Die Geschichte des US-Dollar
The „Greenback“ is back!
Der Abgesang auf den US-Dollar wurde schon oft
angestimmt, nachdem die Währung der Vereinigten Staaten
von Amerika im Jahr 1944 durch die Beschlüsse von
Bretton Woods, gelegen im US-Bundesstaat New Hampshire,
zur Weltleitwährung erklärt worden war.
In Bretton Woods hatten sich Regierungsvertreter aus 44
Ländern getroffen, um eine neue internationale
Währungsordnung auf den Weg zu bringen. In der
wechselvollen Geschichte des US-Dollar (USD),
umgangssprachlich ob seiner grünlichen Färbung auch „Greenback“
genannt, gab es in den folgenden Jahrzehnten politische
Bestrebungen insbesondere in Europa, Japan, Russland und
China, die Dominanz des US-Dollar in der Weltwirtschaft
und damit auch die politische Vormachtstellung der USA
zu brechen. Auch gab es im Verlaufe der Jahrzehnte immer
wieder Schwächephasen des US-Dollar, doch wurden die
dann sich auf den Plan gerufen fühlenden
Untergangsapologeten und selbsternannten Finanzexperten
regelmäßig noch immer eines Besseren belehrt und
stattdessen hieß es jedes Mal aufs Neue: The „Greenback“
is back!
Für den deutschen USA-Touristen machte sich ein starker
US-Dollar dann schmerzhaft in der Urlaubskasse
bemerkbar, wie zum Beispiel im Jahr 1985, als der
Wechselkurs zur Deutschen Mark (DM) in der Spitze auf
3,45 DM/USD stieg und dieser weniger Dollar für seine
schwer verdiente Mark bekam. Die exportorientierte
deutsche Wirtschaft profitierte hingegen, da ihre
Produkte auf eine kaufkräftigere US-Kundschaft trafen.
So zum Beispiel auch Anfang der 2000er, als der Kurs des
Euro im Jahr 2000
mit 0,83 USD/EUR auf einen historischen Tiefststand
fiel. Die bei einem der Internetgiganten im Silicon
Valley angestellten, gut verdienenden IT-Experten des
beginnenden 21. Jahrhunderts konnten sich dadurch
zusätzlich zu Ihrem stattlichen Mercedes-SUV noch einen
kleinen, feinen Sportwagen aus Zuffenhausen in ihre
XXL-Garage stellen.
Eine geringere Rolle spielte dabei, dass sich für die
deutschen Unternehmen die im Welthandel in US-Dollar
fakturierten wichtigen Einsatzstoffe für die Produktion
wie z.B.
Öl
oder Stahl verteuerten.
Die Rolle des Dollarkurses für den deutschen
Exporterfolg muss allerdings auch relativiert werden.
Die USA waren zwar der größte Einzelhandelspartner
Deutschlands außerhalb von Europa, der Großteil der
deutschen Exporte ging allerdings in das europäische
Ausland. Zum anderen gab es noch andere Einflussfaktoren
auf die Nachfrage nach ausländischen Exportgütern, wie
z.B. die Entwicklung der US-Konjunktur.
Die Geschichte des US-Dollar nach dem Zweiten
Weltkrieg
Nach dem
Zweiten
Weltkrieg ging es für die deutsche
Exportwirtschaft steil bergauf. Die aus den Weltkriegen
als die Weltsupermacht hervorgegangene USA schöpfte
ihren wirtschaftlichen Aufschwung der 50er und 60er
Jahre dagegen eher aus der Binnenkonjunktur. Sichtbar
wurde das für den deutschen Touristen auf den
US-Interstates und -Highways: dort wurde er von Zeit zu
Zeit von einem
Mercedes
oder BMW überholt, während in Deutschland ein Auto aus
amerikanischer Produktion eher selten zu sichten war.
Der daraus entstandene Handelsbilanzüberschuss der
deutschen Wirtschaft führte tendenziell zu einer
Aufwertung der DM. Da man sich in Bretton Woods
1944 neben
der Golddeckung des USD auch auf feste Wechselkurse
geeinigt hatte, musste die Bank deutscher Länder, später
die Deutsche Bundesbank, Dollars aufkaufen, um den
Wechselkurs bei den fixierten 4,20 DM/ USD zu
stabilisieren. Die Aufwertungstendenzen der DM wurden
noch dadurch verschärft, dass dieser der Ruf einer
harten und sicheren Währung vorauseilte und damit zur
beliebten Fluchtwährung avancierte. Zur Stützung der
deutschen Exportwirtschaft wurden in den Jahren 1961 und
1969 auf Betreiben der deutschen Bundesregierung im
Internationalen Währungsfonds jeweils die Abwertung der
DM beschlossen. Irgendwann ließ sich das System der
festen
Wechselkurse dann nicht mehr halten. Treffend
formulierte 1971 der damalige Finanzminister unter
Nixon, John Donnally: „The dollar is our currency, but
it is your problem”.
Die Amerikaner hatten zur Finanzierung des
Vietnam-Krieges die Notenpresse angeworfen. Die
Golddeckung des US-Dollar war faktisch ab einem
bestimmten Zeitpunkt dann nicht mehr möglich, da es
nicht mehr genug Gold zur Deckung der Dollarflut gab,
und musste von
US-Präsident Richard Nixon 1971
zurückgenommen. Faktisch wurde damit auch das System der
festen Wechselkurse aufgegeben, rechtlich wurde das
Bretton-Woods-System 1973 abgeschafft.
Entwicklung des Dollar Wechselkurses seit den 1970er Jahren
In der Folge konnte der Dollar zur DM daher „free
floaten“. Bis 1980 ging es mit ihm stetig bergab, danach
erholte er sich wieder infolge der vom 40.
US-Präsidenten Ronald Reagan forcierten neoliberalen
Wirtschaftspolitik bis Mitte der Achtzigerjahre, um dann
wieder bis 1995 abzustürzen. Anfang der 2000er gab es
eine Renaissance des Greenbacks, der Euro ging in die
Knie, was insbesondere die Deutschen erschreckte, die
ihrer DM die ein oder andere Träne nachweinten.
Die durch die rigide Niedrigzinspolitik vom Federal
Reserve-Vorstandsvorsitzenden Alan Greenspan wesentlich
mitausgelöste Subprimekrise
2007 und die darauf folgende
Finanzkrise lösten heftige Wechselkursbewegungen aus, in
der der Euro zeitweise gegenüber dem USD auf 1,60 USD/EUR
stieg. Der USD konnte sich aber immer wieder erholen und
in den
2010er Jahren lagen die Schlusskurse im Schnitt
bei rund 1,21 USD/EUR.
Die Stärke des Dollar war dabei je nach Standpunkt eher
die Schwäche des Euro. Die etwas wacklige Konstruktion
des Euro mit einer Einheitswährung für einen
Wirtschaftsraum mit Ländern mit weitestgehender
autonomer Finanzpolitik, unterschiedlicher
Leistungsfähigkeit und damit divergierenden Erwartungen
an Zentralbankzinsen und Wechselkurs des Euro, stieß bei
vielen Akteuren in der Finanzwelt auf Vorbehalte. Auch
wenn die USA zusehends insbesondere durch das immer
mächtigere und stärkere China an politischer und auch
wirtschaftlicher Bedeutung in der Welt verloren, blieb
der USD das Maß aller Dinge und in Krisenzeiten eine
bevorzugte Fluchtwährung.
Die Stärke Chinas im 21. Jahrhundert
Der zeitweise starke Dollar verschärfte allerdings das
strukturelle Handelsbilanzdefizit der USA. Die
wirtschaftliche
Entwicklung Chinas tat ein übriges: die
De-Industrialisierung weiter Landesteile der USA, die
zur Entstehung des sog. „Rust Belt“ führte, ging auch
einher mit der rasanten Entwicklung dieses lange Zeit
schlafenden Riesen. Der im Vergleich relativ starke
Dollar führte dazu, dass die US-Bürger lieber die
günstigeren und nicht unbedingt schlechteren Produkte
aus China kauften als auf die heimischen Produkte
zurückzugreifen. Viele US-Industriestandorte waren nicht
mehr konkurrenzfähig und mussten schließen.
Daher musste der USA sehr wohl am Wechselkurs des USD
gelegen sein. Als Connally seinen Satz „Our currency,
your problem“ 1971 formulierte, konnte er noch nicht
ahnen, dass die USA Anfang des 21. Jahrhunderts hinter
die Volksrepublik China als stärkste Volkswirtschaft
zurückgefallen waren und weite Teile des Landes
industriell brachliegen würden. Daher hätte er im Jahr
2020 seinen Satz vermutlich etwas anders formuliert: „The
dollar is our currency AND it is OUR problem”.