Das Modejahr 1981 – Stoffe und Menschen wurden fülliger

Was im Vorjahr Anklang gefunden hatte, kam 1981 noch stärker zur Geltung: Polster, die die Schulterpartie auf nahezu beängstigende Weise breiter machten. Nicht jeder konnte dabei mit einem schicken Hut auf das Vorhandensein des Kopfes aufmerksam machen. Dieser Trend 
hatte alles, um eines Tages zur Mode-Sünde aufzurücken. Sei’s drum. Damals war es schick und obendrein figurfreundlich. Das kam den Menschen sehr entgegen, denn neben der Mode setzte sich ein neues Delikatessen-Schlemmen durch. Da wurde an luxuriösen Imbiss-Stehtischen Hummersuppe gelöffelt oder ein Gläschen Champagner zu Kaviar im Vorübergehen genossen. Dem stand ein erwachendes Kalorienbewusstsein gegenüber. Die übergewichtige Menge war ja nicht mehr zu übersehen. Wie gut, dass die Mode sich in dieser Zeit auch den asiatischen Einflüssen ein wenig öffnete. Die Kleidung, die beispielsweise Issey Miyake vorstellte, war einfach und bot der Trägerin viel Bequemlichkeit. Die Stoffe waren leicht, die Gewänder weit. Dass der Trend immer mehr das eigenverantwortliche Kombinieren anregte, war neu und schaffte zunächst Unsicherheit. Das Modediktat, das noch die 50er Jahre bestimmt hatte, wurde von vielen Frauen vermisst. gelenkt.
Doch die Notwendigkeit der Materialfülle erkannten alle Designer. Raglan- und Fledermausärmel, die ausladenden Schulterpartien und große Spitzenkragen eroberten sich schnell die Herzen und die Figuren der Mode bewussten Frau. Niemand musste sich Sorgen machen, wenn der eigene Körper nicht den Laufsteg-Maßen entsprach. Alles konnte bis zur Unkenntlichkeit versteckt werden und dennoch apart aussehen.
Dass die Röcke immer kürzer wurden, führte dazu, dass der Minirock ausschließlich von jungen Mädchen getragen wurde. Die hatten keine Gewichtsprobleme und waren gern bereit, Bein zu zeigen. Flippig-bunte Strümpfe waren dazu ein Hingucker. Wer dann noch in flachen Schlupfstiefelchen einherschlurfte, der konnte sicher sein, bemerkt zu werden.
In Paris setzte Dior mit Sackkleidern einen Trend, bei dem der Rock tief angesetzt und verspielt gekraust war. Um die Hüfte wurde eine breite, sehr auffällige Schärpe gewunden, die dem Ensemble eine mondäne Jugendlichkeit geben sollte. Die Jugend selbst trug diese Sackkleider nicht.

Pagenhose ein Muss

Die Pagenhose, die sich im Vorjahr zu behaupten begonnen hatte, war 1981 ein Muss. Wollstoffe, Wildleder oder Satin wurden verarbeitet und den romantischen Hauch bekam das Ganze in Verbindung mit Blusen, die mit Rüschen oder Schleifen verziert waren. Leder als Material für Jacken, Hosen, Röcke, Kleider und Mäntel fand immer mehr Anhänger. Es war längst nicht mehr nur den Motorrad-Freaks vorbehalten. Edles Nappaleder war zum Material-Highlight für die perfekte Bundfaltenhose geworden, die damit ihren Weg in die Abendgarderobe fand. Kein Wunder, denn Nappaleder war weich und anschmiegsam. Neue Verarbeitungstechniken machten eine Vielfalt an Farben möglich, die man an Leder so nicht kannte. Die ältere Generation fühlte sich mehr zu Alcantara hingezogen. Das Mikrofaser-Material ähnelte in der Optik dem echten Leder, war waschbar und vergleichsweise preiswert. Es hatte seit dem Ende der 70er Jahre seinen Siegeszug in vielen Bereichen angetreten, u.a. in der Textilindustrie.
Beliebt war auch Pelz, der durch sein neues, fantasievolles Design auffiel. Man konnte ihn nach außen tragen, fand ihn aber auch als wärmendes Innenfutter für edle Parkas angenehm. Die Normalverbraucherin griff auf Daunensteppmäntel zurück.
Weites und Überweites hatte auch die Herrenmode im Griff. Schulterpolster sah man in Sakkos und Mänteln. Lederblousons waren auch bei den Herren mit Pelz gefüttert und die Freizeitkleidung feierte das Comeback der Cord-Hosen.
Unabhängig aller Trends zeichnete sich in der Modebranche eine echte, wenn auch noch zaghafte Neuerung ab: Die Modemacher begannen über die Größe 42 hinaus zu denken. Die bis dahin für sie nicht existierenden großen Größen wurden als neue Zielgruppen erkannt.
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