Geschichte der Bayreuther Festspiele
Die Bayreuther Festspiele oder auch
Richard-Wagner-Festspiele finden alljährlich zwischen
dem 25. Juli und dem 28. August in Bayreuth statt.
Richard Wagner hatte den Wunsch, seine Werke in einer
Festspielstätte fernab großer Kulturmetropolen zur
Aufführung bringen zu können. Im
Jahre 1871 fiel die
Wahl dabei auf Bayreuth und bereits ein Jahr später
bezog die Familie Wagner die Villa Wahnfried am
Bayreuther Hofgarten. Die Grundsteinlegung für das
Festspielhaus auf dem Grünen Hügel erfolgte an Wagners
Geburtstag, dem 22. Mai 1872. Zwei Jahre später
vollendete
Richard Wagner sein Werk „Ring des Nibelungen“.
Den ersten Bayreuther Festspielen gingen umfangreiche
Planungen voraus, die von Richard Wagner bis ins Detail
akribisch überwacht wurden. Bei den ersten Festspielen
im Jahre 1876 wurde der „Ring des Nibelungen“ erstmals
vollständig aufgeführt. Dabei erlebten „Siegfried“ und
„Götterdämmerung“ ihre Uraufführung. Auf der Gästeliste
fanden sich berühmte Namen wie u. a. Kaiser Wilhelm I.
(1797-1888), Peter Tschaikowski (1840-1893) und Anton
Bruckner (1824-1896). Die ersten Bayreuther Festspiele
endeten in einem finanziellen Desaster, das zunächst
eine Fortführung der Veranstaltung undenkbar erscheinen
ließen.
Die zweiten Bayreuther Festspiele fanden im Jahre 1882
statt. Auf dem Programm stand die Uraufführung des
„Parsifal“. Die letzte der 15 Aufführungen wurde von
Richard Wagner selbst dirigiert. Wagner starb nur ein
halbes Jahr darauf, am 13. Februar 1883 und stand somit
zum ersten und einzigen Male am Dirigentenpult im
Bayreuther Festspielhaus. Die Fortführung der Bayreuther
Festspiele erfolgte weiter in unregelmäßigen Abständen.
Finanzielle Engpässe und ein mangelndes
Publikumsinteresse zwangen zum Pausieren.
Bei den fünften Festspielen führte die Witwe Richard
Wagners, Cosima Wagner (1837-1930),
selbst
Regie.
Erstmals kamen “Tristan und Isolde” zur Aufführung.
Bislang warausschließlich „Parsifal“ aufgeführt worden.
Cosima Wagner plante, ganz dem Wunsch ihres Mannes
folgend, alle Wagner-Stücke in Bayreuth zur Aufführung
zu bringen. Im Jahre
1892 überraschten die Festspiele
ihre Zuschauer mit der Aufführung vier verschiedener
Werke. Auf dem Spielplan standen „Parsifal“, „Tristan
und Isolde“, „Die Meistersinger von Nürnberg“ und
„Tannhäuser“. Erst nach zwanzigjähriger Pause kam
im
Jahre 1897 erstmals wieder „Der Ring des Nibelungen“ zur
Aufführung. Am Dirigentenpult stand Wagners Sohn
Siegfried (1869-1930).
Das neue Jahrhundert begann mit der Premiere „Der
Fliegende Holländer”. Ganz nach Wagners Vorstellungen
ging das Werk ohne Pause als dramatische Ballade über
die Bühne. Die Aufführung galt als musikalisch
hochkarätig. Drei Jahre später brachte Cosima Wagner
nach zehnjähriger Pause den „Tannhäuser“ auf die Bühne.
Als Attraktion galten die von der griechischen Antike
inspirierten Tanzeinlagen von Isadora Duncan
(1877-
1927).
1908 gab Cosima Wagner die musikalische Leitung der
Bayreuther Festspiele an ihren Sohn Siegried ab. Dieser
leistete einen entscheidenden Beitrag zur Modernisierung
des Festivals. Siegfried Wagners Inszenierung von
„Lohengrin“ stieß zunächst auf ein geteiltes Echo. Die
zwei Jahre später folgende Neuinszenierung „Die
Meistersinger von Nürnberg“ sollte zu einem
Publikumserfolg werden.
Die ersten Festspiele nach dem
Ersten Weltkrieg fanden
im Jahre 1924 statt und wurden mit „Meistersinger“
eröffnet.
Im Jahre 1927 entstanden bereits
Plattenaufnahmen von den Festspielen.
Im Jahre 1930 starben die beiden Wegbereiter der
Festspiele, Cosima und Siegfried Wagner. In der
Folgezeit erlebte das Festival zahlreiche Spannungen.
Einen Tiefpunkt erreichte die Geschichte der Bayreuther
Festspiele in der Zeit des Nationalsozialismus.
Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurden die Festspiele
erstmals wieder im Jahre
1951 veranstaltet. Die
musikalische Leitung oblag den Enkeln Richard Wagners,
Wieland und Wolfgang Wagner. Einen neuen Wagner-Stil
schuf Wieland Wagner mit der Neuinszenierung vom „Ringes
des Nibelungen“. Sechs Jahre später inszenierte Wolfgang
Wagner „Tristan und Isolde“ neu. Birgit Nilsson
(1918-2000) und Wolfgang Windgassen (1914-1974) in den
Titelrollen galten fortan als Garant hochkarätiger
Wagner-Interpretationen.
Im Jahre 1976 war „Der Ring des Nibelungen“ anlässlich
des 100-jährigen Bestehens der Bayreuther Festspiele in
einer Aufsehen erregenden Inszenierung von Patrice
Chéreau (geb. 1944) zu sehen. Sie ging als
„Jahrhundertinszenierung“ in die Geschichte ein.
Seither wurden die Bayreuther Festspiele jährlich
veranstaltet und folgten alten Traditionen. Daran hat
sich nichts geändert. Auf dem Spielplan stehen
ausschließlich die Hauptwerke Wagners. Mit Spannung
werden immer neue Inszenierungen erwartet, Regisseure
mit renommierten Namen versuchen sich an Wagners Opern
und selbst eine umstrittene Interpretation, ist
letztendlich ein Werbeträger für ein Haus, das einen
einmaligen Musiktheater-Status in der Welt hat.
Jährlich gehen 30 Vorstellungen über die Bühne. Das
Festspielhaus bietet während einer Saison 58.000
Zuschauern Platz. Dem gegenüber steht ein Zehnfaches an
Kartenbestellungen. Wartezeiten von mehr als zehn Jahren
sind keine Seltenheit.
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