James Abram Garfield ging als der US-Präsident
mit der zweitkürzesten Amtszeit in die Geschichte
seines Landes ein. Er konnte sein lediglich vier
Monate ausüben. Im September 1881 war er, wie vor
ihm bereits US-Präsident Abraham Lincoln (1865),
Opfer eines tödlichen Attentats geworden.
James A. Garfield kam am
19. November 1831 in einer Farmhütte in
dem um 1815 gegründeten Dorf Orange im US-Staat Ohio
zur Welt. Garfields Vater starb 1833 und so musste
Mutter Eliza Ballou Garfield allein für die
vielköpfige Familie sorgen. Ihr Lieblingssohn James
A. Garfield musste früh auf der Farm helfen. 1847
nahm er eine Stellung bei einem Verwandten, der ein
Flussboot am Ohio-Kanal besaß, an. Aber bald musste
er wegen einer Malaria-Erkrankung wieder auf die
heimatliche Farm zurückkehren. Seine Mutter
ermöglichte dem intelligenten Jungen die Aufnahme
einer bis dahin vernachlässigten Schulbildung. Von
1848 bis 1850 besuchte Garfield im Nachbarort
Chester die Geauga Academy. Nebenbei arbeitete
Garfield als Zimmermannshelfer und als
Nachhilfelehrer. An der Schule lernte er seine
spätere Ehefrau Lucretia Rudolph kennen (Heirat
1858, sieben Kinder). Von 1851 bis 1853 ergänzte
Garfield seine Bildung am Western Reserve Eclectic
Institute in Chester sowie von 1854 bis 1856 am
Williams College in Williams, Massachusetts. Nach
seinem Abschluss kehrte er als Lehrer ans Western
Reserve Eclectic Institute zurück und unterrichtete
unter anderem Griechisch, Latein und Mathematik.
1857 wurde Garfield zum Leiter der Schule ernannt.
Neben seiner Schultätigkeit studierte er Jura. 1860
wurde er als Anwalt anerkannt.
Der redegewandte und sich energisch für die
Abschaffung der Sklaverei einsetzende Garfield
engagierte sich politisch in der Republikanischen
Partei. Er wurde rasch einer der
Führungspersönlichkeiten seiner Partei in Ohio und
erhielt 1859 einen Sitz im Senat seines
Heimatstaates. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges
meldete sich Garfield als Oberstleutnant im 42.
Ohio-Freiwilligen-Regiment zum Kriegsdienst für die
Union. Obwohl ohne fundierte militärische
Erfahrungen zeichnete er sich als Kommandeur seines
Verbandes aus. So zwang er sich im östlichen
Kentucky festgesetzte Südstaaten-Truppen im November
1861 zum Rückzug. Garfield nahm später unter anderem
an den Schlachten von Shilo (1862) und Chickamauga
(1863) teil.
1862 wurde Garfield ins US-Repräsentantenhaus
gewählt. Er sträubte sich zunächst, deshalb seinen
Posten als Offizier aufzugeben. Präsident Lincoln
konnte ihn aber überzeugen, das Wahlamt anzunehmen.
Ehrenhaft im Rang eines Generalmajors entlassen,
vertrat Garfield seinen Wahlkreis ohne Unterbrechung
insgesamt 17 Jahre lang.
Er wurde dem reformistischen Flügel der
Republikaner, den Half-Breeds, zugerechnet. Die
Half-Breeds standen im Gegensatz zu den
konservativen und für ihre Patronage-Politik
berüchtigten Stalwarts. Garfield setzte sich für
eine harte Linie gegenüber den Südstaaten ein. Diese
Haltung modifizierte er allerdings bald nach
Kriegsende und schlug versöhnliche Töne ein. Er war
ein Befürworter des Wahlrechts für Schwarze und nahm
in der Wirtschafts- und Finanzpolitik eine
konservative Haltung ein. Die Vetternwirtschaft der
Stalwarts war ihm ein besonderes Ärgernis und er
polemisierte ausgiebig gegen diese Erscheinung. 1872
musste er sich allerdings selbst im Zusammenhang mit
dem Crédit-Mobilier-Skandal nie bewiesenen
Anschuldigungen stellen, Bestechungsgelder
angenommen zu haben.
Anfang 1880 wurde Garfield zum US-Senator gewählt.
Er hat dieses Amt aber faktisch nicht angetreten, da
ihn seine Partei wenig später auf einem Wahl-Konvent
überraschend als Kompromiss-Lösung zum
Präsidentschaftskandidaten gewählt hatte. Sein „Running
Mate“ für die Vizepräsidentschaft war Chester A.
Arthur. Bei seinem Wahlkampf gegen den
demokratischen Kontrahenten, General Winfield Scott
Hancock, kam es Garfield zugute, dass er Deutsch
beherrschte. So konnte er in Bezirken mit
deutschsprachigen Bevölkerungsanteilen besonders
viele Sympathien erwerben. Beim Wahlergebnis lag
Garfield schließlich mit etwa 2.000 Wahlstimmen (bei
neun Millionen abgegebenen Stimmen) äußerst knapp
vor Hancock. Das entscheidende Wahlmänner-Verhältnis
fiel aber mit 214 zu 155 deutlich zu Garfields
Gunsten aus.
Am 4. 3. 1881 fand die feierliche Amtseinsetzung des
20. US-Präsidenten in Washington statt. In den
ersten Wochen seiner Amtszeit konzentrierte sich
Garfield auf eine Versöhnung der beiden verfeindeten
Flügel in seiner Partei. Er berücksichtigte deshalb
Vertreter beider Richtungen bei der Besetzung seines
Kabinetts. Danach legte er sein Augenmerk auf
Staatsschuldenabbau und eine Verwaltungsreform, die
insbesondere die Korruption beseitigen sollte.
Wichtig war ihm auch die Versöhnung mit dem Süden.
Am 2. 7. 1881 wurde Garfield in Washington von
Charles Guiteau, bei dem eine Geisteskrankheit
festgestellt wurde, niedergeschossen. Guiteau war im
Wahlkampf ein Parteigänger Garfields gewesen. Er
verlangte als Dank für seine Unterstützung in
mehreren wirr geschriebenen Briefen, als Konsul in
Paris eingesetzt zu werden. Seine Schreiben blieben
unbeantwortet. Guiteau wollte sich rächen und traf
Garfield mit zwei Revolverkugeln. Trotz intensiver
Bemühungen konnten die das Attentatsopfer
behandelnden Ärzte nur eine der beiden Kugel
entfernen. Das andere im Rücken steckende Projektil
konnte nicht geortet werden. Garfield starb in Folge
am 19. 9. 1881 in Elberon, New Jersey, an einer
Wundinfektion. Guiteau wurde, möglicherweise auf
öffentlichen Druck, im Mordprozess für
vollzurechnungsfähig erklärt und zum Tode
verurteilt. Das Urteil wurde am 30. 6. 1882
vollstreckt.
James A. Garfield
Seiten
James A. Garfield Bücher