolle der
zentralen Instanz. Deutschland hatte
endlich eine verlässliche Rechnungseinheit
und konnte den wirtschaftlichen Aufschwung
bündeln.
Währungschaos und Stabilisierung
Der Erste Weltkrieg brachte die deutsche
Mark ins Wanken. Um Krieg und Reparationszahlungen
zu finanzieren, wurden unermüdlich Banknoten
gedruckt. 1923 folgte die Hyperinflation:
Brot kostete Milliardenbeträge, Ersparnisse
lösten sich in Luft auf, Menschen schoben
Schubkarren voller Geldscheine durch
die Straßen.
In dieser Krise wurde die Rentenmark
eingeführt, gedeckt nicht durch Gold,
sondern durch Grund und Boden. Ihr Erfolg
beruhte weniger auf realen Werten als
auf dem Vertrauen, dass es nun ein Ende
der Geldflut gab.
1924 kehrte mit der Reichsmark Stabilität
zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand
das Land erneut vor einem Währungsbruch.
1948 kam die Deutsche Mark, ausgestattet
mit einem „Kopfgeld“ von 40 Mark pro
Kopf. Sie wurde zum Symbol des Wirtschaftswunders
und zum Fundament einer neuen Stabilität.
In der DDR hingegen zirkulierte die
Mark der Deutschen Notenbank, später
Mark der DDR, bis zur Wiedervereinigung
1990.
Ein Markt, eine Währung?
Der Traum einer gemeinsamen Währung
in Europa war eng verknüpft mit der
politischen Integration. Mit dem
Vertrag von Maastricht 1992 legten die
Mitgliedsstaaten die Grundlagen.
1999 wurde der Euro zunächst als
Buchgeld eingeführt. Die Deutsche Mark
verlor damit ihren Status, blieb aber
bis 2001 im täglichen Bargeldverkehr
erhalten. Am 1. Januar 2002 hielt das
Euro-Bargeld Einzug in die Geldbörsen.
Mit einem fixen Umrechnungskurs von
1,95583 DM je Euro endete die Ära der
D-Mark.
Der Euro vereinfachte den Handel
im Binnenmarkt und machte Preise zwischen
den Mitgliedsstaaten vergleichbar. Gleichzeitig
war er immer wieder umstritten. Kritiker
verwiesen auf den Verlust nationaler
Souveränität und die Anpassungslasten
in schwächeren Volkswirtschaften.
Kartenzahlung, Online-Banking,
Echtzeitüberweisungen, Mobile Wallets
Während früher Münzen klimperten
und Scheine knisterten, reicht heute
oft ein Klick. Kartenzahlungen sind
zur Selbstverständlichkeit geworden,
Online-Banking hat Schalterhallen überflüssig
gemacht.
Mit der SEPA-Harmonisierung wurde
der Zahlungsverkehr im Euroraum vereinheitlicht.
Statt unübersichtlicher Bankverbindungen
nutzen alle IBAN und BIC. 2017 starteten
die SEPA Instant Payments: Überweisungen
in Sekunden, 24 Stunden am Tag, sieben
Tage die Woche.
Mobile Payment ist die nächste Stufe.
Apple Pay, Google Pay oder Banking-Apps
verwandeln das Smartphone in eine Brieftasche.
Sicherheit, Komfort und Geschwindigkeit
stehen dabei in einem ständigen Wettlauf.
Neue Architektur, neue Fragen
2008 veröffentlichte ein anonymer
Autor unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto
ein Whitepaper, das die Finanzwelt erschütterte.
2009 wurde der erste Bitcoin geschürft.
Die Idee: ein digitales Geldsystem ohne
Banken, ohne Staaten, abgesichert durch
Mathematik.
Das Herzstück ist die Blockchain,
ein fälschungssicheres Kassenbuch, das
weltweit verteilt geführt wird. Bitcoin
hat Fans, die es als digitales Gold
feiern, und Kritiker, die es wegen der
enormen Kursschwankungen für riskant
halten.
Parallel dazu arbeitet die Europäische
Zentralbank
am digitalen Euro. Er soll Bargeld
nicht ersetzen, sondern ergänzen, Zahlungen
erleichtern und Vertrauen in staatliche
Währungen auch im digitalen Raum sichern.
Ob Kryptowährungen und digitale Zentralbankwährungen
nebeneinander bestehen können oder ob
sich eine Seite durchsetzt, bleibt eine
der spannendsten Fragen der kommenden
Jahre.