Juli 1901 - Neue Zolltarife

Kalender Juli 1901
Im deutschen Reichsanzeiger wurde am 26. Juli 1901 der Zolltarifentwurf der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Der Weizenzoll sollte 6,50 Mark und der Roggenzoll 6 Mark betragen. Beim Abschluss von Handelsverträge darf eine Ermäßigung des Zolls nicht über einer Mark liegen. Linke und liberale Zeitungen wie „Vorwärts“ und die „Vossische Zeitung“ hielten den Zolltarifvertrag für ein unvernünftiges Zugeständnis an die Großagrarier. Der Bund der Landwirte hingegen erklärte die neuen Zölle für zu gering.
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Wichtige Ereignisse im Juli 1901

1. Juli
Der Kultusminister von Preußen, Konrad Studt, erließ neue Lehrplane für die sogenannten Präparandenanstalten und Lehrerseminare. Danach wurde die Seminare so ausgerichtet, dass die Vorbereitung auf den Volksschuldienst mehr in den Vordergrund gestellt wurde und die Ausbildung mehr der Praxis entsprach. Der Religionsunterricht und die Lehrpläne dafür wurden mit den entsprechenden kirchlichen Stellen abgestimmt.
2. Juli
Im Wiener Stadtbezirk Favoriten wurde bei einer Nachwahl der Kandidat der Sozialdemokraten, Victor Adler, in den niederösterreichischen Landtag gewählt. Adler war 49 Jahre alt und war Führer der österreichischen Sozialdemokratie.
3. Juli
Aus New York und anderen Städten in den USA wurde eine Hitzewelle von bisher unbekannten Ausmaßen gemeldet. Mehrere hundert Personen starben infolge eines Hitzschlages.
4. Juli
In der württembergischen Hauptstadt Stuttgart beschloss die Kommunalvertretung, ein Wohnungsamt für die Stadt und eine besondere Abteilung, die sich mit Wohnungen beschäftigte, einzurichten.
4. Juli
Alle Rückfahrkarten der preußisch-hessischen Staatseisenbahnen sind künftig 45 Tage lang gültig. Baden und Sachsen übernahmen diese Regelung ebenfalls. In Bayern galt sie im Verkehr mit den preußisch-hessischen Staatsbahnen. Auch im Ausland wurde diese Vereinfachung der Tarife teilweise eingeführt.
5. Juli
Laut britischem Oberhaus unterhielt das Marineministerium eine ungenügende Stärke bei der Mittelmeerflotte. Daraufhin wurde von Regierungsseite mitgeteilt, dass in Friedenszeiten die Mittelmeerflotte nicht in ständig für einen Krieg bereit sein müsste.
6. Juli
In Leipzig verboten die Sicherheitsbehörden einen Festzug von Arbeitern, der für das jährliche Fest der ortsansäßigen Gewerkschaften geplant war.
6. Juli
In Beuten (heute Bytom) in Oberschlesien kam es bei dem Transport eines Zirkus zu einem schweren Unfall. Ein Sonderzug des US-Amerikanischen Zirkus Barnum & Bailey, der derzeit im Deutschen Reich gastierte, kollidierte in hohem Tempo mit einem anderen Zug. Zwei Menschen kamen ums Leben und weitere wurden schwer verletzt. Auch zahlreiche Tiere wurden getötet.
7. Juli
In Nürnberg fand der zweitägige 5. Kongress für Volks- und Jugendspiele statt. Der Vorsitzende des Zentralausschusses zur Förderung von Volks- und Jugendspielen, der preußische Reformpädagoge Emil von Schenckendorff, legte einen Bericht über die zehnjährige Arbeit des Verbandes, der 1891 gegründet worden war, vor. Weitere Themen auf dem Kongress waren Volkssport und Krankheit sowie die Frage von Spielplätzen.
8. Juli
Kaiser Wilhelm II. begann seine traditionelle Nordland-Reise. Weil seine Mutter, die Kaiserin Friedrich, schwer erkrankte, wurde sie jedoch am 3. August vorzeitig beendet.
9. Juli
Rumänien und Bulgarien ordneten strenge Quarantäne Maßnahmen gegen die in der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) herrschenden Pest an. Auch in Marseille wurden auf einem aus Ostasien kommenden Schiff, Fälle von Pest festgestellt.
10. Juli
In der spanischen Stadt Sevilla wurde von der spanischen Regierung der Belagerungszustand verhängt.
11. Juli
Die Wahl des freisinnigen Stadtrats Gustaf Kauffmann zum Bürdermeister von Berlin wurde vom preußische König und deutschen Kaiser Wilhelm II. nicht anerkannt. Diese Entscheidung wurde von den Liberalen heftig kritisiert und sorgte für anhaltende Spannung zwischen dem Staatsoberhaupt und der Berliner Stadtverordnetenversammlung.
12. Juli
Die chinesische „Sühnegesandtschaft“, die für das Deutsche Reich bestimmt war, reiste von Peking ab.
12. Juli
In Chile wurde German Riesco neuer Staatspräsident als Nachfolger von Frederico Errazuriz Echaurren.
13. Juli
Kaiser Wilhelm II. erließ eine Order für die Einheiten der Marine, die in China stationiert gewesen waren. Die Befehlsgewalt über diese Marineeinheiten obliegt nach ihrer Heimkehr wieder den Marineinspektionen im Deutschen Reich.
14. Juli
Der Deutsche Rudolf Schindler sprang in Berlin mit 6,35 m einen deutschen Rekord im Weitsprung.
15. Juli
Die Versuche, in Tirol zwischen den deutsch- und der italienischsprachigen Gruppen der Bevölkerung zu vermitteln, scheiterten. Das gesamte Land gehörte seit 1814 zu Österreich. Nach Beendigung des Tiroler Freiheitskampfes im Jahr 1809 war Südtirol zeitweise italienisch.
16. Juli
Im Kurort St. Andreasberg im Harz wurde das erste Sanatorium für Frauen, die an Lungenkrankheiten litten, eröffnet.
17. Juli
In München trafen sich Vertreter von Landwirtschaft, Industrie und Handel mit dem bayerischen Innenminister Max Freiherr von Feilitzsch und mit Finanzminister Emil Freiherr von Riedel. Der wirtschaftspolitische Kurs des Freistaates Bayern angesichts der bevorstehenden handelspolitischen Beschlüsse, unter anderem des Zolltarifentwurfes, sollten erörtert werden.
17. Juli
Der Dampfer „Deutschland“ verbesserte seinen eigenen Geschwindigkeitsrekord auf der Nordatlantikroute (Blaues Band), den er 1900 aufgestellt hatte.
18. Juli
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. ernannte den 26-jährigen Geografen und Geophysiker Erich von Drygalski offiziell zum Leiter der deutschen Südpolexpedition. Gleichzeitig wurden die Aufgaben der Südpolexpedition erklärt.
19. Juli
In Saragossa in Spanien kam es zu Kämpfen zwischen gegen die Kirche eingestellten Demonstranten und katholischen Priestern. Dabei wurden 50 Personen verwundet.
20. Juli
Der Elsass-lothringische Staatssekretär Maximilian von Puttkamer reichte seinen Rücktritt ein. Sein Nachfolger wurde der bisherige Oberpräsident von Schleswig-Holstein, Ernst Matthias von Köller.
21. Juli
Die regierenden republikanischen Radikalen verzeichneten bei den französischen Generalratswahlen deutliche Gewinne. Die Nationalisten verloren Stimmen. Der Generalrat war eine dem Präfekten der Departements zugeordnete Einrichtung. Die Abgeordnetenzahl richtete sich nach der Größe des Departements. Ein Drittel der Mandatsträger wurde alle drei Jahre nach dem allgemeinen Wahlrecht neu gewählt.
22. Juli
In London fand ein internationaler Tuberkulose-Kongress statt, zu dessen Teilnehmern auch Robert Koch zählte. Der deutsche Bakteriologe stellte neue Forschungsergebnisse vor.
23. Juli
In Bayreuth feierten die Richard-Wagner-Festspiele ihr 25-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wurde im Festspielhaus erstmals Wagners Frühwerk „Der fliegende Holländer“ aufgeführt.
24. Juli
In Dänemark wurde zum ersten Mal ein Kabinett mit der Reformpartei (Venstre) gebildet. Neuer Ministerpräsident und Außenminister wurde der Jurist Johann Heinrich Deuntzer.
25. Juli
Ein entgleister Güterzug verursachte in Basel ein schweres Zugunglück, bei dem vier Personen ums Leben kamen und zahlreiche schwer verletzt wurden. Infolge der Verkehrsstörung stießen zwei weitere Züge zusammen, wobei zwei weitere Personen leicht verletzt wurden.
26. Juli
Der sächsische Kultusminister Paul von Seydewitz erließ eine Verordnung nach der Abiturienten der deutschen Realgymnasien ab 1. Oktober an der Universität Leipzig Medizin studieren konnten.
26. Juli
Anleger stürmten die hannoverische Renten- und Kapitalversicherungsanstalt. Die Sparkasse sollte Gerüchten zufolge in Schwierigkeiten geraten sein. Im Hintergrund der Verunsicherung stand der Zusammenbruch der Leipziger Bank und weiterer kleinerer Banken.
27. Juli
Nachdem die Liberalen bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden verloren haten, trat das Kabinett unter Ministerpräsident Nicolaas Gerhard zurück. Am 1. August wurde von dem Theologen Abraham Kuyper ein neues Kabinett gebildet.
28. Juli
In Visby auf der schwedischen Insel Gotland begannen die Ruinen-Festspiele. In der alten Kirchenruine von St. Nikolaus wurde ein mittelalterliches Stück aufgeführt, das die Zeit der ersten schwedischen Kreuzzüge nach Finnland behandelte. Ossian Hamrin inszenierte das Stück, das aus dem Nachlass des am 12. März verstorbenen finnischen Schriftsteller Zacharias Topelius stammte. Die Einwohner Visbys spielen darin als Laiendarsteller mit.
29. Juli
Der von den deutschen Besatzungstruppen benutzte Teil des Pekinger Kaiserpalastes wurde wieder an die Chinesen übergeben. Im Juli fanden zwischen den Großmächten und China Verhandlungen über die chinesischen Reparationszahlungen nach Ende des Boxeraufstandes statt. Großbritannien lehnte eine Erhöhung der Zölle, wie sie von Russland gefordert wurde, ab.
30. Juli
Der Präsident des britischen Handelsamtes, Gerald Balfour, rief einen Ausschuss ein, der über die deutsche Zolltarifvorlage beraten sollte. Auch andere europäische Länder waren über die geplanten Schutzzölle besorgt. Belgien forderte eine Erhöhung der Zölle aus deutsche Produkte. In Russland schien der Abschluss eines neuen Handelsvertrages aufgrund der neuen Zollsätze als unwahrscheinlich.
31. Juli
Beatrice Edgall erwarb als erste Frau einen Doktortitel an der Universität Würzburg. Frauen wurden sowohl in höheren Schulen und im Hochschulbetrieb immer noch entscheidend benachteiligt.

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Juli 1901 in den Nachrichten
Ein waghalsiger Weltrekord für die Wissenschaft
Deutschlandfunk
Um der Sache auf den Grund zu gehen, stieg am 31. Juli 1901 der Ballon „Preussen“ vom Flugfeld Tempelhof aus in den Himmel über Berlin, an Bord ... >>>

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