Juni 1901 - Nur noch Standartansichtskarten werden befördert

Kalender Juni 1901
Das Reichspostamt kündigte am 18. Juni 1901 an, dass Ansichtskarten mit Verzierungen und „Aufklebungen“ aus Mineralstaub, Glassplitterchen, Glaskügelchen, Sand und Metallteilchen und sonstige festen Materialien nicht mehr zur offenen Versendung zugelassen waren und nicht mehr befördert werden. Das Beförderungsgesetz erstreckte sich auf den innerdeutschen und den deutsch-schweizerischen Postverkehr. Im internationalen Verkehr der Post waren derartige Beigaben ohnehin schon immer untersagt..
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Wichtige Ereignisse im Juni 1901

1. Juni
Als die Zolltarifvorlage besprochen wurde, kam es zu starken Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Bund der Landwirte und der katholischen Zentrums-Partei. Die Ursache dafür war, dass Führer des Bundes der Landwirte versuchte, die katholischen Bauernvereine auf ihre Seite zu ziehen und sie bei dem Streit einzuspannen.
2. Juni
In Preußen kamen Einzelheiten aus dem Bericht des Ministers für öffentliche Arbeiten, Karl von Thielen, ans Licht. In dem Bericht ging es um die Lage der preußisch-hessischen Staatsbahnen. Danach umfasste das Eisenbahnnetz rund 30.000 km. Der Personalbestand betrug etwa 345.000, darunter 33.000 Beamte und 212.000 Eisenbahnarbeiter.
3. Juni
Der deutsche Offizier Alfred Graf von Waldersee, der Oberkommandierende der internationalen Besatzungstruppen im Boxeraufstand, verließ China. Auch die Interventionstruppen kehrten in ihre Heimat zurück.
4. Juni
Bei den zwei Tage dauernden Beratungen über den Haushalt, stellte der österreichische Ministerpräsident Ernest von Koerber "Los-von-Rom“-Bewegung im österreichischen Abgeordnetenhaus als harmlos dar. Diese Aussage Koerbers Erklärung wurde in der katholischen Presse und von der Zentrums-Partei scharf kritisiert.
5. Juni
An der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg wurde den ersten Studenten der Titel Dr.-Ing verliehen. Die Hochschule wurde 1879 gegründet. Die Berliner Bauakademie und die Gewerbeakademie wurden darin eingeschlossen. Die preußischen Technische Hochschuen erhielten erst 1899 das Recht zur Verleihung des Doktortitels in den Ingenieurwissenschaften.
6. Juni
In Kopenhagen wurde von vielen Menschen gegen die Regierung protestiert. Die oppositionelle Venstre-Partei hatte bei den Parlamentswahlen am 3. April mit großem Vorsprung gewonnen. Am 24. Juli bekam Dänemark ein neues Kabinett.
7. Juni
Im Mailand fand der erste Kongress italienischer Handelskammern unter Teilnahme von 74 inländischen und zwölf ausländischen Körperschaften statt. Bei dem Kongress ging es haußtsächlich um die Bildung eines Handelskammer-Bundes zur Wahrung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen.
8. Juni
Vertreter von Peru und Chile kamen zusammen, um sich über zwei chilenische Gebiete zu einigen, auf die Peru Anspruch erhob. Dabei handelte es sich um Arica und Tacna. Arica gehörte seit 1883 zu Chile. Tacna war peruanisch.
9. Juni
Auf einer Konferenz der kaufmännischen Vereine für weibliche Angestellte in Sonneberg i. Th., wurde für Frauen und Männer die gleiche Ausbildung gefordert. Den 17 Vereinen gehörten etwa 20.000 weibliche Angestellte als Mitglieder an.
10. Juni
In Leipzig fand unter Leitung von Albert Brockhaus der vierte internationale Verlegerkongress statt. Bei dem Kongress, der bis zum 13. Juni dauerte, ging es um Urheber- und Verlagsrecht, technisch-administrative Fragen und den Handel mit Musikalien.
11. Juni
Der russische Finanzminister Sergei J. Witte ordnete an, dass Kapitalgesellschaften, an deren Gründung oder Verwaltung deutsche Reichsangehörige Anteil haben, nur noch mit besonderer Genehmigung an der Börse zugelassen wurden.
12. Juni
Die 42. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure ging nach drei Tagen in Kiel zu Ende. Der Verein wählte Wilhelm von Oechelhäuser, der seit 1890 Generaldirektor der Deutschen Continental-Gasgesellschaft in Dessau war, zum Vorsitzenden für die Jahre 1901/02. Der deutsche Elektrotechniker Adolf Slaby hielt einen Vortrag über die Entwicklung in der drahtlosen Telegrafie.
13. Juni
In Halle an der Saale fand in Anwesenheit von Prinz Friedrich Heinrich von Preußen die 15. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft statt. Die Ausstellung dauerte sech Tage und war bisher eine der großten Ausstellungen landwirtschaftlicher Geräte im Deutschen Reich.
14. Juni
Die erste württembergische Kammer billigte in Stuttgart einstimmig, dass die württembergischen Eisenbahnen selbstständig bleiben sollten und sich nicht den preußisch-hessischen Staatseisenbahnen anschließen sollte. Die Kammer forderte allerdings ein Reichseisenbahngesetz.
15. Juni
In Rom wurde mehrere Tage lang über den Haushalt des Außenministeriums beraten. Dabei wurden auch Probleme der Außenpolitik erörtert. Außenminister guili Prinetti erklärte, dass er sich eine besser Beziehung mit Frankreich trotz des Dreibundes vorstellen könne. In der Öffentlichkeit wurde zunehmend über eine italienisch-französische Annäherung spekuliert. Frankreich war Bündnispartner von Russland.
16. Juni
In Berlin wurde vor dem Reichstag (heute im Tiergarten) feierlich das Bismarck-Denkmal in Anwesenheit zahlreicher Prominenz, darunter auch Kaiser Wilhelm II und Spitzen der staatlichen und städtischen Verwaltung, enthüllt.
17. Juni
Im Reichsamt des Innern in Berlin wurde eine Konferenz zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung abgehalten.
19. Juni
Mit 58 gegen 13 Stimmen billigte die württembergische Abgeordnetenkammer in Stuttgart die Einrichtung von Landwirtschaftskammern. Die neue Staatsregierung unter Ministerpräsident Wilhelm August von Breitling äußerte sich skeptisch über den zu erwartenden Nutzen.
20. Juni
Unter Vorsitz des preußischen Finanzministers Georg Freiherr von Rheinbaben fand in Danzig (heute Gdansk) eine Konferenz statt, um über die landwirtschaftliche Krisensituation östlich der Elbe zu beraten.
21. Juni
Als Antwort auf die Agrarkrise östlich der Elbe erließ die preußische Regierung Ausgleichsmaßnahmen.
22. Juni
Bei einem Dammbruch im US-Bundesstaat Virginia wurde durch ein Unwetter ein Dammbruch ausgelöst. Davon waren rund 30 Städte betroffen. Mehrere hundert Menschen kamen ums Leben.
23. Juni
In Mainz wurde das Gutenberg-Museum zur Geschichte der Druckkunst eröffnet. Außerdem fand die Gründung der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft statt.
24. Juni
In Paris wurden zum ersten Mal in einer Galerie Bilder von Pablo Picasso ausgestellt.
24. Juni
Der Attentäter Dietrich Weiland, der am 6. März in Bremen den deutschen Kaiser Wilhelm II. durch ein Wurfgeschoss leicht verletzt hatte, wurde vom Reichsgericht Leipzig für unzurechnungsfähig erklärt. Daraufhin wurde die Strafverfolgung ausgesetzt und Weiland wurde in eine Heilanstalt für psychisch Kranke eingewiesen.
25. Juni
Die Leipziger Bank musste nach Angaben ihres Aufsichtsrates ihre Zahlungen einstellen. Der Zusammenbruch des bedeutenden Kreditinstitutes verursachte eine Reihe von Konkursen und führte zu einer schweren Wirtschafts- und Regierungskrise in Sachsen.
26. Juni
In Valencia kam es bei einer Prozession zu Straßenkämpfen im Rahmen weiterer antiklerikaler Unruhen in Spanien.
27. Juni
In London beriet das britische Oberhaus über einen möglichen militärischen Ausbau des britischen Besitztums in Gibraltar. Die Errichtung eines dritten Docks wurde geplant.
28. Juni
Der badische Ministerpräsident Franz Wilhelm Nokk, der seit 1893 im Amt war, trat zurück. Der bisherige Außenminister, der Jurist Artur Brauer, wurde sein Nachfolger.
29. Juni
Der preußische Eisenbahnminister Karl von Thielen ordnete an, dass alle Rückfahrkarten auf den preußisch-hessischen Staatsbahnen künftig eine Gültigkeit von 45 Tagen hatten. Die Regelung trat ab 4. Juli in Kraft. Dadurch wurde das Tarifgefüge vereinfacht. Am 2. Juli folgten andere Bundesstaaten dem Beispiel.
30. Juni
Der preußische Kultusminister Konrad Studt verkündete Grundsätze für die Geschichtslehrpläne in höheren Schulen. Den Schülern sollte danach „die Verderblichkeit aller gewaltsamen Versuche der Änderung sozialer Ordnungen“ dargelegt werden. Außerdem sollten die „Verdienste unseres Herrscherhauses um die Förderung des Volkswohls bis in die neueste Zeit hinein“ berücksichtigt werden.

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Juni 1901 in den Nachrichten
Vier neue Stolpersteine
Westfälische Nachrichten
Friedrich Reinhardt Kunkel wird am 10. Juni 1901 in Gembitz/Bromber im heutigen Polen geboren. Durch seine Erfahrungen im Kriegseinsatz 1918 ...  >>>

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