Peter Tschaikowski Lebenslauf

Der von 1840 bis 1893 lebende Peter Tschaikowski war nicht nur einer der bedeutendsten Komponisten der Neuzeit, sondern gilt auch als typischer Vertreter des bis zur Düsternis schwermütigen Zeitgefühls, das die russischen gebildeten Schichten des 19. Jahrhunderts zu beherrschen schien. Allerdings deckt diese Charakterisierung nur einen Teil der vielschichtigen Person Peter Tschaikowskis ab. Tschaikowskis Werk und Leben sind nicht nur von Schwermut und Elegie geprägt, sondern auch von der Fähigkeit, fröhlich und ausgelassen zu komponieren und zu leben.
Peter (Pjotr) Illjitsch Tschaikowski wurde am 7. Mai (nach dem damals in Russland geltenden julianischen Kalender am 25. April) 1840 in Wotkinsk, einem Ural-Ort im äußersten Osten des europäischen Teils Russlands, geboren. Er war der Sohn des Grubendirektors Ilja Tschaikowski und dessen Frau Alexandra und wurde als Kleinkind vor allem von seiner aus Frankreich stammenden Gouvernante mit der Welt der Dichtung und der Musik in Kontakt gebracht. Der kleine Pjotr erwies sich als hochbegabt und spielte bereits mit sechs Jahren hervorragend Klavier.
Der zehnjährige Peter, für den die Eltern eine Staatsdienst-Karriere vorgesehen hatten, wurde 1850 von einer Rechtsschule in St. Petersburg aufgenommen, die er bis 1859 besuchte. Die ersten Jahre wohnte der die Trennung von seiner Familie nur schwer verkraftende Junge bei einer befreundeten Familie. 1852 zog Peters Familie nach St. Petersburg. Zwei Jahre später starb die Mutter nach einer Cholera-Erkrankung.
Nach dem Ende seiner Studien trat Tschaikowski ohne großes Interesse das Amt eines Verwaltungssekretärs im Ministerium für Justiz an, beschäftigte sich aber vornehmlich mit Ausschweifungen und Musik. Auf Anraten des für den russischen Musikbetrieb als Initiator bedeutenden Pianisten Anton Rubinstein (1829-1894), an dessen Konservatorium Tschaikowski 1862 begonnen hatte, Kompositionsunterricht zu nehmen, verließ er zum Ärger seiner Familie 1863 den Staatsdienst. Er konzentrierte sich ganz auf seine musikalische Ausbildung, die er 1865 mit dem Konservatoriums-Diplom abschloss.
Ohne feste Einkünfte führte Tschaikowski, der 1866 nach Moskau umgesiedelt war, zunächst ein wirtschaftlich angespanntes Leben, bis er eine Dozenten-Stelle am dortigen Konservatorium bekam. In Moskau wurden auch Kompositionen von ihm erstmals aufgeführt. Diese Arbeiten, wie seine erste Sinfonie „Winterträume“ (g-Moll) (1868) oder die Oper „Der Opritschnek“ (1874) erhielten zumeist nicht den von Tschaikowski erhofften Widerhall bei Kritik und Publikum. Der Künstler, der nur wenig kritikfähig war, stürzte dadurch ständig in psychische Krisen, die wahrscheinlich durch Probleme verstärkt wurden, die im Zusammenhang mit der weitgehenden Verheimlichung seiner homosexuellen Ausrichtung standen. Die unglückliche Liebe zur fünf Jahr älteren Opernsängerin Désirée Artôt (1835-1907), die mit Tschaikowski die Ehe eingehen wollte, dann aber auf Druck ihrer Familie 1869 einen anderen Mann heiratete, trug wohl zur Verstärkung depressiver und neurotischer Schübe bei, unter denen Tschaikowski immer wieder zu leiden hatte.
Tschaikowskis relativ später Durchbruch als Komponist ist verbunden mit seinem 1. Klavierkonzert, b-Moll, op.23 von 1874. Es gilt als die erste seiner „drei großen Sinfonien“, zu denen 1877 „Fatum“, f-Moll kam. Ebenfalls 1877 brachte Tschaikowski das Ballett „Schwanensee“ heraus, das beim Publikum zunächst heftig auf Ablehnung stieß, während die Oper „Eugen Onegin“ (1879) gleich ein Riesenerfolg war.
Tschaikowskis letzte Werke – das 3. Klavierkonzert Es-Dur und die 6. Sinfonie h-Moll, op.74 („Pathétique“) – entstanden in seinem Todesjahr. Der Künstler starb völlig überraschend am 6. November 1893.