Biografie Henri Matisse Lebenslauf

Der französische Maler und Zeichner Henri Matisse hat als einer der Hauptrepräsentanten des Fauvismus wesentlich zur Etablierung der Klassischen Moderne in der bildenden Kunst beigetragen. Matisse gehörte neben Malergrößen wie Franz Marc, Piet Mondrian und Pablo Picasso zu den wichtigsten und innovativsten Künstlern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Henri Matisse kam am Silvestertag, am 31. Dezember 1869 in dem nahe der belgischen Grenze bei Cambrai liegenden nordfranzösischen Städtchen Le Cateau-Cambrésis als Sohn von Héloise und Émile Matisse in der Bauernkate seiner Großeltern zur Welt. Matisse wuchs nicht weit von seinem Geburtsort entfernt in dem 6000-Einwohner-Ort Bohain (seit 1956: Bohain-en-Vermandois), wo seine Eltern eine Drogerie und einen Sämereienhandel führten, auf. Matisse schloss 1887 das Gymnasium Lycée Henri Martin in Saint-Quentin ab und begann im selben Jahr ein Jura-Studium in Paris, das er 1889 beendete.
Einige Monate arbeitete er als Anwaltsgehilfe in Saint-Quentin und belegte danach Zeichenkurse. Komplikationen nach einer Blinddarm-Operation ließen Matisse ein Jahr lang bettlägerig sein. In dieser Zeit beschloss er, Malerei zu studieren. 1891 zog er wieder nach Paris, wo er sich an Kunstschulen auf die Aufnahmeprüfung zur renommierten Hochschule der Schönen Künste („Ecole des beaux-arts“) vorbereitete. In dieser Zeit lernte er den Malerkollegen Albert Marquet (1875 -1947) kennen, der ihm ein lebenslanger Freund und Mitstreiter wurde. Matisse und Marquet wurden 1895 nach bestandener Aufnahmeprüfung zur Kunsthochschule Schüler von Albert Moreau (1826 - 1898), einem wichtigen Vertreter des Symbolismus.
Kunststudent Matisse wurde auf Reisen an die Kanalküste von impressionistischen Malern, insbesondere von dem Australier John Peter Russell (1858 - 1930), entscheidend beeinflusst. In dieser Zeit entstand das Meisterwerk „La table au café“ (1897).
1899 verließ Matisse die Kunsthochschule und beschäftigte sich in Folge nicht nur mit Malerei, sondern auch mit Bildhauerei. 1898 hatte er die Modistin Amélie Parayre (1872 - 1958) geheiratet. Neben den Söhnen Sohn Jean Gérard (1899 - 1976) und Pierre (1900 - 1989) gehörte auch Tochter Marguerite (1894 - 1982), die Tochter seiner früheren Geliebten Camille Joblaud, zur Familie. Die Familie hatte mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, weil das Ehepaar nur geringe Einnahmen hatte. Matisse musste zeitweilig als Dekorationsmaler Brotarbeiten machen.
Erst ab 1902 gelang es Matisse, der auch Glasbilder und Plastiken schuf, auf Ausstellungen und in Galerien einige neoimpressionistische Gemälde zu verkaufen.
Entscheidend für seinen weiteren künstlerischen Weg wurde der Sommer 1905. In dem Mittelmeer-Küstenort Collioure nahe der spanischen Grenze legte er zusammen mit André Derain (1880 - 1954) und anderen avantgardistischen Malern den Grundstein für die Entwicklung eines neuen Malstils, der als „Fauvismus“ in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Mit dem von „Fauves“ („Wilde Bestien“) abgeleiteten, von den betreffenden Künstlern mehrheitlich abgelehnten, Begriff wurde das Bemühen bezeichnet, das durch Impressionismus
und Neoimpressionismus propagierte Zerfließen von Konturen wieder zu verfestigen. Matisse griff diese Vorgabe auf und unterstrich sie durch konsequente Vereinfachung. Er verzichtete bei seinen Gemälden auf räumliche Werte (außer in der Schaffensperiode 1920 bis 1935) und verwendete reine Farben. Die Formen vereinfachte Matisse bis zur Deformation und setzte dabei expressive und auch dekorative Stilelemente ein. Die Flächen seiner Bilder wurden nur zart konturiert.
1905 sorgten die Fauvisten in Paris mit ihrer ersten Ausstellung für große Empörung beim Kunst-Establishment. Matisses, seine Ehefrau Amelie zeigendes, Ölgemälde „Femme au chapeau“ (1905) wurde von der Kritik förmlich zerrissen. Der Kunstsammler Leo Stein (1872 - 1947), Gertrude Steins Bruder, kaufte das Porträt dennoch und sorgte damit für einen Skandal, der sich positiv auf den Bekanntheitsgrad von Matisse auswirkte. Stein erwarb auch Matisses farbenfrohes Werk „Le bonheur vivre“ (1906).
Der mit wachsendem Erfolg wohlhabend gewordene Matisse wurde zum großen Inspirator avantgardistischer Künstlergruppen, wie der deutschen “Brücke“, und errang endgültig nach dem Ersten Weltkrieg auch das Wohlwollen der etablierten Kunstkritik. In den Folgejahrzehnten entstanden später weltberühmte Werke wie „La danse I“ (1909) oder „La Tristesse du roi“ (1952).
1938 ließ sich Amelie Matisse von ihrem zunehmend egozentrischen Mann, dem sie einen Seitensprung mit dem jungen Modell Lydia Delectorskaya (1910-1998) vorwarf, scheiden. Lydia Delectorskaya führte dem vorwiegend in Nizza lebenden, schwer erkrankten Maler bis zu dessen Tod (Herzinfarkt) im Nizza-Vorort Cimiez am 3. November 1954 den Haushalt.
Henri Matisse Seiten, Steckbrief etc.
n.n.v.