Geschichte des Automobils

Wenn man bedenkt, dass das Automobil im 19. Jahrhundert zunächst noch eine Straßenbahn war, kann man sich die Spannung der Entwicklung eines durch sich selbst bewegten Wagens gut vorstellen. Sofort werden Bilder von einstigen Städten wach, durch die von Pferden gezogene Droschken und klapprige Mehrpersonenkutschen ziehen, Staub aufwirbeln und die Reise zu einer langwierigen und anstrengenden Prozedur machen. Dass dazwischen nach und nach immer häufiger jenes durch einen Motor betriebene Fahrzeug auftauchte, ist nicht verwunderlich, neigt der doch Mensch grundsätzlich dazu, sich sein Leben bequemer einzurichten und zu erleichtern. Mittlerweile hat sich unter dem Begriff „Automobil" ein von Schienen unabhängiges Kraftfahrzeug eingebürgert. Kurz könnte man zusammenfassen: Das Automobil wird durch einen Motor angetrieben und dient der Beförderung von Waren und Personen.
Eine Pferdestärke hat sich inzwischen in eine hohe Anzahl an PS verwandelt. Der Weg bis in die moderne Zeit des schnittigen, an seine Umwelt angepassten Kraftfahrzeugs ist allerdings ein langer und führt weit in die Vergangenheit zurück. Begonnen hat diese Entwicklung, will man genau sein, mit der Erfindung des Rades, etwa 4000 v. Chr., führte dann über Treträder, die hellenische Belagerungstürme bewegten, zu den Wagen um 200. n. Chr., die einzig durch die Sklaven im Inneren vorankamen. Schon im 13. Jahrhundert schrieb der Gelehrte Roger Bacon, dass es eines Tages möglich sein würde, einen Karren zu bauen, der sich aus sich selbst heraus bewegt, ohne die Kraft von Tieren nötig zu haben. Das Universalgenie da Vinci bemühte seinen Geist im 15. Jahrhundert mit der Zeichnung eines selbstfahrenden Panzerwagens, der Mathematiker Stevins baute 1600 einen Segelwagen, der mit Windenergie betrieben fast dreißig Menschen befördern sollte, und der Deutsche Hautsch übertrumpfte das alles 1650 mit seinem durch Muskelkraft angetriebenen Prunkwagens.
Der Pionier des Verbrennungsmotors ist in der Geschichte des Automobils der Physiker Christiaan Huygens. Seine Kolbenmaschine wurde damals noch mit Schießpulver angetrieben. Er erfand den Kolbenmotor, der bis heute in den meisten Automotoren zu finden ist.
Als Isaac Newton sich dem Problem widmete, entwickelte er das Konzept eines Dampfwagens, den der Franzose Papin 1690 als Hochdruckdampfmaschine mittels Kolben nachbaute. Es dauerte noch etwa siebzig Jahre, bis James Watt die Dampfmaschine vollendete, weshalb er heute auch als der eigentliche Erfinder in der Geschichte derselben gilt.
So waren die ersten Spuren gelegt. Anfang des 19. Jahrhunderts konstruierte Richard Trevithick den Dampfwagen "Puffing Devil", der Personen mit einer Geschwindigkeit von 8 Stundenkilometern transportieren konnte. Bald folgte das erste Elektrofahrzeug, gebaut von Robert Anderson, der Franzose Lenoir entwickelte ein durch Gas betriebenes Fahrzeug namens „Hippomobile" und der Deutsche Reithmann ließ sich den Viertaktmotor patentieren.
Das 1886 erlangte Patent von Carl Benz für seinen Motorwagen gilt als die Geburtsstunde für das moderne Auto. Seine Frau Bertha unternahm die erste Pionierfahrt über Land, wobei ihr schnell das Benzin ausging. Sie musste sich das Reinigungsmittel Ligroin in einer Wieslocher Apotheke besorgen und legte damit den geistigen Grundstein zur ersten Tankstelle der Welt. Benz, der mit seiner Erfindung eines motorisierten Dreirads durch die Stadt fuhr, gründete bald darauf die Daimler-Motoren-Gesellschaft und machte sich weltweit einen Namen. Neben dem Otto-Motor konstruierte dann Rudolf Diesel den Dieselmotor.
Das Automobil nahm immer häufiger seinen gewohnten Platz in den Straßen ein. Wo es zuvor noch eine Kuriosität war, wurde es schnell Gewohnheit und erlaubte in großer Produktion auch weniger wohlhabenden Menschen, sich motorbetrieben fortzubewegen. Hierfür war Ford durch Fließbandproduktion 1913 ein Vorreiter. Der Gebrauch motorbetriebener Wagen war gegenüber den Kutschen und ähnlichen Fortbewegungsmitteln günstiger, brachte weniger Aufwand mit sich und machte die Straßen sauberer und staubfreier. Auto- und Omnibusse eroberten die Städte. Den ersten Geschwindigkeitsrekord stellte 1898 ein Franzose mit einem Elektroauto auf. Chasseloup-Laubat schaffte 63,14 Kilometer pro Stunde. Mit dem Frontantrieb, hergestellt von Gräf & Stift, konnte Camille Jenatzy dann sogar 100 Stundenkilometer erreichen.
Erst in den Zwanzigern des 20. Jahrhunderts setzte sich, aufgrund des günstigen Kraftstoffs aus Erdöl mit einer höheren Energiedichte, dann doch das Benzinautomobil gegenüber dem Elektroauto durch. Hydraulische Bremssysteme, Rotationskolbenmotoren, Benzineinspritzpumpen, Servolenkung und schließlich 1980 auch der Airbag folgten, Bereicherungen, die uns heute als ganz normal erscheinen und Standard sind.
Die Entwicklung des einstigen Automobils wird natürlich immer weiter ihren Weg nehmen. Nicht nur die Geschwindigkeit, der Komfort, das immer besser an Fahrt und Umwelt angepasste Design und die Sicherheit werden verbessert, auch der Verbrauch und der Antrieb werden die Belastungen für die Natur nach und nach immer mehr reduzieren. Der Verkehr gerät dabei zu einer modernen Philosophie wie z. B. „Shared Space", die sich mit Möglichkeiten eines bewusst aufeinander reagierenden Gleichgewichtes zwischen Auto und Mensch befasst.