Thilo Sarrazin Lebenslauf

Der Politiker und Volkswirt Thilo Sarrazin wurde am 12. Februar 1945 in Gera als Sohn eines Arztes geboren – Thilo war der Älteste von insgesamt vier Geschwistern. Sein Vater stammte aus einer hugenottischen Familie (Bezeichnung für französische Protestanten). Als Kind und Jugendlicher wuchs er in Recklinghausen (NRW) auf. Kurz vor seiner Einschulung bekam Thilo Scharlach und musste immerhin acht lange Wochen das Bett hüten. In dieser Zeit lernte er sogar lesen – denn u.a. hatte ihm sein Vater die Krankentage damit versüßt, dass er seinem Sohn abends aus „Grimms Märchen“ vorgelesen hatte. Ein natürliches Talent bewies er als Schüler bei den Unterrichtsfächer Deutsch, Geschichte und Erdkunde – selbst Fremdsprachen – wie z.B. Griechisch und Latein – machten ihm keinerlei Schwierigkeiten. Allerdings waren Musik und Naturwissenschaften die Fächer, vor denen er sich immer wieder „gedrückt“ hatte. 1955 schaffte Thilo Sarrazin die Aufnahmeprüfung für das altsprachliche Gymnasium – zehn Jahre später (1965) schrieb er hier auch sein Abitur (Schnitt 3,4). Danach kam er zur Bundeswehr (bei den Feldjägern) – 1967 begann Sarrazin sein Volkswirtschaft-Studium an der Universität in Bonn (bis 1971). Hier promovierte er am Institut für Industrie- und Verkehrspolitik der Uni Bonn und wurde damit 1973 zum Doktor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Thilo Sarrazin – erfolgreiche Karriere in der Politik.
1973 schrieb Sarrazin seine Dissertation (Doktorarbeit) – mit dem Thema: Die wissenschaftstheoretischen Probleme der Wirtschaftsgeschichte aus dem Blickwinkel des kritischen Rationalismus. Nach dem Abschluss wurde Thilo Sarrazin wissenschaftlicher Angestellter bei der Friedrich-Ebert-Stiftung – zu dieser Zeit (1974) war der Politiker auch Mitglied bei den Sozialdemokraten geworden - und strebte hier eine erfolgreiche Karriere z.B. als Minister an. 1975 arbeitete Thilo Sarrazin als Referent im Bundesministerium der Finanzen – ab 1978 war der Politiker Referatsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. 1981 ging Sarrazin zurück ins Bundesfinanzministerium – hier war er ab Oktober 1981 als Büroleiter tätig und wurde zusätzlich enger Mitarbeiter von Bundesfinanzminister Hans Matthöfer (auch von Matthöfers Nachfolger Manfred Lahnstein). Im Bundesfinanzministerium leitete Sarrazin verschiedene Referate – z.B. „Innerdeutsche Beziehungen“ (1989/1990). Dieses hatte zur Aufgabe, die deutsch-deutsche Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vorzubereiten. Ab 1990 war der Politiker bei der Treuhandanstalt beschäftigt – danach (1991) wurde er Staatssekretär im Ministerium für Finanzen in Rheinland-Pfalz. 1997 arbeitete Sarrazin für die Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG) – und zwar als Vorsitzender der Geschäftsführung. Zwischen 2000 und 2001 ging Thilo Sarrazin zur DB-Tochter Netz – als Mitglied im Vorstand. Allerdings konnten sich Sarrazin und Bahnchef Hartmut Mehdorn nicht wirklich „riechen“ – und das führte am Ende sogar zur Kündigung von Sarrazin.

Thilo Sarrazin – die Biografie des Volkswirtschaftlers.
Die Amtszeit von Thilo Sarrazin bei der Bahn-Tochter Netz endete nach nur 12 Monaten. DB-Chef

Mehdorn hatte Sarrazin u.a. vorgeworfen, dass er mit seinem Amtsantritt als Finanzsenator 2002 seinen DB-Vertrag „gebrochen“ hatte. Denn der untersagte deutlich diese und andere Nebentätigkeiten. Das Ergebnis war eine fristlose Kündigung. Und diese wollte Thilo Sarrazin nicht auf sich sitzen lassen – er klagte auf eine Abfindung – und das sogar durch drei Instanzen. Der Bundesgerichtshof hatte sich letztendlich gegen Sarrazin entschieden und ihm keinerlei Gelder zugesprochen. Als neuer Senator für Finanzen in Berlin führte Sarrazin eine Sparpolitik an, die ihm natürlich nicht nur Fans eingebracht hatte. Ende 2004 musste er sich operieren lassen – ihm wurde ein gutartiger Tumor, der sich im Innenohr befand, entfernt. Leider hatte diese Operation gesundheitsbeeinträchtigende Folgen – der Grund dafür: Während der OP war die Funktion eines Gesichtsnervs beeinträchtigt worden. Mit dem Ergebnis, dass seine rechte Gesichtshälfte partiell gelähmt ist. Trotzdem machte Thilo Sarrazin genauso weiter wie bisher. So durfte sich Thilo Sarrazin im Jahr 2008 über den Titel „Senatsmitglied mit den meisten Nebenjobs“ freuen (immerhin hatte er zu dieser Zeit ca. 46 Tätigkeiten). Im Jahr 2009 wurde der Politiker in den Vorstand der Bundesbank aufgenommen. Mit seinen Äußerungen polarisierte Thilo Sarrazin immer wieder – und mehr noch: Der Politiker scheint es richtig zu genießen, wenn er seine Meinung provokativ „unter das Volk“ bringt.

Thilo Sarrazin – Provokation sorgt für Aufregung.
Thilo Sarrazin äußerte sich immer wieder – zu den verschiedensten politischen Themen. So informierte er z.B. 2008 die ALG-II-Empfänger darüber, wie sie mit günstigen vier Euro täglich den Nahrungsbedarf bestreiten könnten. Damit aber nicht genug – Sarrazin hält u.a. angedachte Rentenerhöhungen für „völlig unsinnige Maßnahmen“. 2009 ließ er uns dann wissen, was er zum Thema Einwanderungspolitik denkt: Große Teile der arabischen und türkischen Einwanderer seien laut Sarrazin weder integrationswillig noch integrationsfähig. Aufgrund dieser Äußerung wurde ein Parteiordnungsverfahren gegen Sarrazin eingeleitet – allerdings auch wieder abgewiesen. Mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“, das im August 2010 erschien, erreichte Sarrazin über Nacht die volle Aufmerksamkeit der Medien und Bürger Deutschlands. Die Öffentlichkeit war von seinen Äußerungen mehr als geschockt – es gab heftige Kritik und den Vorwurf, dass Sarrazin ausländerfeindlich sei. Von einigen Menschen hatte er jedoch Zustimmungen erhalten – diese kam allerdings nicht aus den Reihen des Bundesbankvorstandes. Denn hier waren sich die Herren sicher, dass sie ihr umstrittenes Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin endlich „loswerden“ wollen. Dafür beantragte die Spitze die Abberufung bzw. Entlassung direkt beim Bundespräsidenten Christian Wulff. Übrigens - eine aktuelle Forsa-Umfrage im September 2010 hatte immerhin ergeben, dass sich jeder zweite Deutsche (also gut 50 Prozent) gegen die Entlassung von Thilo Sarrazin aus dem Vorstand der Bundesbank aussprechen würde. Info: Letztendlich hatte Sarrazin selbst seinen „Posten“ gekündigt – im gegenseitigen Einvernehmen mit der Bundesbank hatte man sich darauf geeinigt, dass sich Thilo Sarrazin zum Ende des Monats September 2010 aus dem Vorstand zurückziehen wird.

Sarrazin – der zweite Bestseller
Nach dem polarisierenden „Deutschland schafft sich ab“ folgte im Jahr 2012 Sarrazins Buch „Europa braucht den Euro nicht“. Schon der Titel sorgt für die Kontroverse. Der Autor setzt sich hier mit der Währung als Zwangskorsett auseinander und bezieht sich auf eine, ebenfalls kontroverse Aussage des Ex-Bundeskanzlers Helmut Schmidt, der die Existenz des Euro mit Deutschlands Schuld am Zweiten Weltkrieg in Verbindung brachte.
Politiker der verschiedenen großen Parteien traten sofort mit kritischen Äußerungen auf den Plan, kaum dass das Buch offiziell von Professor Stefan Homburg (Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen) in Berlin im Rahmen einer Präsentation vorgestellt worden war.
Eines ist dieses Buch ganz sicher - nicht ganz billig, aber informativ.