Biografie Klaus Mann Lebenslauf

Als Klaus Heinrich Thomas Mann, der im zweiten Vornamen nach seinem Onkel und im dritten nach seinem Vater benannt war, am 21. Mai 1949 in Cannes starb, hatte er ein kurzes, bewegtes, von Arbeit reichlich erfülltes Leben hinter sich, ohne je von der Öffentlichkeit angemessen gewürdigt worden zu sein. Erst in späteren Jahrzehnten erkannte man seine herausragende Bedeutung für die deutschsprachige Literatur der dreißiger und vierziger Jahre.
Auf dem am 18. November 1906 in München geborenen lastete immer das übermächtige künstlerische Erbe des Vaters, der stets emotionale Distanz zu seinen Kindern hielt, sich andererseits bei ihrer kulturellen Erziehung als sehr geschickt erwies. Während der Jugendzeit entdeckte Klaus Mann nicht nur sein schriftstellerisches und schauspielerisches Talent, sondern auch seine homosexuelle Neigung.
Nachdem er das Leben der Bohème kennen und schätzen gelernt hatte, zog er nach Berlin. Dort hatte sich schon seine Schwester Erika niedergelassen, mit der ihn zeitlebens eine innige, schon zwillingshaft zu nennende Beziehung verband. Nach kurzer Tätigkeit als Theaterkritiker firmierte er als freier Schriftsteller. Für Wirbel sorgte bereits sein erstes Theaterstück, bei dem neben Erika und Klaus Mann auch Frank Wedekinds Tochter Pamela sowie Gustav Gründgens mitwirkten. "Anja und Esther" handelte von einem lesbischen Paar. Gründgens wandte sich später von den Manns ab, um seine Karriere nicht durch Rollen in solchen Stücken zu gefährden.
Mit dem Roman "Der fromme Tanz" bekannte Mann sich endgültig zu seiner Neigung, welche sein Vater zwar ablehnte, aber immerhin tolerierte. Im Laufe der Zeit machte sich der Einfluss seines Onkels Heinrich Mann immer stärker bemerkbar. 1927 rief er in einem Essay, der den Beginn seines politischen Engagements darstellt, zu einer Zusammenarbeit der europäischen Staaten auf, die vor allem die Friedenssicherung und die Weiterentwicklung des Sozialstaates zum Ziel haben müsse. Eine Weltreise führte seine Schwester und ihn nach Japan, in die USA und in die Sowjetunion.
Das Gefühl, ein Außenseiter zu sein und immer bleiben zu müssen, führte bei Klaus Mann zu Drogenproblemen, von denen er nicht mehr freikam. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch stetig lauter werdende Hasstiraden nationalistischer Zeitungen, die in ihm einen Verderber des deutschen Geistes sahen.
Hitlers Ernennung zum Reichskanzler politisierte ihn vollends. Im Kabarett "Pfeffermühle", das seine Schwester kurz zuvor gegründet hatte, verschoss er satirische Spitzen gegen das neue Regime, hielt es allerdings im März 1933 für ratsam, seinem Land den Rücken zu kehren. In Deutschland wurde er kurz darauf zur Unperson, nachdem er einen politischen Brandbrief an Gottfried Benn gerichtet und dieser ihm in aller Öffentlichkeit harsch geantwortet hatte. Mann begann, unregelmäßig zwischen Frankreich, den Niederlanden, den USA, der Tschechoslowakei und anderen Staaten hin und her zu reisen, ohne eine echte Heimat zu finden. Während dieser Zeit entstanden zwei seiner bedeutsamsten Werke, der Tschaikowski-Roman "Symphonie Pathétique" und eine literarische Abrechnung mit Gustav Gründgens unter dem Titel "Mephisto".
1938 folgte er seiner Schwester in die USA. Ein Jahr später veröffentlichte er den Emigrantenroman "Der Vulkan". Wegen seiner laut geäußerten kategorischen Ablehnung gegen Hitler wurde er schnell als Kommunist und demzufolge potenziell staatsfeindlich eingestuft, was zu einer Überwachung durch das FBI führte. Wegen der engen Beziehung zu seiner Schwester Erika wurde ihm gar Inzest unterstellt. 1941 unternahm er einen ersten Suizidversuch.
Nach dem Erscheinen seiner Autobiographie, einer philosophischen Studie und einer Anthologie europäischer Literatur ging er zur US Army, wo er in der Propagandaabteilung Dienst tat. Nach Kriegsende schrieb er für Stars and Stripes. Seine journalistische Tätigkeit führte ihn auch nach Deutschland, wo er den inhaftierten Hermann Göring interviewte und mit Künstlern, die das Land nicht verlassen hatten, über ihre Erfahrungen sprach.
Ab 1948 lebte er in Kalifornien bei seinem Vater. Er versuchte wieder zu schreiben. Doch das jahrelange Reden und Denken in zwei Sprachen hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht, kein Text wollte ihm gelingen. In Cannes setzte er 1949 mit einer Überdosis Schlaftabletten seinem Leben ein Ende.