Biografie Louis Armstrong Lebenslauf

Miles Davis sagte einmal in einem seiner seltenen Anflüge von Bescheidenheit, man benötige nur vier Worte, um den Jazz in seiner Gesamtheit zu erfassen: "Louis Armstrong, Charlie Parker". Wenden wir uns nun der ersten Hälfte der Quintessenz zu.
Als Geburtsdatum gab Louis Daniel Armstrong selbst den 4. Juli 1900 an. Tatsächlich war er am 4. August 1901 in New Orleans geboren, doch auf manche dürfte seine Behauptung, am Nationalfeiertag zur Welt gekommen zu sein, durchaus Eindruck gemacht haben. Außerdem verschaffte ihm die Rückdatierung zeitiger Zutritt zum Vergnügungsviertel Storyville.
Von der Mutter vernachlässigt, kam er bei einem Onkel unter, der sich aber auch kaum um ihn kümmern konnte. Schon 1908 arbeitete er als Zeitungsverkäufer. Dass er sich erfolgreich bemühte, das Lesen und Schreiben zu erlernen, brachte ihm allgemeine Achtung ein. Die jüdische Familie Karnofsky erteilte ihm ersten Musikunterricht. Anfang 1913 wurde er wegen Unruhestiftung in eine Besserungsanstalt eingewiesen, wo man ihn in ziemlich strenger, aber geregelter und seinem Empfinden nach angenehmer Umgebung das Kornettspiel lehrte und ihn ausführlich in der Musiktheorie unterwies. Bald war er ein fleißiger, disziplinierter Musterschüler. Sein erster öffentlicher Auftritt wurde 1914 zu einem Triumphmarsch durch sein ehemaliges Wohnviertel. Dem folgte die Entlassung aus der Anstalt.
Nachdem er zwei Jahre lang als Kohlehändler gearbeitet und zeitweise nachts in Storyville gespielt hatte, heuerte er 1918 auf einem Mississippi-Dampfer in Fate Marables Band an, wo er nach kurzer Zeit den Platz des legendären King Oliver einnahm, der nach Meinung vieler Experten zu dieser Zeit seinen künstlerischen Zenit schon überschritten hatte. Dort lernte er auch den Posaunisten Kid Ory kennen.
Die 1917 verfügte Räumung Storyvilles hatte viele Jazzmusiker veranlasst, nach Chicago zu gehen. Auch Oliver versuchte dort sein Glück. Armstrong folgte ihm 1922 und schloss sich King Olivers Creole Jazz Band an. Im Jahr darauf entstanden 37 Schallplattenaufnahmen, die einen musikalisch schon völlig ausgereiften Armstrong präsentierten, dem neben seinem Improvisationstalent auch eine bei damaligen Jazzmusikern in so starker Ausprägung eher selten anzutreffende klassische Ausbildung sehr zugute kam. Es handelte sich um erste Meilensteine wirklich schwarz tönender Jazzaufnahmen, bei denen er letztmalig gänzlich als gleichberechtigter Teil eines Improvisatorenkollektivs zu hören war.
Seine Frau, die Pianistin Lil Hardin, überredete ihn 1924, zu Fletcher Henderson zu wechseln. Dort konnte er sich neben Coleman Hawkins als Solist einen Namen machen. Es folgten Aufnahmen mit weiteren Blues- und Jazzlegenden wie Ma Rainey, Bessie Smith oder Clarence Williams. Schon im Jahr darauf - nun war Kid Ory wieder an Bord - gründete der jetzt auch seine überaus markante Stimme einsetzende Armstrong mit den Hot Five seine erste eigene Band, die bald zu den Hot Seven erweitert wurde. Er entwickelte (der Legende nach aus Verlegenheit, weil er während einer Plattenaufnahme den Text vergessen hatte) den Scat-Gesang und tauschte 1927 das Kornett gegen die Trompete. In Zusammenarbeit mit dem Pianisten Earl Hines gehörte er Ende der 20er Jahre zu den Pionieren des Swing.
In Folge der Wirtschaftskrise stieg der Bedarf an Unterhaltungsmusik, die von der allgemeinen Misere ablenkte, wodurch weniger kommerzielle Stile immer weiter zurückgedrängt wurden. Im Gegensatz zu unzähligen anderen Jazzern überstand Louis Armstrong, den man inzwischen auch als "Satchmo" kannte, diese Entwicklung recht unbeschadet, weil er ohne zu murren alle musikalischen Wünsche der Plattenbosse erfüllte und bei aller technischen Brillianz nicht auf einem eigenen Musikstil bestand. In seinen Augen war jede Art von Musik gleich gut. Und so wurde aus dem Großmeister des New Orleans Jazz ein Schlagerstar des Swing, der meist vor der Kulisse einer Big Band auftrat und auf der Trompete ein Kabinettstückchen nach dem anderen bot. Seit 1932 gab er immer wieder Konzerte in Europa.
Erst 1947 ging er wieder zum in Kleinbesetzung gespielten traditionellen Jazz über. Für die nächsten zwanzig Jahre blieb er ein unermüdlicher Botschafter des New Orleans Jazz, der bei seinen Auftritten auch immer wieder als Entertainer fungierte. Sein größter Welthit gelang ihm allerdings im Jahre 1968 mit dem gänzlich jazzfernen "What A Wonderful World".
Als der seit vielen Jahren gesundheitlich angeschlagene Louis Armstrong in der Nacht vom 5. zum 6. Juli 1971 in seinem Haus in New York schlafen ging, spukten ihm schon wieder Pläne für die nächste Tournee im Kopf herum. Doch gegen 5.30 Uhr hörte sein Herz auf zu schlagen.