Adolf Hitler
- Zwischen den Weltkriegen
Nach den Krieg wurde vor dem Krieg
Der Erste Weltkrieg war beendet. Von fast 8 Millionen
Toten waren allein 2 Millionen davon auf deutscher Seite
zu beklagen. Dennoch hielt sich in Regierungskreisen die
Freude über den Frieden in Grenzen. General Ludendorff,
der die Waffenstillstandsverhandlungen eindringlich
vorangetrieben hatte, war es trotzdem gelungen, den
Anschein zu wahren, dass das Reich durch Verräter in den
eigenen Reihen zu einem Friedensschluss genötigt worden
war, obwohl man den Krieg sehr wohl hätte gewinnen
können. Für weitere Verunsicherung sorgte die Abdankung
des Kaisers. Einige witterten Morgenluft für massive
gesellschaftliche Umwälzungen, andere trauerten um die
verloren gegangene Monarchie und hofften auf
deren
Wiederherstellung. Der demokratische Kompromiss zwischen
diesen Positionen, den die Weimarer Republik darstellte,
war keine zufriedenstellende Lösung.
Die politische Landschaft war gespalten und in die
unterschiedlichsten Lager zersplittert. In München hatte
sich Ende 1918 eine sozialistische Räterepublik
etabliert. In dieses München kehrte Adolf Hitler nach
seinem Lazarettaufenthalt zurück.
Eine bürgerliche Existenz schien ihm nicht vorstellbar,
und so verblieb er als Soldat in der Münchener Kaserne,
wo er bald zum Vertrauensmann und damit zum Kontaktmann
zur Räteregierung gewählt wurde. Nach dem Mord an deren
jüdischem Ministerpräsidenten Kurt Eisner sah man Hitler
als Teilnehmer des Trauerzuges.
Kurz danach begann er für die neu gebildete
Propagandaabteilung der Reichswehrverwaltung mit der
Beobachtung verdächtiger politischer Gruppierungen. Und
so geriet er am 12. September 1919 in eine
Parteiversammlung der Deutschen Arbeiter-Partei (DAP).
Fasziniert vom dort verfochtenen Gedankengut und
herausgefordert durch die Thesen eines Redners, ergriff
auch er das Wort und zog alle Aufmerksamkeit auf sich.
Sofort angeworben, war er bald das Zugpferd der sich
langsam vergrößernden Partei. Anfang
1920 setzte er ihre
Umbenennung in
NSDAP durch. In München galt er nun als
politische Größe, der Rest Deutschlands belächelte ihn
noch.
Angespornt von Mussolinis Marsch auf Rom versuchte er
gemeinsam mit Ludendorff am 8. und 9. November
1920
ähnliches vom Münchener Bürgerbräukeller aus, scheiterte
jedoch, weil die konservative Landesregierung ihn nicht
unterstützte, sondern vor der Feldherrenhalle
polizeilich gegen ihn vorgehen ließ.
Während der einjährigen Festungshaft, zu der er
anschließend (trotz aller Sympathie des Gerichts)
verurteilt worden war, diktierte er Rudolf Heß seine
sogenannten Erinnerungen für das Buch „Mein Kampf“, in
dem er seinen Juden-Hass und seine Eroberungspläne
unverhohlen erkennen ließ.
Seiner Popularität in national-völkisch gesinnten
Kreisen hatte der Prozess und die Haftstrafe sehr
genützt. Doch unter anderem wegen der sich
stabilisierenden Wirtschaftslage verlief der Zulauf zu
extremistischen Parteien in den nächsten Jahren
schleppend. Hitler nutzte diese Zeit, um die Partei in
seinem Sinne zu strukturieren und, auch mit Goebbels'
Hilfe, Landesverbände im nördlichen Deutschland sowie
den Sturmtrupp SA und die Eliteeinheit SS aufbauen zu
lassen. Seine Reden erwiesen sich immer wieder als
tragende Säule der Bewegung.
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 trieb den
Nationalsozialisten wie auch den Kommunisten Scharen von
Freiwilligen zu und verhalf diesen zu enormen Zuwächsen
an Wählerstimmen. Dadurch konnte Hitler sich auch im
Reichstag profilieren. Die noch illegal operierende SA
erwies sich für die Einschüchterung politischer Gegner
als sehr nützlich.
Belastet wurde Hitlers Aufstieg 1931 durch den
Selbstmord seiner Nichte Geli Raubal, die bis dahin bei
ihm gelebt hatte. Über die Hintergründe wird bis heute
spekuliert.
Nachdem im Sommer
1932 die letzte einigermaßen stabile
Reichsregierung entlassen und der erzkonservative Franz
von Papen (welcher daraufhin umgehend die bis dahin
verbotene SA legalisierte) zum Reichskanzler ernannt
worden war, gelang es Hitler im Gegensatz zu seinem
kommunistischen Gegner Ernst Thälmann, die relative
Mehrheit im Reichstag zu erlangen. Darauf folgte seine
Ernennung
zum Reichskanzler durch den
Reichspräsidenten
Hindenburg am
30. Januar 1933, die nur noch eine
Formsache war.
Mit Hilfe der Notverordnungen, die er nach dem
Reichstagsbrand durchsetzen konnte, konsolidierte er
seine Macht Schritt um Schritt. Es folgten ein äußerst
brutales Vorgehen gegen bisherige Widersacher und erste
entscheidende Maßnahmen zur Entrechtung und Vernichtung
der Juden.
Schon 1934, nach Hindenburgs Tod, ließ er sich zum
Führer erklären. Zu dieser Zeit begann die
Wirtschaftspolitik des früheren Reichspräsidenten
Brüning, verspätete Früchte zu tragen. Hitler
präsentierte diese als seine Erfolge.
In Folge des sogenannten Röhm-Putsches wurden echte und
vermeintliche innerparteiliche Gegner „liquidiert“. Die
Gleichschaltung der Presse nahm aller Opposition jede
reelle Chance. Offiziell erfuhr man weder von
Konzentrationslagern noch vom Euthanasieprogramm.
Die Aufrüstung lief auf vollen Touren. Durch geschicktes
Taktieren gelang es, selbst dann ein Eingreifen des
Völkerbundes zu vermeiden, als 1938 Österreich und das
Sudetenland dem Deutschen Reich angegliedert wurden.
Auch die Reichskristallnacht blieb ohne nennenswerte
außenpolitische Folgen. Das Selbstbewusstsein des
Führers und seiner Anhänger war bereits in Größenwahn
und unstillbare Machtgier umgeschlagen. Die Zeit schien
ihnen reif, mit den Kampfhandlungen zu beginnen. Alles,
was noch fehlte, war ein plausibler Anlass.
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