Das Osterfest
Nicht zuletzt im Zusammenhang mit seiner von den
Marktkräften massiv forcierten Konsumlastigkeit als
Geschenkefest hat Weihnachten seit dem 19.
Jahrhundert in der öffentlichen Wahrnehmung ständig
zu ungunsten von Ostern an Bedeutung zugenommen.
Ungeachtet dessen blieb Ostern für Kirche und
Gläubige aber immer das wichtigste Fest im
christlichen Feierjahreskreis.
Zu Ostern gedenkt die Christenheit an das zentrale
Mirakel ihrer Religion: Die Auferstehung Christi von
den Toten und das damit verbundene Versprechen der
Überwindung des Todes.
Mit dem Begriff „Ostern“ ist im weiteren Sinn nicht
allein das punktuelle Ereignis der
Auferstehung gemeint, sondern die Abfolge eines
damit in Verbindung stehenden, von Palmsonntag über
Karfreitag und der 50 Tage langen Osterzeit („Pentecoste)“
bis Pfingsten dauernden Gedenkens. Im engeren Sinne
meint „Ostern“ die Nacht, in der Jesus nach
Überzeugung der Gläubigen auferstanden ist.
Die entsprechenden neutestamentarischen
Überlieferungen, die ihren Niederschlag in der
Apostelgeschichte und vor allem in den Evangelien
gefunden haben, dürften auf Berichten von
Angehörigen der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem
basieren. Danach hat kein Mensch die Auferstehung
Jesu gesehen, aber das Ereignis wurde den das
Jesus-Grab frühmorgens leer auffindenden Frauen,
Maria Magdalena, Salome und die Jakobus-Mutter
Maria, durch Engels-Botschaft mitgeteilt. Am Abend
erschien Jesus den Aposteln in Galiäa und gab ihnen
den Auftrag, weltweit im christlichen Sinn zu
missionieren.
Ab dem 4. Jahrhundert wurde das zentrale Osterfest
als ein sich Palmsonntag („Einzug Jesu in
Jerusalem“) und Gründonnerstag („Letztes Abendmahl“)
anschließendes Drei-Tage-Fest begangen. Dem
Kreuzigungsstag („Karfreitag“) folgte der
Ostersonnabend („Jesu Grabesruhe“) und der Tag der
Auferstehung („Ostersonntag“). Der Ostermontag,
liturgisch eine Fortsetzung des Ostersonntags und
kein eigentlich eigener Gedenktag, setzte sich bis
zur frühen Neuzeit in deutschsprachigen Gebieten als
weiterer, bis heute amtlich anerkannter, Feiertag
durch. Am Ostersonntag soll Jesus bei Emmaus zwei
Jüngern erschienen sein. Sie machten die Kunde von
der Auferstehung in Jerusalem publik.
In vielen Sprachen wird „Ostern“ mit Bezeichnungen
benannt, die sich an den Begriff des
jüdischen Pessach- oder Passah-Festes anlehnen, da sich die
Ostergeschichte zur Zeit des Passahfestes in
jüdischer Umgebung in Palästina abgespielt hatte.
Ostern ist eng mit einigen Riten dieses Festes
verknüpft. So dürfte das letzte Abendmahl Jesu den
Rahmen eines Passahmahls der urchristlichen Gemeinde
gehabt haben. Die Franzosen nennen Ostern „Pâques“,
in Italien spricht man von „Pasqua“ und Isländer
feiern „Pasen“. Der deutsche Begriff „Ostern“ leitet
sich wahrscheinlich vom germanischen Begriff für
„Morgenröte“ („Austro, Ausro“) ab. Bei dieser
Begriffsbildung war mutmaßlich die Symbolik der
Morgenröte für das frühmorgendliche Entdecken der
Auferstehung Christi am leeren Grab entscheidend.
Die Festlegung des sich an der Terminierung des im
Frühling gefeierten Passahfestes orientierenden
genauen Osterdatums war einige Jahrhunderte in der
Kirchenwelt umstritten. Das Konzil von Nicäa (325)
legte schließlich verbindlich den ersten Sonntag
nach dem ersten Frühlingsvollmond als Feiertag der
Auferstehung fest. Damit kann nach dem
gregorianischen Kalender frühesten am 22. März und
spätestens am 25. April Ostersonntag gefeiert
werden. Die Osterdatierungen der sich am
julianischen Kalender orientierenden Ostkirchen
weichen von denen der Westkirchen in einigen Jahren
um wenige Tage, in anderen Jahren um mehrere Wochen
ab.
Mit Ostern sind eine Reihe von liturgischen
Gottesdienstsonderheiten und zahlreiche Volksbräuche
verbunden. So beginnen die auch von protestantischen
Kirchen als eine Gesamtfeier aufgefassten
Gottesdienste vom Gründonnerstag bis zur Osternacht
in der römisch-katholischen Kirche mit einer
Heiligen Messe, an deren Ende kein Segen erteilt
wird.
Weit verbreitet auch bei nichtkatholischen
Konfessionen sind Lichtelemente beim spätabendlichen
Osternacht-Gottesdienst (Einzug mit brenenden Kerzen
in dunkle Kirchenräume). In vielen katholischen
Gemeinden bleiben die Kirchenglocken zwischen
Karfreitag und Osternacht stumm.
Christliche Elemente haben sich bei der
Herausbildung vieler österlicher Festbräuche mit
heidnischen Frühlingsriten, die häufig
Fruchtbarkeitsrituale darstellten, verbunden. Zum
Teil gründen österliche Bräuche aber auch auf
pseudo-germanischen Vorstellungen, die erst in der
Neuzeit entwickelt worden sind. Dazu zählen
Osterhase und Osterei als angebliche
Fruchtbarkeitssymbole einer germanischen Göttin
(„Ostara-Kult“). Trotz des dubiosen
Ursprungs haben sich Hase und Ei zu Ostern als
wichtige Versatzstücke der Festkultur etablieren
können. Bemalte Ostereier als Dekorationsobjekte
sind wie das Verstecken von für Kinder gedachte
Nester, die mit Schokoladen-Eier und kleinen
Geschenken gefüllt sind, in vielen Ländern feste
Bestandteile der Osterfestfolklore. Seit einigen
Jahren hat die Konsumindustrie Ostern als
verkaufsfördenden Termin entdeckt und propagiert
trotz Protest mancher Kirchenoffizieller mit einigem
Erfolg den hochpreisigen Geschenkeaustausch zwischen
Erwachsenen.
Typisch für die Osterfeiertage, die in den meisten
Ländern mit christlicher Tradition üblicherweise mit
Schulferien und gesetzlichen Feiertagen einhergehen,
sind Familienzusammenkünfte, Osterspaziergänge (der
berühmteste dieser Spaziergänge ist wahrscheinlich
der von Goethe beschriebene Osterspaziergang von Dr.
Faust) und bestimmte Speisen. Besonders beliebt sind
zu Ostern Festmähler mit Lammfleischgerichten. Das
Lamm Gottes ("Agnus Dei") ist ein bekanntes Symbol
für Jesus.
Nur am Rande haben die seit Ende der 1950er Jahre
traditionell zu Ostern begangenen und gegangenen
Ostermärsche zu tun, die sich aus österlichen
Protestmärschen britischer
Anti-Atomwaffen-Aktivisten entwickelt haben.
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