Biografie
Holger Meins Lebenslauf
Holger Klaus Meins wurde am
26. Oktober 1941 als Sohn eines Kaufmanns
in
Hamburg geboren. Nachdem dem Abbruch seines
Kunststudiums ging er nach Berlin an die Deutsche
Film- und Fernsehakademie dffb. Zwischen 1966 und
1968 drehte er mehrere vielbeachtete Kurz- und
Dokumentarfilme. Wie viele andere protestierte auch
der Wehrdienstverweigerer Meins gegen den
Vietnamkrieg.
An der Demonstration gegen den Besuch des Schah von
Persien, in deren Verlauf der Pazifist
Benno Ohnesorg von einem Beamten der Kriminalpolizei
erschossen wurde, hatte er ebenfalls teilgenommen.
Dieser Todesfall und die nachfolgende
Informationspolitik der Behörden, die die
Verantwortung für Ohnesorgs Tod den Organisatoren
der Demonstration anlasteten, führten zu einem
Stimmungsumschwung in der Studentenbewegung. Einige
glaubten in diesen Stellungnahmen und der
begleitenden Berichterstattung (insbesondere durch
die BILD-Zeitung) faschistoide Methodik zu erkennen.
Dementsprechend meinten sie ihre Reaktion darauf
gestalten zu müssen. Zu diesem Personenkreis zählte
auch Holger Meins. Anfang 1968 führte er auf einer
von Horst Mahler mitorganisierten Veranstaltung, dem
"Springertribunal", seinen Film "Wie baue ich einen
Molotow-Cocktail?" vor, der in der
Schlusseinstellung das Springer-Verlagshaus zeigte.
Im
Mai 1968 verhandelte der Bundestag über
die Deutschen Notstandsgesetze, welche einer
eventuellen staatlichen Reaktion auf den
Verteidigungsfall, den inneren Notstand oder den
Katastrophenfall eine gesetzliche Grundlage sowie
verbindliche Ermächtigungen und Beschränkungen geben
sollten. Da die festgelegten Maßnahmen auch mit
Grundrechtseinschränkungen verbunden wären,
folgerten viele, dass die Demokratie vor der
Abschaffung stünde. Aus Protest beteiligte Holger
Meins sich an der Besetzung der dffb. Sein darauf
folgender Ausschluss vom Studium wurde Ende 1969
gerichtlich aufgehoben.
Zwischenzeitlich war er in der Kommune 1 eingezogen.
Nachdem im Mai 1970
Ulrike Meinhof und andere den
inhaftierten
Andreas Baader unter Gewaltanwendung
befreiten, veröffentlichte er in der
Untergrundzeitung "Agit 883" einen Aufruf zur
Gründung der
Rote Armee Fraktion, welcher er nach
einmonatiger Untersuchungshaft (er wurde der
Mitwirkung bei einem Sprengstoffanschlag auf einen
Polizeiwagen verdächtigt) auch selbst beitrat. Er
gab sich den Decknamen "Rolf" und verschaffte sich
einen gefälschten Ausweis. Nach der sogenannten
Mai-Offensive der RAF, die 1972 stattfand, stand er
unter dem dringenden Verdacht der Beteiligung an
Anschlägen auf US-Einrichtungen in Deutschland.
Am
1. Juni 1972 wurden Andreas Baader,
Holger Meins und J
an-Carl
Raspe in
Frankfurt am Main von der Polizei
gestellt. Nach einer Schießerei kamen die drei in
Untersuchungshaft.
Nach fast vierwöchigem Aufenthalt in der JVA Bochum
wurde Meins nach Koblenz verlegt. Aus Protest gegen
die räumliche Trennung der inhaftierten
"Kampfgefährten" und auch, um die formale
Anerkennung als Kriegsgefangene zu erlangen, gingen
er und einige Gleichgesinnte im Januar 1973 in einen
fünfwöchigen Hungerstreik. Dem folgte seine
Verlegung in die Justizvollzugsanstalt Wittich. Am
8. Mai nahm er einen zweiten Hungerstreik auf, den
er nach sieben Wochen (die letzten fünf unter
künstlicher Ernährung) wieder abbrach.
Die Aktion verfehlte jedoch nicht ihre Außenwirkung:
Die Vermutung, dass Meins' Protest tatsächlich durch
inhumane Haftbedingungen provoziert worden war,
bescherte der RAF viele Sympathisanten. Bald
konstituierten sich die ersten studentischen
Komitees gegen Folter.
Wie später bekannt wurde, hatte die ebenfalls
inhaftierte
Gudrun
Ensslin ihm die schriftliche Botschaft
zukommen lassen: "Du bestimmst, wann Du stirbst!
Freiheit oder Tod!"
Am
13. September 1974 begann Holger Meins
einen erneuten Hungerstreik. Wieder wurde er nach
Ablauf von zweieinhalb Wochen zwangsernährt. Doch
dieses Mal war sein Organismus der Belastung nicht
gewachsen. Am
9. November 1974 wurde um 17.05 Uhr sein
Tod festgestellt. Er wurde in Hamburg-Stellingen
beigesetzt. Ein Pastor hielt die Trauerrede, und im
Anschluss sprach
Rudi Dutschke einige Worte, von denen der
Satz "Holger, der Kampf geht weiter" sich auf
unheilvolle Weise erfüllen sollte.