Der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen hat mit
der Erforschung der nach ihm benannten
elektromagnetischen, im Spektral-Bereich zwischen
ultraviolettem Licht und Gamma-Strahlung liegenden
Strahlung eine für die Praxis vieler Anwendungsgebiete
überaus wichtige Entdeckung gemacht. Insbesondere in der
Medizin sorgte die Röntgenstrahl-Technologie für enorme
Fortschritte in der Diagnostik. Aber auch in
Fachbereichen wie Biologie, Chemie oder Materialphysik
erwiesen sich Röntgenstrahlen unter anderem bei der
Materialstrukturanalyse als überaus hilfreich.
Wilhelm Conrad Röntgen kam am
27. März 1845 in der zum Bergischen Land
gehörenden, für ihre Tuchindustrie bekannten, alten
Hansestadt Lennep (seit 1929 ein Stadtteil von
Remscheid) als einziges Kind von Friedrich und Charlotte
Constanze (geb. Frowein) Röntgen zur Welt. Der Vater
Friedrich Röntgen war Tuchfabrikant und -kaufmann.
1848 zog die dreiköpfige Familie Röntgen ins
niederländische Appedoorn. Durch die mit der
Revolution
1848/49 verbundenen Unsicherheiten war der Textilhandel
in Deutschland in Mitleidenschaft gezogen worden. Zudem
war damals ein großer Teil der Röntgen-Verwandtschaft
bereits ausgewandert oder gestorben. In Appeldoorn, wo
die Familie von Charlotte Constanze Röntgen lebte, waren
die ökonomischen und sozialen Verhältnisse besser.
Friedrich Röntgen hat in der neuen Heimat Erfolg gehabt.
1850 konnte er sich ein Haus in der Stadt kaufen.
Ab 1861 besuchte Wilhelm Conrad Röntgen die Technische
Schule im nahen Utrecht, um dort das Abitur zu machen.
1863 wurde er fälschlicherweise beschuldigt, einen
Lehrer durch eine Karikatur lächerlich gemacht zu haben.
Röntgen verriet den wahren Zeichner nicht und wurde ohne
Abschluss von der Schule verwiesen. Nach mehreren
erfolglosen Anläufen, doch noch eine
Hochschulberechtigung zu bekommen, studierte er zunächst
als Gasthörer an der Universität Utrecht. 1865 gelang es
ihm nach einer anspruchsvollen Aufnahmeprüfung, als
ordentlicher Student am Eidgenössischen Polytechnikum
Zürich aufgenommen zu werden. Er studierte bis zum
erfolgreichen Diplom 1868 Maschinenbau im Hauptfach.
Während dieser Zeit lernte er die Wirtstocher Anna
Bertha Ludwig kennen und lieben. Das Paar verlobte sich
1868.
Auf Anregung des jungen Professors für
Experimentalphysik August Kundt, der zu einem der
wichtigsten Wegbegleiter Röntgens in seiner
wissenschaftlichen Karriere werden sollte, studierte
Röntgen an der Universität Zürich weiter. Bereits 1869
promovierte Röntgen im Fach Physik mit einer Arbeit zum
Thema Thermodynamik. Er blieb als Assistent bei Kundt
und folgte dem Professor auch, nachdem dieser 1870 einem
Ruf an die Würzburger Universität angenommen hatte
1872 heiratete der junge Universitäts-Assistent Röntgen
seine Anna Bertha. Das kinderlos bleibende Paar führte
eine ausgesprochen glückliche Ehe. Die Röntgens haben
1887 die Nichte von Anna Bertha, die damals sechsjährige
Josephine Bertha Ludwig, zu sich genommen und
schließlich adoptiert.
1874 habilitierte Röntgen in Würzburg und lehrte
zunächst als Privatdozent. Nach einer Station als
ordentlicher Professor an der nur unzureichend für Lehre
und Forschung ausgestatteten Landwirtschaftlichen
Hochschule Hohenheim (1875/76) nahm er die Einladung von
Kundt an, der mittlerweile in Straßburg lehrte, ihm als
außerordentlicher Professor dorthin zu folgen und
zusammen mit ihm zu arbeiten.
1879 wurde der als introvertiert, bescheiden und
sachlich charakterisierte Röntgen als ordentlicher
Professor an die Universität Gießen berufen. In der
Fachwelt genoss Röntgen damals bereits den Ruf, einer
der fähigsten und präzisesten Experimentatoren seiner
Zeit zu sein. 1888 folgte er dem Ruf an die Würzburger
Julius-Maximilians-Universität, der er 1893/94 auch als
Rektor vorstand.
1895 geriet Röntgen durch die Entdeckung einer von ihm
„X-Strahlen“ genannten bis dahin unbekannten Strahlung
ins Scheinwerferlicht des öffentlichen Interesses. Bei
der Beschäftigung
mit Problematiken der
Kathodenstrahlung stieß der Physiker am 8. November auf
das bis dahin unentdeckt gebliebene Phänomen der
ionisierenden X-Strahlung. Er hatte eine schwach
leuchtende Kathodenröhre mit schwarzem Karton abgedeckt,
weil ihn das Licht beim Experimentieren störte. Zu
Röntgens Überraschung leuchtete dennoch ein in der Nähe
stehender Fluorenzschirm hell auf. Bei der folgenden
Untersuchung hielt Röntgen zufällig seine Hand zwischen
Kathodenröhre und Fluorenzschirm: Er konnte plötzlich
seine Knochen erkennen. Röntgen erforschte die
sensationelle Entdeckung überaus präzis. Ende Dezember
gelang ihm eine Röntgen-Aufnahme von der Hand seiner
Frau (mit Ehering).
Für seine bahnbrechende Entdeckung erhielt der 1900 zur
Universität München gewechselte Physik-Professor 1901
den ersten Nobelpreis für Physik verliehen.
1920 wurde Röntgen emeritiert. Am 10. Februar 1923 erlag
Röntgen in München einem Krebsleiden. Seine geliebte
Frau war bereits 1919 gestorben. Auf Röntgens Wunsch hin
wurden fast alle seine wissenschaftlichen Aufzeichnungen
vernichtet.
Im Remscheid-Lennep wurde nach Wilhelm Conrad Röntgens
Tod nicht nur das von der Röntgen-Stiftung unterhaltene
Geburtshaus des Physikers der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht, sondern wenig Meter davon entfernt auch das
städtische Deutsche Röntgen-Museum zur Würdigung des
wohl größten Sohns der Stadt gegründet.
Wilhelm Conrad Röntgen
Seiten, Steckbrief etc.
n.n.v.