Biografie William McKinley

Mit dem 25. Präsidenten der USA, William McKinley, begann die imperialistische Phase der Vereinigten Staaten. Das Land, das selbst als Zusammenschluss von ihre Unabhängigkeit erkämpfenden britischen Kolonien entstanden war, trat an der Schwelle zum 20. Jahrhundert selbst als Kolonialmacht in eine Reihe mit Großbritannien, Frankreich und Deutschland.
Ferner stand McKinley für die nicht nur für die USA typische wirtschaftspolitische Ausrichtung, das Credo der „Freien Kräfte des Marktes“ in Hinsicht auf Preisgestaltung und Arbeitnehmerentlohnung zu betonen und gleichzeitig das nationale Wirtschaftssystem durch Schutzzölle vor nachteiligen Auswirkungen des „Freien Weltmarktes“ zu bewahren.
Der wegen seiner Durchsetzungskraft gegenüber Kongress, eigener Partei und Presse von einigen Historikern als erster „moderner US-Präsident“ bezeichnete William McKinley wurde am 29. Januar 1843 im Städtchen Niles in Ohio geboren. Sein Geburtsort war bereits seit Anfang des 19. Jahrhundert ein Zentrum der amerikanischen Metallindustrie. McKinley entstammte einer anglo-iro-schottisch-stämmigen Familie. Vater William McKinley sr. (1807–1892) war ein wohlhabender Eisenindustrieller. Er und seine Frau Nancy (1809–1897), fromme Methodisten, hatten neun Kinder; William jr. war der Siebtgeborene. 1852 zog die Familie der besseren Schulen wegen in den nur wenige Kilometer von Niles entfernten Ort Poland. Hier wuchs William McKinley jr. auf. Nach dem Schulabschluss 1859 studierte er in Meadville, Pennsylvania, am Allegheny College. 1860 unterbrach er die Ausbildung krankheitshalber. Wegen finanzieller Schwierigkeiten seiner Familie konnte McKinley nach seiner Genesung nicht nach Meadville zurückkehren. Stattdessen arbeitete er kurze Zeit als Postangesteller und Landlehrer in Poland.
Bei Ausbruch des Bürgerkriegs 1861 meldete sich McKinley freiwillig zur Nordstaaten-Armee. Er diente beim 23. Ohio-Freiwilligen-Infanterie-Regiment. Hier lernte er den Stabsoffizier und späteren 19. US-Präsidenten Rutherford Hayes kennen und schätzen. McKinley zeichnete sich in etlichen Gefechten aus und stieg bis Kriegsende 1865 vom einfachen Soldaten bis zum Major auf. McKinley ging als der letzte US-Präsident in die Geschichte ein, der am „Civil War“ aktiv teilgenommen hatte.
Nach dem Krieg durchlief McKinley eine nach späteren Maßstäben sehr kurze Jura-Ausbildung in Poland und New York. 1867 wurde er in Ohio als Anwalt zugelassen und ließ sich dort in der Stadt Canton nieder. 1871 heiratete er Ida Saxton (1847–1907). Das Paar bekam zwei Töchter, die beide als Kleinkinder starben. Ida Saxton war Epileptikerin und wurde von ihrem Mann überaus liebevoll und fürsorglich behandelt.
Als Parteigänger der Republikaner unterstützte McKinley seinen Kriegskameraden Hayes bei dessen erfolgreicher Kandidatur für den Gouverneursposten in Ohio. Von 1877 bis 1891 war McKinley fast durchgängig Kongressabgeordneter in Washington und machte sich einen Namen als vehementer Verfechter der Schutzzoll-Politik. Von 1892 bis 1896 amtierte McKinley als Gouverneur seines Heimatstaates. Der sich als ausgezeichneter Taktiker in sozialpolitischen Fragen profilierende Republikaner wurde 1896 von seiner Partei als Präsidentschaftskandidat nominiert und konnte sich im Wahlkampf gegen den Demokraten William J. Bryan durchsetzen.
McKinley machte zwar vornehmlich eine Wirtschaftspolitik, die dem „Großen Geld“ und den sozialen Aufsteigern zugute kann, er suchte aber auch das Gespräch und den Ausgleich mit den Gewerkschaften. Bei Beginn der McKinley-Administration begann die damals noch herrschende Wirtschaftskrise sich abzuschwächen und von einer neuen Aufschwungbewegung abgelöst zu werden. Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Aufwärtstrends widmete sich McKinley dem Hauptereignis seiner Präsidentschaft, der Intervention im Kubanischen Krieg. Seit 1895 versuchten kubanische Rebellen sich von der spanischen Kolonialherrschaft zu befreien. Für viele Amerikaner Anlass, ein aktives Eingreifen der USA zu fordern. Nach anfänglichem Zögern schwenkte McKinley schließlich auf den nicht zuletzt von der einflussreichen Hearst-Presse verfolgten expansionistischen Kurs ein, der neue Märkte und Rohstoffquellen versprach. Unter einem Vorwand erklärten die USA 1898 Spanien den Krieg und eroberten in einem „splendid little war“, in dem McKinley-Nachfolger Theodore Roosevelt medienwirksam als Regimentskommandeur mitkämpfte, die spanischen Karibik-Inseln Puerto Rico und Kuba, die bis auf weiteres unter US-Kontrolle blieben. Die spanische Asien-Kolonie Philippinen wurde eine US-Überseebesitzung. Die von McKinley als die den USA die Märkte Ostasiens erschließendes „Gottesgeschenk“ bezeichnete Annexion hatte zunächst einen dreijährigen Krieg gegen philippinische Unabhängigkeitsbewegungen zur Folge. Der erste überseeische Kolonialkrieg der USA war ein „schmutziger“ Guerillakrieg, bei dem von US-Seite Foltertaten („Waterbording“) und Massenmorde („Kill every one over ten“) verübt wurden. Etwa ein Fünftel der Zivilbevölkerung (eine Million Menschen) kam in diesem Krieg zu Tode. Die Verluste der Rebellen betrugen 20.000 Mann, die des US-Militärs beliefen sich auf 4.000.
Im Zuge des Spanisch-Amerikanischen Krieges wurde auch die bis dahin zumindest formell selbständige Republik Hawaii, die faktisch von einer Oligarchie US-amerikanischer Plantagenbesitzer beherrscht wurde, als US-Territorium annektiert. Zum Kurs als neue Weltmacht gehörte auch das militärische Engagement der USA 1900/01 bei der Niederschlagung des die Kolonialinteressen der Großmächte störenden Boxer-Aufstands in China. Der neue Weltmacht-Kurs traf den Nerv der Mehrheit der US-Wähler und McKinley wurde 1900 in seinem Amt klar bestätigt.
Am 6. September 1901 besuchte der Präsident eine Ausstellung in Buffalo, New York. Hier wurde er von dem polnisch-stämmigen Anarchisten Leon Frank Czolgosz (1873–1901, hingerichtet auf dem elektrischen Stuhl) angeschossen. Am 14. September erlag der 58-jährige Präsident in Buffalo seinen Verletzungen. Als sein Nachfolger zog Vizepräsident Theodore Roosevelt (1858–1919) ins Weiße Haus ein.
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