Weihnachten in Deutschland und anderen Ländern
Der deutschsprachige Raum
Wenn man sich an die Weihnachtsfeste in der Kindheit
erinnert, stellt man fest, dass selbst innerhalb
Deutschlands jede Familie ihre eigenen Rituale hat,
jedenfalls was die Speisen am Heiligen Abend anbelangt.
Traditionell verbindet man mit Weihnachten u. a. das
Ausschmücken der Wohnung und des
Weihnachtsbaumes als
äußeres Zeichen des Festes, der gleichsam die Sehnsucht
Sonne und Wärme verkörpert.
Die Vorweihnachtszeit, der Advent, stimmt die Menschen
auf das bevorstehende Fest ein. In dieser Zeit findet
man in den Städten Weihnachtsmärkte, in deren Mitte
immer ein großer mit Lichtern geschmückter Nadelbaum
steht.
Seit vielen Generationen ist auch das gegenseitige
Beschenken am
24. Dezember, dem Heiligen Abend, zu einem
festen Bestandteil geworden, auf den sich die Kinder
natürlich besonders freuen, wobei sich die Wertigkeiten
der Gaben gewandelt hat. Kinder möchten gern viele
Geschenke, es ist nicht wichtig, was sie gekostet haben.
Das Auspacken unter dem erleuchteten Weihnachtsbaum ist
für sie die größte Freude. Dass es am Heiligen Abend
Geschenke gibt, ist dem Reformer
Martin Luther zu
verdanken, denn er hat diesen Brauch um 1535 als
Alternative zum Nikolaus und den gefüllten Stiefeln
angeregt, weil er der Meinung war, dass den Kindern damit
der Geburtstag des Christkindes näher gebracht wird.
Der Glaube an den Weihnachtsmann verliert sich
heutzutage oft schon nach den ersten Kinderjahren. Als
Geschenk-Überbringer ist er dennoch ein willkommener
Gast, auch wenn man längst weiß, dass die
Eltern die
Geschenke gekauft haben. Sie sind nur die
Pseudo-Weihnachtsmänner. Auch Weihnachtslieder gehören
traditionsgemäß zum Fest. Die, die selbst gesungen
werden, sind die schönsten. Für viele Menschen gehört
ein Besuch der Weihnachtsmesse zum Ritual, um dem
ursprünglichen Sinn des Festes Genüge zu tun. Die
feierliche Atmosphäre, die in der Kirche am Heiligen
Abend herrscht, lockt auch seltene Kirchgänger oder
sogar Atheisten an.
Seit dem 16. Jahrhundert, in eigenen Gegenden sogar
schon um das Jahr 1200, wurde das christliche Geschehen
in der Weihnacht in Form von Spielen dargestellt. In
Frankreich sind die Geschehnisse um die Geburt des
Gottessohnes erstmals im 11. Jahrhundert als
Szenendarstellung nachweisbar.
Das Spiel um die Krippe, in der der neugeborene Christus
lag, die Herbergssuche von Josef und Maria und die drei
Weisen aus dem Morgenlande sind der Inhalt eines
Krippenspiels. Wird es nicht schauspielerisch
dargestellt, dann wird diesen Ereignissen in Form einer
so genannten Weihnachtskrippe gedacht, die in vielen
Haushalten, besonders in den katholischen, neben dem
Weihnachtsbaum ebenso dazugehört.
Zum Heiligen Abend gehören entweder ein schlichtes Essen
wie Kartoffelsalat und Würstchen oder ein großer Braten,
mit Rotkohl und Kartoffeln. Das wird regional
unterschiedlich gehandhabt.
So wie das Fest noch heute, im 21. Jahrhundert gefeiert
wird, hat es seinen jüngeren Ursprung im 19.
Jahrhundert, als das Bürgertum seinen Status
selbstbewusst und in familiärer Zusammengehörigkeit
ausformte und ihm durch die entsprechenden Rituale, wie
wir sie heute noch kennen, einen weihnachts-feierlichen
Rahmen gab. Wenngleich die Geburt Christi der
hauptsächliche Weihnachtsinhalt ist, so sind doch längst
auch heidnische Bräuche dazu gekommen, die Weihnachten
auch zu einem Wintersonnenwend-Fest machen, weil die
Tage endlich wieder länger werden.
Weicht man vom deutschsprachigen Raum ab, dann stößt man
auf andere Weihnachtssitten.
Weihnacht auf den
Färöer
Die Färinger auf der Inselgruppe im Nordatlantik, die
als selbst verwaltete, autonome Nation zu Dänemark
gehört, feiern ein langes Weihnachtsfest nach alter
nordischer Tradition. Beginnend am Heiligen Abend endet
Weihnachten erst am 13. Januar mit dem
Weihnachtskehraus, einem rituellen Tanz. In fast allen
Fenstern hängen Weihnachtssterne und alles wird
dekoriert. Das kann man sogar als
besonders liebevoll
bezeichnen, denn es ist Brauch, dass Kinder und
Jugendliche die Weihnachtsdekoration in Eigenarbeit
selbst anfertigen. In der Vorweihnachtszeit ziehen die
Düfte von Schmalzgebäck und Plätzchen durchs Haus, so,
wie man das in hiesigen Haushalten auch kennt. Die
Schulferien beginnen meist ein oder zwei Tage vor dem
24. Dezember. An diesem letzten Schultag versammeln sich
alle Schüler und Lehrer in der Aula zum Singen und
Tanzen um den Weihnachtsbaum. Ein Weihnachtsmann dankt
dann den fröhlichen Tänzern mit Geschenken.
Der Weihnachtsbaum, den die Familien erst am Abend des
24. Dezember schmücken, bekommt seine dekorative Spitze
vom jüngsten Familienmitglied. Es gibt einen abendlichen
Gottesdienst und wer ihn nicht besucht, liest selbst aus
dem Evangelium. Das Weihnachtsessen ist ähnlich üppig
wie in Dänemark, besteht aus Gänse- oder Schweinebraten.
Auch hier isst man zum Nachtisch süßen Milchreisbrei mit
einer Mandel. Der Nachmittag des ersten Weihnachtstages
ist einem Friedhofsbesuch vorbehalten. Selbst
gefertigter Schmuck wird auf die Gräber gelegt, so dass
alle verstorbenen Lieben auf diese Weise mitbedacht
werden und am Fest teilnehmen. Der zweite Weihnachtstag
ist ausgefüllt mit Besuchen, die man empfängt oder macht
und nach alter Sitte versammelt man sich abends zum
Tanz. Auch der Dreikönigstag wird als Tanzabend
begangen, so wie auch der letzte Weihnachtstag, der 13.
Januar, an dem der Kehraus getanzt wird, als
öffentlicher, fröhlicher Tanzabend veranstaltet wird.
Weihnacht auf den
Philippinen
Ausgelassen und von langer Dauer – so feiert man auf den
Philippinen Weihnachten. Diese Art, Weihnacht zu feiern,
ist weltweit einmalig. Genauer gesagt, Weihnachten
beginnt schon im September und die Weihnachtslieder und
guten Wünsche sind bis in den Februar hinein zu hören.
Wer im November noch keinen Weihnachtsbaum aufgestellt
und geschmückt hat, ist sicher ein Fremder. Das
eigentliche Weihnachtsfest beginnt am 16. Dezember. Von
da an wird an neun Tagen eine Frühmesse abgehalten, die
um 3 Uhr morgens beginnt. Diese Tradition stammt aus der
Zeit der spanischen Kolonialherrschaft.
Bestimmte Gebete
werden verrichtet, damit sich Gott mit Gnadengaben des
Betenden annimmt. Diese katholische Tradition heißt
Novene (aus dem Lateinischen, novem = neun). Es gibt sie
auch in anderen Ländern. Auf den Philippinen leitet sie
den Beginn des Weihnachtsfestes ein.
Der Heilige Abend (noche buena) ist ein Fest, das die
ganze Nacht beansprucht und das man im Familienkreis
verbringt. Die Familie besucht die Mitternachtsmesse und
versammelt sich anschließend zum Essen, wobei
vorzugsweise Schinken und speziell zubereitete
Käseballen auf den Tisch kommen. Den Morgen des ersten
Weihnachtstages widmet man den älteren
Familienmitgliedern, die man besucht, ihnen Respekt
bezeugt und dafür von ihnen gesegnet wird. Vielerorts
wird am Abend dann gemeinsam gegessen und die Großeltern
verschenken Geldumschläge an die Kinder.
Damit ist Weihnachten noch längst nicht beendet. Es
folgt noch der „Niños inocentes“, ein Tag, der ein wenig
unserem 1. April ähnelt. Hier sind derbe Späße fast ein
Muss, das ausgiebig genutzt wird, um seine Mitmenschen
zu erheitern oder auch ein wenig zu ärgern. Auf den
Philippinen gehört auch Silvester und vor allem der
Neujahrstag zum Weihnachtsfest dazu. Das offizielle Weihnachtsende fällt auf den 6. Januar, dem Tag der
heiligen drei Könige. Aber weil es so schön war, hören
die Philippinos noch lange nicht auf, sich untereinander
fröhliche Weihnachten zu wünschen. Erst im Februar ebbt
die Euphorie langsam ab.
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