King jr. war 26 Jahre alt und in Montgomery noch
nicht lange heimisch, als die schwarze
Bürgerrechtlerin Rosa Parks wegen eines Vergehens
einem Weißen gegenüber in Haft genommen wurde. Ihr
Vergehen bestand darin, dass sie nicht von ihrem
Sitzplatz aufgestanden war, um ihn für einen Weißen
freizumachen, der ihn eingefordert hatte. Der
Vorfall löste eine große Solidarisierungsbewegung
aus, die die schwarze Bevölkerung als eine Einheit
auftreten ließ. Die Folge war der „Montgomery Bus
Boycott“, der zum Beginn der schwarzen
Bürgerrechtsbewegung wurde. King
jr. leitete das
Komitee, das die Aktionen innerhalb des Bus-Boykotts
koordinierte. Die Wirkung dieses Boykotts zeigte
einen internationalen Widerhall, nicht nur, weil er
knapp über ein Jahr anhielt, sondern auch weil er
über den ganzen Zeitraum hinweg gewaltfrei
durchgeführt worden war.
Die Ausdauer der Bürgerrechtler blieb nicht ohne
Erfolg. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten
Staaten von Amerika verkündete 1956 ein Urteil
zugunsten der Schwarzen in Montgomery. In den Bussen
der Stadt waren künftig alle Menschen
gleichberechtigte Fahrgäste unabhängig von ihrer
Hautfarbe.
Für Martin Luther King jr. war dieser Sieg ein
erster großer öffentlicher Erfolg. Im Zuge des
Bus-Boykotts bildeten sich verschiedene
Bürgerrechtsorganisationen und schwarze Pfarrer
gründeten die „Southern Christian Leadership
Conference“ (SCLC). King wurde zum Präsidenten
dieser Konferenz gewählt. Beflügelt von den
Ereignissen bereiste er die Südstaaten, legte etwa
700.000 Meilen zurück, nahm an Demonstrationen teil
und hielt unzählige Reden, in denen er den Menschen
Mut machte, ihnen gesellschaftliche Zusammenhänge
auseinandersetzte und sich dafür einsetzte, den
Bürgerrechtskampf unermüdlich weiter zu führen. Die
Bedeutung der gewaltlosen Bewegung war enorm und
bald hatten sich ihr auch weiße Mitbürger
angeschlossen.
King gab 1960 seine Pastorenstelle auf, die er in
Montgomery bekleidete. Von da an widmete er sich
zunehmend und mit immer mehr Zeitaufwand der
Bürgerrechtsbewegung. Sein Vater und er hatten nun
zu gleichen Teilen das Pastorats-Amt in Atlanta an
der Ebenezer Baptist Church inne, wodurch King jr.
die Arbeit für den sozialen Kampf enorm erleichtert
wurde. Seine Frau Coretta war ihm ebenfalls eine
große Stütze. Sie hielt selbst auch Reden anstelle
ihres Mannes, gab Konzerte im Rahmen der
Bürgerrechtsbewegung und nahm an Protestkundgebungen
und Märschen teil.
King jr. war mittlerweile zu einer bedeutenden
Persönlichkeit geworden. Kaum ein Schwarzer kannte
ihn nicht. Er war in aller Munde und für die
schwarze Bevölkerung war er Vorbild und
Hoffnungsträger zugleich. Er war zu ihrem geistigen
Führer aufgestiegen, dessen Wort Gewicht hatte.
Doch King jr. hatte nicht nur Freunde. Es sah wie
eine juristische Schikane aus, als er in Florida zu
sechs Monaten Zwangsarbeit verurteilt wurde. Der
Grund der Verurteilung war ein Versäumnis. King
hatte lediglich nach seinem Umzug von Montgomery
nach Atlanta vergessen, seinen Führerschein
ordnungsgemäß umzumelden. So saß er im Gefängnis,
während die New Yorker Universität sein Engagement
mit einem Preis zu ehren gedachte. King jr. hatte zu
diesem Zeitpunkt schon so eine große Popularität
erreicht, dass man es nicht wagte, ihm die
Entgegennahme der Auszeichnung zu verweigern. Man
flog ihn zur Preisverleihung nach New York und
wieder zurück nach Reidsville ins Gefängnis. Was für
eine Absurdität!
Die Familie, deren Lebenssituation in dieser Zeit
durch die Abwesenheit Kings nicht leicht war, bekam
unerwartet Hilfe. John F. Kennedy, der derzeitige,
demokratische Präsidentschaftskandidat machte sich
für King stark und erreichte es, dass der wegen
einer Lappalie Verurteilte gegen Kaution aus dem
Gefängnis entlassen wurde. Die Menschen dankten es
dem noch nicht amtierenden Präsidenten, der nur
wenig später mit einer Mehrheit von etwa 100.000
Stimmen die Wahl gewann und Präsident von Amerika
wurde.