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Politjahr 1907 Politik in Deutschland


Sozialdemokratie der Zentrumspartei soll bekämpft werden (Januar / Februar / März)
Kaiser Wilhelm II. ruft am 1. Januar im so genannten "Silvesterbrief" dazu auf, die Sozialdemokratie in der Zentrumspartei zu bekämpfen. In dem Brief, der von Reichskanzler Bernhard Graf von Bülow veröffentlicht wurde, bekennt sich der Kaiser zu der imperialistischen Politik Deutschlands. Am 18. Februar werden über 50 polnischsprechende Gymnasiasten aus Gymnasien in Preußen verwiesen. Da die Geschwister der Schüler sich weigerten im Religionsunterricht Deutsch zu sprechen und somit am so genannten Schulstreik teilnahmen, wurden diese entlassen. Als Grund hierfür wurde mangelnde nationale Zuverlässigkeit genannt. Insgesamt über 70.000 Kinder nahmen an dem Streik teil. Der Kriegszustand in Deutsch-Südwestafrika wird am 31. März von Wilhelm II. für beendet erklärt. Einzelne Stammesgruppen widersetzen sich der Kolonialherrschaft, dies tut der Erklärung aber keinen Abbruch. Mehr als 90.000 Einheimische fielen bei den seit 1903 andauernden Kämpfen zwischen Hottentotten und Hereo. Etwa 1.500 Angehörige der Kolonialtruppen Deutschlands fielen bei den Ausschreitungen.

Beschluss zur Einrichtung eines Kolonialministeriums (April / Mai / Juni)
Direkte Aktionen werden am 1. April vom Nationalkongress der französischen Sozialisten abgelehnt. Auch ein Generalstreik zur Durchsetzung verschiedener politischer und sozialer Forderungen wird vom Nationalkongress abgelehnt. Am 3. Mai beschließt der deutsche Reichstag, dass ein Kolonialministerium eingerichtet wird. Im Jahr 1906 wurde diese Institution noch vom Parlament abgelehnt, allerdings ist eine Einrichtung nun aufgrund neuer Mehrheitsverhältnisse nach der Wahl im Januar möglich. Bernhard Dernburg wird erster Kolonialminister. Am 15. Juni beginnt die zweite Haager Friedenskonferenz. Die Einführung von Rüstungsbeschränkungen und eines internationalen Schiedsgerichtshofes sind Hauptstreitpunkte zwischen den Großmächten.

7. Sozialistenkongress in Stuttgart (Juli / August / September)
Der Dreibund zwischen Italien, Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich verlängert sich am 1. Juli automatisch bis in das Jahr 1914, da keiner der Bündispartner den Vertrag rechtzeitig gekündigt hat. Der 7. internationale Sozialistenkongress beginnt am 18. August in Stuttgart. Somit ist dieser der erste stattfindende Sozialistenkongress in Deutschland. Über 50.000 Menschen nehmen an der Eröffnungsveranstaltung teil. Prominente Teilnehmer sind Lenin und Rosa Luxemburg.

Debatte um das Vereinsgesetz (Oktober / November / Dezember)
Auf dem Jahrestag in Hamburg fordert der Allgemeine Deutsche Frauenverein am 3. Oktober, verschiedene Sozialreformen für arbeitende Frauen. Darunter ist unter anderem ein Maximalarbeitstag von zehn Stunden. Mit etwa 20.000 Mitgliedern ist der Allgemeine Deutsche Frauenverein eine der größten Frauenorganisationen Deutschlands. Eine Debatte um das Vereinsgesetz beginnt am 9. Dezember im Reichstag. Ein erster Entwurf wurde bereits im November veröffentlicht. Besonders die Frage über den Beitritt von Frauen in politischen Vereinen ist ein Hauptstreitpunkt der Debatte.

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