Otto Hahn Lebenslauf

Der deutsche Chemiker Otto Hahn hat sich durch seine bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen den Beinamen „Vater der Radiochemie“ erworben. Auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebs ist der Name des gebürtigen Hessen im Zusammenhang mit der Entdeckung der Kernspaltung zum Begriff geworden.
Otto Hahn wurde am 8. März 1879 als jüngster der vier Söhne von Charlotte Hahn geb. Giese und des zum wohlhabenden Unternehmer aufgestiegenen Glasermeisters Heinrich Hahn in Frankfurt/Main geboren. Otto Hahn machte 1897 das Abitur an einer Oberrealschule in seiner Heimatstadt Frankfurt. Daran schloss sich ein Chemiestudium in Marburg und München an, das Hahn 1901 mit der Promotion abschloss.
Nach dem Einjährigen-Wehrdienst arbeitete Hahn zunächst zwei Jahre als Assistent an seinem alten Fachbereich in Marburg. 1904 bildete er sich am Londoner University College bei dem britischen Chemie-Professor William Ramsay fort. Dort lernte er den Einsatz von Radiumsalzen bei der Analyse chemischer Stoffe kennen. Hahn gelang es dabei, Radiumthorium, ein Isotop, also eine Variante, des chemischen Elements Thorium zu isolieren. Damals war die Existenz von Isotopen noch nicht bekannt. Hahn und Ramsay glaubten daher an die Entdeckung eines neuen Elements. Von den Erfahrungen in London motiviert, gab Hahn seinen ursprünglichen Berufswunsch auf, als Chemiker in der Industrie zu arbeiten. Stattdessen strebte er nun eine dauerhafte Tätigkeit in der Forschung an. Dementsprechend setzte er seine Forschungen 1905 bei Professor Ernest Rutherford in Montreal fort. Rutherford hatte sich kurz vorher einen Namen durch die Formulierung des „Radioaktiven Zerfallsgesetz“ gemacht. In Montral entdeckte Hahn eine Reihe weiterer Isotope.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1906 wurde er Mitarbeiter des Nobelpreisträgers für Chemie 1902 Professor Emil Fischer an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin. Dort habilitierte Hahn sich im Jahr darauf. Dort lernte er auch die aus Österreich stammende Physikerin Lise Meitner kennen. Die beiden Wissenschaftler verband in den nächsten drei Jahrzehnten eine enge berufliche und freundschaftliche Verbindung. Eines der spektakulärsten Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit war 1918 die Entdeckung des Elements Protactinium (Ordnungszahl 91).
Im Ersten Weltkrieg diente Hahn als Offizier einer Pioniereinheit im Bereich des Kampfgaseinsatzes. Seine Skrupel gegen die seiner Meinung nach inhumane und kriegsvölkerrechtswidrige Gas-Waffe rechtfertigte er mit der Hoffnung, durch Gaseinsatz den Krieg verkürzen zu können.
1921 wies Hahn die Existenz von Kernisomeren („Uran Z“) nach. In den Folgejahren beschäftigte er sich intensiv mit den Möglichkeiten mit „Angewandter Radiochemie“ chemische und physikalische Prozesse analysieren zu können. Seine Arbeiten zu diesem Thema zählten bald zu Grundlagen der modernen Nuklearwissenschaft.
Hahn und seine mit ihm seit 1913 verheiratete Frau, die Künstlerin Edith geb. Junghans (1887 – 1968), standen den 1933 in Deutschland an die Macht gelangten Nazis ablehnend gegenüber. Aus Protest gegen Hitler verließ Hahn 1934 die Universität und wechselte ins Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie über. Das internationale Renommee von Hahn, der sich trotz mehrfacher Aufforderung beharrlich weigerte, NSDAP-Mitglied zu werden, schützte ihn vor Verfolgung. Die Hahns nutzten ihre Stellung oft, um vom Regime Verfolgten zu helfen. So sorgte Otto Hahn dafür, dass Lise Meitner, die als Jüdin ihre Lehrbefugnis an der Universität verloren hatte, am Kaiser-Wilhelm-Institut weiterforschen konnte. 1938 verhalf er ihr zur Flucht ins Ausland.
Endgültig zur Weltberühmtheit wurde Hahn 1939. Zusammen mit Lise Meitner und Assistent Fritz Straßmann hatte Hahn Forschungsansätze des italienischen Physikers Enrico Fermi, der Transurane entdeckt hatte, aufgegriffen. Bei Experimenten, bei denen Hahn im Dezember 1938 Uran-Atome mit Neutronen beschossen hatte, um Transurane zu erzeugen, kam es zu einer Kernspaltung. Der Atomkern des Urans war in Barium und Krypton zerfallen. Über die wissenschaftliche Sensation hinaus war für mögliche praktische Anwendungen dieser Entdeckung, insbesondere der Energie-Aspekt von Bedeutung. Bei der beobachteten Kernspaltung waren nämlich hohe Energiemengen abgegeben worden. Die Anfang 1939 von Lise Meitner aus dem schwedischen Exil veröffentlichten Forschungsergebnisse gaben Spekulationen über den friedlichen und militärischen Nutzen dieser neuen Energiequelle Nahrung. Die deutsche Reichsregierung machte in Folge erhebliche Anstrengungen, die Entdeckung für ihre Zwecke zu nutzen. 1941 gelang Hahn Entdeckung weiter verfolgenden Physiker Werner Karl Heisenberg die Konstruktion des vorläufigen Prototyps eines Atomreaktors. Heisenberg sabotierte aber in den nächsten Jahren erfolgreich die von ihm erwartete Entwicklung einer Atombombe.
Hahn war für seine Arbeit zur Erforschung der Kernspaltung 1944 der Nobelpreis für Chemie zugesprochen worden. Die Bekanntgabe der Wahl erfolgte aber erst 1945. Ende 1946 konnte Hahn, der nach Kriegsende von den Alliierten kurzzeitig in England interniert worden war, den Preis in Schweden annehmen.
Otto Hahn, von 1946 bis 1960 Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft beziehungsweise der Max-Planck-Gesellschaft hat sich ab 1945 unter dem Eindruck der Bombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki mit großer Energie in der Öffentlichkeit gegen den Einsatz von Atomwaffen engagiert. Der Chemiker sah sich in der Mitverantwortung für die Japan-Atombomben. Der von ihm mitunterzeichnete „Göttinger Appell“ von 18 führenden deutschen Wissenschaftler wandte sich vehement gegen Pläne der Bundesregierung, die Bundeswehr atomar aufzurüsten.
Am 28. Juli 1968 ist Otto Hahn im Alter von 89 Jahren in Göttingen gestorben.
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