Die Geschichte des Brots

Brot ist mit seinen unzähligen Varianten nicht nur das vielfältigste, sondern auch das am häufigsten verzehrte Lebensmittel der Welt. Durch seinen hohen Gehalt an Kohlenhydraten ist es äußerst nahrhaft und sättigend, und die meist sehr kompakte Form kann Brot überdies leicht aufbewahrt und transportiert werden. Das dies kein Phänomen der Neuzeit ist, zeigen zahlreiche Sprichwörter und Redensarten rund ums Brot und die Tatsache, dass es auch bereits in der Bibel eine wichtige Rolle spielte. Forscher vermuten sogar, dass Brot zu den ältesten zubereiteten Lebensmitteln zählt und bereits seit mindestens 30.000 Jahren bekannt ist.
Bereits in der frühen Steinzeit sammelten Menschen verschiedene Wildkörner, die sie mit Hilfe von Steinen zu Mehl mahlten und dann mit Wasser zu Breien kochten. Die ersten Brote der Menschheit bestanden aus dieser Mischung, die auf heißen Steinen im Feuer zu Fladen gebacken wurden. Mit dem Beginn der Sesshaftwerdung im Zweistromland (Mesopotamien) konnten die Pflanzen, deren Samenkörner für die Brotherstellung genutzt wurden, gezielt angepflanzt bzw. gezüchtet werden. Die meisten Frühformen der heute genutzten Getreidearten stammen aus dieser Region, und von hier aus trat das Brot, wie wir es heute kennen, seinen Siegeszug über die Welt an. Dazu beigetragen haben zwei weitere Faktoren. Zum einen wurden die Methoden des Mahlen nach und nach verbessert. Statt die Getreidekörner ausschließlich von Hand auf Steinen zu mahlen, wurden in den Reichen des Zweistromlands runde, über einander liegende Mühlsteine entwickelt, die von Sklaven oder Zugtieren bewegt wurden. Dadurch konnte deutlich feineres Mehl gewonnen werden. Zum anderen gelang es in dieser Zeit, Hefe gezielt für die Herstellung von Brot nutzbar zu machen.
Der Zusatz von Hefe sorgt dafür, dass der Brotteig locker und luftig wird, indem sie den im Mehl enthaltenen Zucker in Gas umwandelt. In der Anfangszeit war es aber dem Zufall überlassen, welche der unzähligen natürlich vorkommenden Hefearten einen Gärungsprozess auslösten und wie sich dieser auf das Brot auswirkte. Mit der von den altägyptischen Bäckern erstmals eingesetzten Zuchthefe konnte dagegen nicht nur Brote mit gleichbleibender Qualität gebacken werden, sondern es wurde auch erstmals möglich, richtige Brotlaibe statt Fladenbrote zu backen. Die Römer perfektionierten diese Herstellungsweise. Als Grundnahrungsmittel des einfachen Volks wurde das Brot in fast schon industrieller Weise auf eine einheitliche Weise hergestellt. Die großen Laibe waren mit acht Kerben versehen, an denen das Brot in Stücke geteilt wurde, und verfügten außerdem über eine Rille, in der eine Schnur befestigt werden konnte. So konnte das Brot ganz bequem an einer Schlaufe nach Hause getragen werden. Dem kostenlosen Brotgetreide für Arme, mit dem römische Politiker Wahlkampf machten, verdanken wir die noch heute bekannte Redewendung „Brot und Spiele“.
Im Mittelalter wurde Brot meist im eigenen Haushalt und nur selten von berufsmäßigen Bäckern hergestellt, was allerdings zur Entwicklung einer großen regionalen Vielfalt beitrug. Es bliebt weiterhin ein Grundnahrungsmitteln und diente, in Scheiben geschnitten, den weniger Begüterten sogar als Tellerersatz. Der nächste große Entwicklungsschritt fand erst im 19. Jahrhundert statt, als Regelungen erlassen wurde, die gesunde und bekömmliche Zutaten garantieren sollten, da mit dem Aufkommen der Industrialisierung das Brotmehl zunehmend mit Kalk und Ähnlichem gestreckt worden war. Auch von der Mechanisierung profitierte die Brotherstellung, da nun Geräte das mühsame Teigkneten abnehmen konnten. Zusammen mit industriellen Backöfen wurde erstmals die Großproduktion von Brot mit gleichbleibender Qualität möglich. Nach und nach setzte sich Weißbrot, das in früheren Jahrhunderten der Oberschicht vorbehalten gewesen war, auch bei den unteren Ständen durch. Da durch die industrielle Herstellung auch ein unschlagbar günstiger Preis möglich wurde, kam es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem massiven Niedergang der kleinen Bäckereien vor Ort. Inzwischen lässt sich aber wieder eine Trendwende ausmachen. Seit die Menschen immer gesundheitsbewusster werden und mehr Wert auf gesunde Ernährung legen, wird auch qualitativ hochwertiges und handwerklich angefertigtes Brot wieder geschätzt. Auch wenn Brot nicht mehr die enorme Rolle spielt, die es in früheren Jahrhunderten hatte, ist es nach wie vor nicht vom Speiseplan wegzudenken.