Länderinfo Ruanda Geschichte
Ruanda ist ein ostafrikanischer Staat, der seit Jahrhunderten mit einem Gegensatz zwischen den beiden Volksgruppen Hutu und Tutsi existiert. Moderne Einflussnahmen haben dieses Problem über mehr als hundert Jahre verschlimmert. Nach Jahren destabiler Regierungen kam es Mitte der 1990er Jahre zum Völkermord an den Hutu, der bis heute das Land beeinflusst. Ruanda war und ist eine der Krisenherde in Afrika.

Frühzeit
Vor knapp zehntausend Jahren besiedelten Menschen die Region Ruanda dauerhaft. Im ersten Jahrtausend n. Chr. siedelte hier das Volk der Twa. Einige Nachfahren der Twa leben auch gegenwärtig noch in Ruanda. Um 1200-1500 siedelten die Völker der Hutu und Tutsi in Ruanda. Während die Hutu pastoralisierend Ackerbau betrieben, kannten die Tutsi die Viehzucht. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass beide Völker relativ friedlich nebeneinander bestanden haben. Im 14. Jahrhundert entstand das Königreich Ruanda. Der Großteil der Bevölkerung bestand aus Hutu, die als Bauern das Reich versorgten, während die Tutsi die Oberschicht bildeten. Die Könige von Ruanda wurden ausschließlich von den Tutsi gestellt.



Neuzeit
Diese soziale Struktur unterlag alsbald Veränderungen. Obwohl die Hutu zu der ärmeren Bevölkerungsschicht gehörten, konnten sie mehr und mehr Macht konzentrieren. Im 19. Jahrhundert wurde es Sitte, dass einige Hutu als „Berater“ die Macht ausübten, während die Tutsi als Soldaten und Krieger bekannt waren. 1860 erließ der König Mswami Rwabugiri einen Erlass, der es den Tutsi erlaubte die Hutu für Arbeitsdienste einzusetzen. Somit war das Volk der Hutu nun als Leibeigene den Tutsi verpflichtet. In dieser Situation kam es zu den ersten Kontakten mit den Europäern, vor allem den Briten, die sich für diese Region sehr stark interessierten. Um 1890 interessierte sich auch das Deutsche Reich für Ruanda. Im Helgoland-Sansibar-Vertrag wurden die Interessen beider Nationen nun aufgeteilt. Das Reich erhielt Ruanda als Interessengebiet. 1894 wurden deutsche Gesandte zum ersten Mal am ruandischen Königshof empfangen. Das Deutsche Reich regierte nur indirekt, indem es Berater an den Königshof entsandte. Eine eigene Verwaltung wurde nicht aufgebaut und auch in die soziale Struktur des Landes nicht eingegriffen. Die deutsche Kolonie dauerte nur kurz, denn im Ersten Weltkrieg besetzte Belgien Deutsch-Ruanda. Bereits 1910 hatte Belgien seine Ansprüche auf einer Konferenz in Brüssel veröffentlicht. Nach dem Ende des Krieges verblieb Ruanda als belgisches Mandatsgebiet unter dessen Verwaltung. Unter der belgischen Verwaltung wurden jedoch die Ethnien stark getrennt, es wurden sogenannte Ethnische Ausweise angelegt, so dass das Bewusstsein um die eigene Identität gestärkt wurde. Dies bedeutete aber gleichzeitig eine Spaltung der ruandischen Gesellschaft in Hutu und Tutsi, die sich immer stärker bemerkbar machte. Nach dem Zweiten Weltkrieg destabilisierte sich die Kolonie zusehends, einerseits durch die Forderungen nach der Autonomie, andererseits durch den Gegensatz zwischen Hutu und Tutsi. Die Belgier bereiteten die Unabhängigkeit vor. 1961 wurde ein Referendum über die Monarchie durchgeführt, dessen Ergebnis die Abschaffung des Königs war. Im folgenden Jahr wurde Ruanda als Republik unabhängig.