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Modejahr 2001 – Das Design franst aus
Ein Umbruch wurde sichtbar. Und tragbar.
Schwarz-weiß Kontraste gab es im Vorjahr bereits.
Nun wurden sie deutlicher. Man hatte für die Herren
den „Retro-Chic“ kreiert. Elegante
Nadelstreifen-Anzüge oder Blazer mit auffallend
Doppelreihung fanden zudem Eingang in die Damenmode.
Der moderne Herr scheute kein gesticktes Logo auf
der Brusttasche seines Hemdes und selbst ein Wappen
wurde als angemessen akzeptiert.
Zwar stand der Sport als Freizeit-Highlight an
vorderster Stelle, aber in der Mode teilten sich die
Lager.
Massenmode durfte sportlich sein, aber der
wohlhabende Trend-Interessierte wollte sich abheben.
Für viele Männer wurde erlesene Kleidung zu einem
wichtigen Thema. Die Zeiten, da Frau dem Manne
Hemden und Hosen kaufte, waren vorbei. Die Herren
hatten sich längst auf den Weg zu eigenem
Modebewusstsein aufgemacht und kauften selbst.
Florenz hatte handfeste Zeichen gesetzt und mehr
Farbigkeit in die Herrenmode gebracht. Kleiderzwänge
begannen sich aufzulösen. Lässigkeit in Perfektion
oder der Maßanzug aus feinstem Zwirn; der Mann des
21. Jahrhunderts wurde in der Mode sehr ernst
genommen.
Die Jugendlichen – hier ist deren eigener Jargon
aussagekräftig – standen mehr denn je auf
Markendesign. Sie behielten dennoch Bewährtes aus
den 90ern bei. Mode-Vorschriften interessierten die
jungen Leute nicht sonderlich. Sie nahmen sie als
Vorschläge wahr und wenn diese ihnen cool
erschienen, folgten sie den Trends. Junge Mädchen
und Frauen liebten es, ihr lässiges Erscheinungsbild
mit Romantik zu mischen. Unter dem Faltenrock lugte
ein fescher Tüllsaum hervor und die Kostümjacke
wurde mit blumigen Accessoires am Revers betont,
natürlich nur auf einer Seite. Die Asymmetrie war
wichtig. Aufgenähtes in erstaunlichen Farben oder
gegensätzlichen Materialien war besonders schick.
Von Louis Vuitton kam ein Tweed-Rock auf den Markt,
der durch einen abgerissenen Jeansbund bestach.
Ausgefranste und löcherige Jeans sahen abgetragen
aus, waren der neueste Schrei und selbstverständlich
ein echtes Designer-Produkt. Jeans waren nie out,
aber auch noch nie so in. Gucci ließ sie sich etwas
kosten. Eine neue Linie der etablierten Mode
entstand: die Punk-Couture. Dazu waren
Pelz-Accessoires begehrt. Und immer wieder sah man
Patches, aufgenähten Stoffflicken in allen
Materialien.
Perfektion sah nicht gewollt, sondern zufällig aus.
Die Silhouette war im Allgemeinen schmal. Hüfthosen
und kurze Pullover ließen immer noch den Bauch frei.
Der Hit des Sommers waren farbige Animalprints, die
sich zusammen mit den grün-beige-braunen
Military-Tarnmustern bereits zaghaft im Vorjahr
gezeigt hatten. John Galliano, der Brite, dessen
erfolgreiche Profilierung schon im letzten Jahrzehnt
für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, setzte jetzt mit
seinen Häkelblumen-Röcken und Umhängen auf Fun.
Pop-Art hingegen hatte Jean-Charles de Castelbajac
inspiriert und Prada blieb minimalistisch wie
bisher.
Einigkeit herrschte bei den Designern in der
Gegensätzlichkeit. Doch ob Gucci Shiftkleider aus
Bändern anpries oder Galliano Zeitungsdruckstoffe
schräg verarbeitete; die beste und perfekteste
Schneiderkunst war für diese Kreationen gerade gut
genug.
Erkannte man das Modebewusstsein nicht sofort an
der Kleidung, dann doch auf jeden Fall an den
Frisuren. Fransig, wild und auch weißblond gefärbt;
so waren die Jugendlichen beiderlei Geschlechts zu
erkennen. Angesagt war Styling von Kopf bis Fuß.