Die Mode des 16. Jahrhunderts

Das mittelalterliche Weltbild wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch zahlreiche Veränderungen erschüttert. Die Erfindung des
Buchdrucks mit beweglichen Lettern zählte ebenso dazu, wie die Entdeckung Amerikas und die Herausbildung des Humanismus, der die Individualität des Menschen in den Vordergrund rückte und somit auch für ein neues Modebewusstsein unter der Bevölkerung sorgte.
Die Mode des europäischen Bürgertums war im 15. Jahrhundert vom Burgundischen Hof beeinflusst. Das mächtige europäische Fürstengeschlecht setzte mit eng anliegenden Kurzjacken und langen Überröcken mit Pelzsaum modische Impulse. Das Aussterben des Fürstengeschlechts im Jahre 1482 machte für die europäische Mode neue Wege frei.
Das 16. Jahrhundert war von der Renaissance geprägt. Die Modeimpulse gingen von den italienischen Metropolen Venedig oder Mailand aus. Ganz Europa kopierte in der damaligen Zeit diesen Modetrend. Die gravierenden Veränderungen brachte die Männermode mit sich. Aus 
dem Latz der Hosen entstand die Schamkapsel, die in sehr verschiedenen Formen zu finden war. Über dem Wams, einer mit Ärmeln versehenen kurzen und engen Weste, wurde mit der Schaube ein weiter Überrock getragen. Diese Schaube war durch ihren auffälligen Kragen im Rücken und die langen und weiten Ärmel unverwechselbar. Die Frauen übernahmen die Männermode und trugen ebenfalls eine Schaube. Diese reichte den Damen bis zu den Füßen und war in Rock und Mieder zweigeteilt. In Anlehnung an die Kleidung der Landsknechte wurden geschlitzte Kleidungsstücke erstmals zu einem Modetrend, der von der einfachen „Straßenmode“ übernommen wurde.
Mitte des 16. Jahrhunderts begann das politisch und wirtschaftlich erstarkte Spanien mehr und mehr Einfluss auf die europäische Modewelt zu nehmen. Mit der von Eleganz beherrschten spanischen Mode sollte ein Gegenpol zur als damals nur wenig sittlich geltenden Renaissance-Mode geschaffen werden. Die Schaube wurde nun als bis auf die Oberschenkel reichender Kurzmantel mit einem flachen Kragen getragen. Ganz typisch für diese Epoche waren die Herausbildung von Halskrause und Stehkragen. Diese „Mühlsteinkragen“ wurden von Männern und Frauen getragen und erwiesen sich im Alltag als äußerst hinderlich. Damals schlug auch die Geburtsstunde des Korsetts, das für Männer und Frauen eingeführt wurde und sich in der Damenwelt bis heute behaupten konnte. Anfänglich war die spanische Mode bunt und auffällig. Später wandelte sie sich zu elegantem Schwarz. Am Ende des 16. Jahrhunderts war der Höhepunkt dieser Ära erreicht. Später wurde die spanische von der französischen Mode 
abgelöst. Innerhalb Europas gab es feine Unterschiede in der einheitlich geprägten Modelinie. So wurde in Deutschland vermehrt auf die Verwendung von Gold- und Silberbrokaten bestanden. Auch war die Mode mehr an der Kleidung der Landsknechte orientiert und bestand statt aus gepufften Hosen aus einer in schmalen Streifen aufgeschnittenen Oberhose, die die Unterhose erkennen ließ. Das Bürgertum kleidete sich in Deutschland recht einfach. Die Unterkleider waren einfarbig und besaßen meist einen Besatz aus buntem Samt oder Seide. Das an die Schaube angelehnte Oberkleid besaß einen Stehkragen und war faltenlos gearbeitet. Für Männer und Frauen als Kopfbedeckung üblich war ein steifes Barett mit schmalem Rand, über der Stirn mit einer Feder geschmückt.
Eine Art Orientierung hinsichtlich der Modetrends der damaligen Zeit lieferten die so genannten Trachtenbücher. Diese zwischen 1532 und 1600 erschienenen reich illustrieren Publikationen waren in ganz Europa im Umlauf. Die Bücher wurden in verschiedenen Sprachen veröffentlicht und lieferten einen Überblick über die europäischen Modelinien. Auch die Mode in Asien oder Afrika fand hier Beachtung. Auffällig wird hierbei, welche Wendung die Mode in Polen oder Russland nahm. Hier orientierte man sich am byzantinischen Stil und entfernte sich mit reich verzierten langen Mänteln vom übrigen Modebild in Europa. Die Rückbesinnung zur Mode Westeuropas wurde erst Anfang des 18. Jahrhunderts wieder erreicht.

Mode um die Jahrhundertwende

Auch um die Jahrhundertwende herum veränderte sich die Männerkleidung kaum. Bei den Frauen waren immer noch sehr lange Röcke in Mode. Schließlich wurde eine bestimmte Korsettform immer beliebter, welche den weiblichen Oberkörper so stark einschnürte, dass es schlichtweg schädlich war und zahlreiche Ärzte dagegen protestieren. Diese Korsettform nannte sich „sans ventre“ – „ohne Bauch“. Als Gegenstück dazu wurde das sogenannte Reformkleid entworfen, welches locker saß und den Körper der Frauen nicht einengte. Modisch konnte es sich jedoch nicht durchsetzen.

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