Die Entwicklung des Journalismus

Die Stichworte sind: Aktualität, Periodizität, Publizität und Universalität. Mit Journalismus ist die periodische publizistische Tätigkeit von Journalisten in Printmedien (Presse, aber auch Verbands- und Unternehmens-Publikationen), Online-Medien, Funk und TV). Ziel ist es, Öffentlichkeit herzustellen. Die Aufgabe eines Journalisten besteht darin, Ereignisse oder
 
Sachverhalte, die für die Allgemeinheit von politischer, wirtschaftlicher und kultureller Relevanz sind, durch professionelle Beobachtung öffentlich zu machen.
Die Geschichte des Journalismus ist eng verknüpft mit der Geschichte des Schrift und der Evolution der (Massen)medien und der jeweils neuesten Technologien, derer er sich bediente. Wichtige Stationen waren 1452 die Erfindung des Buchdrucks, der Telegrafie im 19. Jahrhundert, des Hörfunks um 1920 und des Fernsehens um 1950. Anfang/Mitte der 1990er Jahre kam der Online-Journalismus dazu.
Das erste täglich erscheinende Informationsblatt gab es bereits ab dem 1. Jahrhundert im römischen Reich. Neben dem „Acta Diurma“ gab es auch die erste Wochenzeitschrift - „Commentarius Rerum Novarum“, eine Mischung aus Nachrichten, Informationen und Unterhaltung. Das Blatt wurde von rund 300 professionellen Schreibern erstellt.
Im Mittelalter - noch vor der Erfindung des Buchdrucks - wurden bereits wirtschaftliche Informationen in Form von Flugblättern an Handelsplätzen, zum Beispiel in Häfen, verbreitet - in Italien „avvisi“ und im deutschsprachigen Raum „Zeitung“ genannt. Der Name entwickelte sich im Kölner Raum aus dem Wort „zidunge“, das für Johannes Gutenbergs (um1400-1468) Erfindung des Buchdrucks die Herstellung dieser Flugblätter forcierte und den Grundstein legte für das moderne Pressewesen. Doch an diesen ersten Zeitungen waren damals noch keine Journalisten beteiligt - sie wurden von geschäftstüchtigen Druckern verbreitet, denn der Wunsch nach Information wuchs parallel zu den neuen technischen Möglichkeiten.
Der erste Verleger eines „Zeitungsabonnements“ mit Handelsthemen war der Straßburger Johann Carolos (1575-1634). Er meldete ein Patent auf die neue Art der Informationsverbreitung an. Seine Leser waren in erster Linie Kaufleute. Er hatte ein europaweites Korrespondentennetz. Die lokalen Meldungen wurden ihm per Post zugeschickt. Anfangs wurden die Nachrichten noch per Hand vervielfältig, bis er 1604 eine Druckmaschine erfand und damit den Zeitungsdruck automatisierte.
Mit der heutigen Berichterstattung vergleichbar, war die Zeitung „La Gazette“, die der visionäre Franzose Théophraste Renaudot (1586-1653) ab 1631 herausgab. Renaudot gilt als der Begründer des Journalismus. Er war es auch, der die meisten journalistischen Features, wie Nachtrichten, Berichte und Kommentare etc. erfand. Doch der Zugang blieb zunächst denen vorbehalten, die es sich finanziell leisten konnte. Das änderte sich erst im 19. Jahrhundert. Grundlage war die erhebliche Verbesserung der Drucktechnologie, die die Druckkosten rapide sinken ließ. In dieser Zeit kristallisierte sich auch das Berufsbild des Journalisten heraus.
Ab dem beginnenden 18. Jahrhundert kamen auch in den USA die ersten Zeitungen heraus. Die Inhalte damaliger Zeitungen waren noch stark von der Meinung des jeweiligen Verlegers gefärbt - der so genannte „Meinungs-Journalismus“ - und ihr Konsum war nach wie vor ein Privileg der oberen Klasse. 1835 wurde in New York mit dem „Herald Tribune“ erstmals eine Zeitung gegründet, die versuchte, objektiv und realistisch zu sein: Der so genannte „informative Journalismus“ war geboren und fand schnell erste Nachahmer. Im gleichen Jahr wurde auch die erste Presseagentur, „Havas“, gegründet. Sie entstand aus einem Zusammenschluss diverser Nachrichtenbüros in Paris und revolutionierte die gesamte Nachrichtenbeschaffung. Ein berühmter Havas-Redakteur war Paul Julius Reuter (1816-1899), der später in London die Agentur Reuters gründete. Im 19. Jahrhundert hielten auch neue ökonomische Strategien Einzug in die Welt des Journalismus, beispielsweise das gezielte Platzieren von Werbung gegen Geld.
Zur vorherrschenden Form wurde der neue, sachliche Zeitungsstil, der noch heute unsere Vorstellung von Journalismus prägt, jedoch erst nach 1900. Das 20. Jahrhundert war auch das Zeitalter der neuen Medien, die das gesamte Kommunikationsverhalten revolutionierten. Das Zeitalter der Massenmedien hatte begonnen und bewegte Bilder - das Kino eroberte die Gesellschaft - begannen ihren Siegeszug. Die bislang dominierenden Printmedien bekamen Konkurrenz in Form von Kino-Wochenschauen, Rundfunk und Fernsehen und am Ende des Jahrhunderts stand der größte Quantensprung, ausgelöst vom Internet.
Der bisherige Journalismus musste sich verändern, da er mit der neuen Schnelligkeit und der damit verbundenen Aktualität nicht mithalten konnte: Der „interpretative Journalismus“ nahm hier seinen Anfang. Fortan ging es nicht nur um Informationen, sondern vermehrt auch um Zusammenhänge und Hintergründe. Und auch der „investigative Journalismus“ fand Einzug in die Arbeit der Journalisten: Gezielte Recherchen zu speziellen Themen und Ereignissen, die Aufdeckung von Affären und Skandalen,



gehörten seitdem - bis heute - zur „Königsklasse“ des Journalismus, der dadurch zur vierten Macht im Staat avancierte - neben Judikative, Exekutive und Legislative.
Mit dem Beginn des „ online Journalismus“ Ende des vergangenen Jahrtausends wurde die vorerst letzte Revolution des Journalismus eingeleitet, die aber umso massiver war und beständig anhält: Informationen erreichen den User nun in Echtzeit. Die Speicherkapazität für Hintergrund- und Archiv-Material ist nahezu unerschöpflich. Immer häufiger werden multimediale Inhalte eingebunden, wie Videos und Tondokumente. Der Dialog mit dem Leser gehört zum Tagesgeschäft - Interaktion ist ein „Muss“ undauch das Schlagwort „User generated Cintent“ - Inhalte die die Leser und Zuschauer generieren - verändern den Journalismus weiter: Die Grenzen zwischen professionellem Journalismus und den Beiträgen von „Leser-Reportern“ werden teilweise unscharf.
Mit dem Aufkommen von Amateur-Inhalten erlebt der „Meinungs-Journalismus“ aus den Anfängen der Branche eine Renaissance. In der Regel mischen sich heute „interpretativer Journalismus“ und „Meinungs-Journalismus“. Manche Experten befürchten, dass es dabei zu einer schleichenden Polemisierung des Journalismus kommt, bei dem die Recherche und die objektive Darstellung unterschiedlicher Meinungen zu kurz kommen. Eine weitere Gefahr wird in der „Überflutung mit Informationen“ (Information Overflow) gesehen, bei denen der „ganz normale“ Bürger nicht mehr in der Lage ist, deren Wertigkeit und Wahrheitsgehalt zu erkennen.
Sicher ist auf jeden Fall, dass alle Medien immer enger zusammenwachsen - alle Zeitungen, Radio- und TV-Sender sind heute auch online aktiv. Sie sind Teil der Social Communities und stellen weiterführende journalistische Inhalte ins Netz, was aus Platzgründen im jeweiligen Ursprungsmedium nicht möglich wäre. Also bleibt weiterhin spannend, wie denn die „Zeitung der Zukunft“ aussehen wird. Der Journalismus wird es auf jeden Fall überleben. Er ist im Idealfall immer am Puls der Zeit und aktiver Teil der Veränderungen, über die er ständig schreibt und sendet.
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