Gotthold Ephraim Lessing Lebenslauf
Nachdem die Grundsätze des „Age of Enlightenment“, des
Zeitalters der Aufklärung, auch in Deutschland Einzug
gehalten hatten, traten viele geistesgeschichtliche
Größen für den Primat der Vernunft, für, wie der große
Philosoph Immanuel Kant es ausdrückte, „den Ausgang des
Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“
ein.
Der deutsche Pastorensohn Gotthold Ephraim Lessing
gehörte in der Aufklärungszeit zu den wichtigsten
Theaterdichtern und Theoretikern. Er wurde einer der
einflussreichsten Verfechter des Toleranzgedankens.
Viele von Lessings Bühnenwerken sind zu Klassikern des
deutschen Sprechtheaters geworden und haben es
geschafft, auch im 21. Jahrhundert noch regelmäßig
gespielt zu werden.
Lessing wurde am
22.
Januar 1729 im zum Kurfürstentum Sachsen
gehörenden Oberlausitz-Städtchen Kamenz (damals etwa
2500 Einwohner) geboren. Seine Eltern, der evangelische
Pastor Johann Gottfried Lessing (1693 – 1770) und dessen
Ehefrau Justina Salome (geborene Feller) (1703 – 1777),
hatten 12 Kinder, von denen allerdings fünf bereits im
Säuglingsalter starben.
Der der lutherischen Orthodoxie anhängende, aber
durchaus sozial eingestellte Vater legte betonten Wert
auf eine umfassende Ausbildung seiner Söhne. Gotthold
Ephraim wurde zunächst von seinem Vater unterrichtet und
soll bereits als Fünfjähriger die Bibel gelesen haben.
Es folgte Unterricht durch Privatlehrer und an der
Kamenzer Lateinschule. Lessing erwies sich rasch als
überdurchschnittlich intelligent und entsprechend
unterfordert. Sein Vater ereichte, dass sein Sohn nach
einer Aufnahmeprüfung 1741 an der Meißener Fürstenschule
St. Afra, einer Elite-Kaderschmiede für zukünftige
Staatsbedienstete, aufgenommen wurde und ein Stipendium
erhielt. Lessing blieb fünf Jahre in Meißen. Der
hochbegabte 17-jährige hatte das Schulpensum vorzeitig
absolviert und durfte sich bereits im September 1746 an
der Universität Leipzig als Student der Theologie
einschreiben.
Er widmete sich aber nicht aus eigenem Entschluss dem
Kirchenwesen, sondern auf Weisung seines Vaters. In der
aufgeschlossenen Kulturstadt Leipzig begeisterte sich
der junge Lessing für das Theater und fand rasch
Anschluss an Schauspieler- und Autorenkreise. 1747
erschien der Text seines ersten Theaterstücks: Die
Komödie „Damon, oder die wahre Freundschaft“. Das erste
Lessing-Stück, das es auf die Bühne schaffte, war das
1748 uraufgeführte, autobiographisch angelegte Lustspiel
„Der junge Gelehrte“.
Zwei Jahre blieb Lessing in Leipzig, dann wechselte er
zum Wintersemester 1748 nach Wittenberg, um dort Medizin
zu studieren. Bereits nach einigen Monaten zog er weiter
nach Berlin und arbeitete als Kritiker bei der „Vossischen
Zeitung“ und den „Critischen Nachrichten“. In Berlin
lernte er
1750 den französischen Philosophen Voltaire
kennen. Ab
1751 nahm er sein Studium in Wittenberg
wieder auf und besuchte neben medizinischen
Veranstaltungen intensiv Vorlesungen anderer Fächer
(Ethik,
Philosophie, Mathematik, Geschichte, u. a.). Im
April 1752 schloss Lessing sein Studium erfolgreich mit
dem Magister-Grad ab. Im Jahr vorher hatte er mit dem
Gedichtsband „Kleinigkeiten“ seine erste
Buch-Veröffentlichung gehabt.
Nach Berlin zurückgekehrt versuchte Lessing wieder in
der Literatur- und Theaterszene Fuß zu fassen. Sein
bürgerliches Trauerspiel „Miß Sara“ (1755) sorgte für
Aufsehen und wurde begeistert aufgenommen. Leben konnte
Lessing, der sich in Intellektuellenzirkeln vehement für
eine Reform des seiner Meinung nach erstarrten deutschen
Theaterwesens im Sinne der Aufklärung einsetzte, von
seinen Theaterstücken aber nicht. Das Angebot, als
Begleiter eines wohlhabenden Großkaufmannssohn auf eine
mehrjährige Bildungsreise gehen zu können, nahm der in
finanziell prekären Umständen lebende Literat Lessing
1756 gerne an. Wegen des ausgebrochenen Siebenjährigen
Kriegs zerschlug sich das Reise-Projekt aber.
1759 wurde Lessing durch den Schlachtfeld-Tod seines
Dichter-Freundes Ewald von Kleist (1715 -1759) schwer
erschüttert. Nach Jahren unsicheren Bohemien-Lebens als
Rezensent und Übersetzer nahm Lessing 1760 in Breslau
eine Stellung als Sekretär des preußischen Generals
Friedrich Bogislav von Tauentzien (1710 – 1791) an, den
er durch Kleist kennengelernt hatte. 1765, nach Ende des
Siebenjährigen Kriegs, versuchte Lessing wieder sein
Glück in Berlin und ging dann 1767 als Dramaturg nach
Hamburg. Hier feierte er mit seinem wohl berühmtesten
Werk, „Minna von Barnhelm“, Triumphe. „Minna von
Barnhelm oder das Soldatenglück“, ein kurzfristig nach
der Uraufführung verbotenes Lustspiel um die Ehre des
anständigen, der Korruption beschuldigten Majors von
Tellheim, wurde zu einem der Dauerbrenner der deutschen
Theatergeschichte.
Wie in Leipzig und Berlin baute sich Lessing auch in
Hamburg einen illustren Freundeskreis von sich der
Aufklärung verpflichteten Kulturbegeisterten auf. Das
Nationaltheater wurde 1769 nicht zuletzt wegen interner
Querelen geschlossen und Lessing musste nach neuen
Verdienstmöglichkeiten suchen.
Durch die gut dotierte Stelle eines
herzoglich-braunschweigischen Bibliothekars in
Wolfenbüttel bekam er 1770 endlich die lang ersehnte
materielle Absicherung. In der Wolfenbütteler Zeit
entstand das die Konfliktsituation zwischen Adel und
Bürgern thematisierende Trauerspiel „Emilia Galotti“
(1772). 1776 heiratete Lessing die sieben Jahre jüngere
Witwe Eva König, mit der er seit 1771 verlobt war. Das
Paar bekam Weihnachten 1777 den Sohn Traugott, der aber
nur ein Tag alt wurde. Eva Lessing starb zwei Wochen
nach dem Tod ihres Kindes am Kindbettfieber.
Drei Jahre später starb auch Lessing. Er war ab 1779
zunehmend kränklich geworden und erlag am 15. 2. 1781 in
Braunschweig einem akuten Lungenleiden. 1779 hatte er
seinen letzten großen Erfolg feiern können: Sein
Theaterdrama „Nathan der Weise“, mit dem er dem großen
jüdischen Aufklärer Moses Mendelssohn ein literarisches
Denkmal setzte, wurde anerkannter Bestandteil des
deutsch-bürgerlichen Bildungskanons. In „Nathan der
Weise“ kam wie in vielen anderen Werken und Schriften
Lessings dem Gedanken der Toleranz der Christen
gegenüber anderen Religionen sowie dem Credo eines
Christentums der Vernunft große Bedeutung zu.
Gleichwohl Lessing ein radikaler Verfechter der Ideale
der Aufklärung gewesen war, setzte er sich nicht
moralisierend für die menschliche Vernunft ein, deren
Grenzen ihm bewusst waren, sondern war ein Kämpfer für
Toleranz und Menschlichkeit. So verfocht er vor allem in
seinem Werk "Nathan der Weise", das um die zentrale
"Ringparabel" herum aufgebaut ist, die Aussöhnung
zwischen den Weltreligionen, die Humanität und die
Toleranz.
Gerade für die Entwicklung des Theaters im
deutschsprachigen Raum waren Lessings Werke, die im
Regelfall dramatischer Natur waren, wegweisend. Er sah
im Drama die Möglichkeit, die Gedanken der Aufklärung zu
entfalten und darzustellen, mit der Handlung auf eine
bestimmte Wirkung zu zielen. Er trat für religiöse wie
soziale Toleranz ein, er wandte sich gegen die starren
Formen von Ständeklauseln und Klassengesellschaften und
sah in seinem Wirken wie in seinen Werken immer
zuallererst den Menschen als solchen.
Zentraler Begriff in Lessings Schriften ist das
"Mitleid", das er beim Publikum seiner Stücke durch die
Schicksalsschläge hervorrufen wollte, die seinen Helden
widerfuhren, um damit bei den Zuschauern eine reinigende
Wirkung zu erzeugen. Im Prinzip knüpfte er damit an die
Poetik des Aristoteles an, die jedoch dem Gedanken der
Fallhöhe verpflichtet gewesen war, der es voraussetzte,
dass es sich bei dem tragischen Schicksal um das eines
Adligen handeln musste, Lessing dachte modern und
aufgeklärt und entnahm seine Szenen aus dem
Erfahrungsraum seines Publikums, um den
identifikatorischen Charakter zu erhöhen.
Gotthold Ephraim Lessing
Seiten
Gotthold Ephraim Lessing
Werke
Gedichte
1751 - Kleinigkeiten
1771 - Lieder
1771 - Oden
1771 - Sinngedichte
Fabeln
Fabeln und Erzählungen.
Fabeln. Drei Bücher
Der Rabe und der Fuchs
Dramen
Damon, oder die wahre Freundschaft
Der junge Gelehrte
Die alte Jungfer
Der Misogyn
Der Freigeist
Die Juden
Der Schatz
Emilia Galotti
Miß Sara Sampson
Philotas
Minna von Barnhelm
Nathan der Weise