Rockmusik Geschichte - Der Krautrock
Wenn man die Geschichte der Rockmusik betrachtet, kommt man nicht umhin festzustellen, dass Musik aus Deutschland nicht unbedingt die tiefsten Spuren hinterlassen hat. Klammert man Ausnahmen wie Klaus Vormann & Co. aus, bleibt nicht allzu viel übrig, was prägenden Einfluss auf die Musikgeschichte gehabt hätte. Mit einer Ausnahme: Dem Krautrock.
Die Bezeichnung „Krautrock“ entstand Ende der 1960er Jahre – angeblich erfunden vom englischen BBC- DJ John Peel, der sich auf den Song „Mama Düül und ihre Sauerkrautband spielt auf" von „Amon Düül“ bezog – und bezeichnete vornehmlich Bands aus Westdeutschland, die experimentelle Rockmusik spielten. Als „Krauts“ wurden die deutschen Soldaten im zweiten Weltkrieg abwertend bezeichnet und zwar aufgrund ihrer angeblichen Liebe zum klassisch-deutschen Sauerkraut. Zu Beginn war die Bezeichnung „Krautrock“ noch eher verallgemeinernd und nicht als genretypische Bezeichnung einer bestimmten Musikrichtung zu verstehen. Es war viel mehr die britische Perspektive auf deutsche Rockmusik. Mit der Zeit bürgerte der Begriff sich auch in Deutschland ein und wurde selbstironisch auf die eigene Musik angewandt. So nannten die Krautrock-Pioniere von „Faust“ 1973 eine LP, deren Eröffnungstrack sie „Krautrock“ tauften.
Da Krautrock sich vor allem durch seine Experimentierfreudigkeit und Vielschichtigkeit auszeichnete, ist es nicht ganz leicht, eine Einordnung der Musik vorzunehmen. Dennoch: Die Basis des Krautrocks liefert die Rockmusik. Diese kann durch verschiedene Zutaten verfeinert werden. In der Regel bestanden diese aus mechanisch-elektronischen Sounds, post-psychedelischen Jams, Experimenten mit klassischer Musik, jazzigem Art-Rock-Einflüssen und avantgardistischen-spacigen Kompositionen. Grundsätzlich stand der Krautrock, vor allem dank seiner Komplexität, dem Progressive-Rock nahe, allerdings mit einem größeren Fokus auf elektronische Elemente. So spielten bspw. Synthesizer eine wichtige Rolle bei vielen Krautrock-Bands, wie zum Beispiel „Can“ oder „Tangerine Dream“ und später auch „Kraftwerk“, die allerdings nur in ihren Anfangsjahren, von 1970 bis 1974, zu den Vertretern des Krautrocks gezählt werden können.
Mitte der 1970er Jahre flaute die Beliebtheit des Krautrocks wieder ab und es bildeten sich auf der Basis des Krautrocks weitere Genres aus. So zeigten sich vor allem Post-Punk-Bands der späten 70er und frühen 80er Jahre, wie „Public Image Ltd.“ und „Sonic Youth“ maßgeblich vom Krautrock beeinflusst. Auch viele Elektro-Bands, die „Kraftwerk“ zu ihren Einflüssen zählen, sind von verschiedenen Elementen und Strukturen des Krautrocks inspiriert worden.
Im Laufe der Zeit wurde auch der zwischenzeitlich vergessene Terminus „Krautrock“ wieder ausgegraben und auf moderne, nicht-deutsche Bands angewandt, wie z.B „The Queens of the Stone Age“ oder „The Mars Volta“, denen eindeutig Krautrock-Einflüsse nachzuweisen sind. So hat sich der Krautrock über die Jahre vom eher geographisch orientierten Begriff für deutsche, experimentell-unkonventionelle Rockmusik zu einer Genrebezeichnung gewandelt, die unabhängig davon ist, aus welchem Land die jeweiligen Künstler stammen.
Geschichte des Krautrocks - Literatur
Krautrock-Music for Your Brain Vol.5
Krautrock: Underground, LSD und kosmische Kuriere
Rockpalast: Krautrock Legends Vol.1
Cosmic Price Guide: to original KRAUTROCK records
Vagabundenkarawane - Classics, Embryos Reise
Deutsche Elektronische Musik 1972-1983