Biografie Alice Schwarzer Lebenslauf
In
Frankreich saß sie einst Simone de Beauvoir
gegenüber, um mit ihr über den Feminismus und die Frau
in der Gesellschaft zu philosophieren. In den Siebzigern
war sie sowohl mit Beauvoir als auch mit
Jean-Paul
Sartre befreundet. In Deutschland ist sie so gut wie
jedem bekannt, insbesondere den Frauen.
Sie bezeichnet und sieht sich selbst als überzeugte
Feministin, ist die Gründerin der Frauenzeitschrift
„Emma“ und führt Debatten über die Prostitution und
Pornoindustrie. Alice Schwarzer war Teil der
Frauenbewegung in Deutschland und Frankreich und trat
für die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen
ein. Der Kampf trug ihr sowohl Lob als auch Kritik ein.
Fragen kamen auf, ob sie die Männer lieber kastriert
sehen möchte, die Welt ohne Sex bevorzugen würde oder
durch ein Matriarchat ersetzt. 2013 zeigte Schwarzer
sich dann selbst wegen Steuerhinterziehung an und löste
2014 eine neue Debatte aus.
Geboren wurde sie am
3. Dezember 1942 in Wuppertal, als
die Stadt gerade bombardiert wurde. Die Familie musste
flüchten und wurde in ein Dorf in Franken evakuiert, wo
Schwarzer auch zur Schule ging. Ihre Eltern waren nicht
verheiratet, die Mutter kümmerte sich mehr um sich
selbst als um die Tochter, verließ die Familie,
heiratete, ließ sich wieder scheiden, der Vater war auch
nie zu Hause, so nahmen die noch jungen Großeltern das
Kind zu sich. Alice Schwarzer nannte beide Mutter und Vater
und hielt große Stücke auf sie. Auch waren die Rollen
auf eine eigenartig vorgreifende Weise vertauscht, der
Großvater hatte den fürsorglichen Charakter, die
Großmutter war die resolute Kämpfernatur. Vieles davon
prägte Schwarzer und bestimmte ihre Wesen mit.
Zurückgekehrt nach Wuppertal besuchte sie die
Handelsschule und machte eine kaufmännisches Ausbildung,
um bald darauf für ein Sprachstudium nach
Paris
aufzubrechen.
Nach zwei Jahren landeteAlice Schwarzer wieder in Deutschland
und wurde Reporterin bei der satirischen Illustrierten
„Pardon“. Bald aber zog es sie erneut nach Paris, um
dort, auch ohne Hochschulreife, vier Jahre an einer
Universität zu studieren, an der z. B. der Philosoph und
Soziologe Michel Foucault Vorlesungen hielt. Nebenbei
arbeitete sie als freie Korrespondentin und engagierte
sich für die Legalisierung der Abtreibung, die dann auch
in Deutschland in etlichen Aktionen ihre Durchsetzung
fand. Schwarzer pendelte zwischen Deutschland und
Frankreich hin und her. Fast im nahtlosen Übergang wurde
sie von einer engagierten Journalistin zur Feministin.
In Paris knüpfte sie dann erste Kontakte zu Simone de
Beauvoir, die die Frauenbewegung unterstützte, von der
Schwarzer eine der Pionierinnen war.
Nach den Studentenunruhen der 68er in Frankreich, deren
Wut auch auf Städte wie Berlin, Madrid, Warschau, Prag
und andere überschwappte, stellte Schwarzer fest, dass
die 68er-Bewegung die ganze Welt befreien wollte, bis
zum letzten Bolivianer, während die Frauen weiter ihre
Rolle beibehalten sollten, am Herd zu stehen und für die
Kinder zu sorgen hatten. Das behagte der rebellischen
Feministin natürlich überhaupt nicht und sie war mit
ihren Überzeugungen nicht die Einzige.
Der erste öffentliche Akt bestand in der Niederlegung
eines Kranzes für die „unbekannte Frau des unbekannten
Soldaten“ am Arc de Triumphe. Die Interviews mit Simone
de Beauvoir bildeten die Krönung dieser Bewegung und
fanden später als Druck in das Buch „Weggefährtinnen im
Gespräch“.
Die Frauen in
Paris waren jung, rebellisch, begeistert
und fantasiereich. Die Nächte hindurch wurden
Diskussionen geführt, Flugblätter getippt und
unterdrückte Frauen befragt, darunter
Fabrikarbeiterinnen oder Prostituierte. Daneben wurde
auch schon einmal das Parlament gestürmt oder
Pressekonferenzen gestört. Schwarzer fühlte sich in
dieser bewegten und aufregenden Zeit wohl, dennoch
packte sie immer wieder das Heimweh nach Deutschland, wo
sie glaubte, ebenso hinzugehören und etwas bewegen zu
können.
1977 gründete sie dann schließlich die Zeitschrift
„Emma“, die im Grunde eine Antwort auf die
vorangegangenen feministischen Streitgespräche in der
Öffentlichkeit war. Die Illustrierte war äußerst
umstritten und verkaufte sich daher umso besser.
Gleichzeitig blieb sie auch immer von Aktionen
begleitet, darunter eine Fahrt nach Teheran, um sich
gegen die Entrechtung und Zwangsverschleierung der
Iranerinnen einzusetzen.
In den Neunzigern moderierte Alice Schwarzer die
Fernsehsendung „Zeil um zehn“, die im Hessischen
Rundfunk lief und mit Gästen aus der Politik und der
Unterhaltungsbranche im Foyer eine Frankfurter Hotels
stattfand. Daneben schrieb sie etliche Bücher,
insbesondere
Biografien über berühmte Frauen. Auch
strebte sie immer wieder Klagen gegen andere
Zeitschriften und Zeitungen an, darunter gegen den
„Stern“ oder die „
BILD“, deren Aufmacher sie als
frauenfeindlich bezeichnete. Dass sie dann 2007
ausgerechnet für letztere Zeitung Werbeträgerin wurde,
führte erneut zu Diskussionen über die Frauenrechtlerin.
Auch berichtete Schwarzer später in einer eigenen BILD-Kolumne über den Gerichtsprozess gegen
Jörg
Kachelmann, den sie für schuldig hielt und in ihren
Aussagen stark kritisierte. Kachelmann stand wegen
Vergewaltigung vor Gericht und wurde freigesprochen.
Angeklagt wurde Alice Schwarzer dann ihrerseits wegen
Steuerhinterziehung. Bekannt wurde das Ganze durch einen
Artikel des „Spiegels“
2014. Seit den Achtzigern soll
Schwarzer ihr Kapital auf einem Schweizer Bankkonto
lagern und nicht versteuert haben. Da eine länger als
zehn Jahre zurückliegende Steuerhinterziehung als
verjährt gilt, musste Schwarzer etwa 200.000 Euro
nachzahlen und erhoffte sich durch die Selbstanzeige
2013 Straffreiheit.