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Finanzjahr 1971: Finanzen in Deutschland.
1971. Die 60er Jahre waren als Dekade des Umbruchs und
der Konflikte zu Ende gegangen. Mitten durch Deutschland
verlief der Eiserne Vorhang, der West und Ost teilte. Im
Kalten Krieg standen sich die Blöcke feindlich
gegenüber. Im Inneren der Bundesrepublik rebelliert die
Jugend gegen verknöcherte Werte, den deutschen
Wohnzimmermief und das Establishment überhaupt. Die
68er, die
Kommune 1,
Woodstock, die Hippies, die
Beatles,
der
Vietnam-Krieg und Flower Power markierten den
Beginn einer neuen Zeit.
1971 weht der bundesdeutsche Geist links, der Sex ist
revolutioniert, die regierende SPD will den Kapitalismus
reparieren und die
RAF
gründet sich. Sie wird in der Folge Schrecken und Terror
verbreiten. In Amerika stolpert
Präsident Nixon über die Pentagonpapiere zum
Vietnamkrieg und Mohammad Reza Schah feierte 2500 Jahre
iranische Monarchie.
Nicht nur McDonalds eröffnet im Dezember 1971 die erste
deutsche Filiale in
München,
sondern die Commerzbank lässt sich als erstes deutsches
Kreditinstitut in New York nieder. Hier ist man näher am
Puls der Zeit. Hier gibt es seit 1971 den NASDAQ, aber
der Glaube an den immerwährenden ökonomischen Boom wurde
fortwährend erschüttert.
Zwar profitierten die westlichen Volkswirtschaften im
Finanzjahr 1971 noch immer von den niedrigen Energie-
und Rohstoffpreisen, sie mussten aber auch mit einer
Währungskrise zurechtkommen, auf deren Höhepunkt sich
die internationalen Auseinandersetzungen potenzierten.
Japan
hatte mit der Einführung flexibler Wechselkurse den Yen
aufgewertet, diese Aktion war gegen die Etablierung
einer zehnprozentigen Exportsteuer durch die USA
gerichtet. Die Yen-Aufwertung lag auch im europäischen
Interesse. Auch hier litt man unter der
protektionistischen Wirtschaftspolitik der
Nixon-Regierung. Die erhofften Resultate traten ein. Die
Rohstoffimporte verbilligten sich und die
Verhandlungspositionen Amerika gegenüber wurden
verbessert.
Nixon hatte 1971 den
Dollar vom
Goldpreis abgekoppelt, das freie Floating war
eingeführt, Devisen
wurden zu Spekulationsobjekten und
die internationale Globalisierung hatte begonnen.
In Deutschland kriselte es 1971 bei
VW.
Die Gewinne schrumpften, die Geschäftslage war genauso
katastrophal wie die Typenpolitik von VW 1971. Ganz im
Gegensatz konnten
Mercedes,
Renault
und
Citroen
finanzielle Erfolge en masse erwirtschaften. Der Citoen
GS wurde 1971, auf dem Höhepunkt des Autobooms in
Deutschland, „Auto des Jahres".
Insgesamt hatten die Deutschen 1971 wirtschaftlich ein
weiteres gutes Jahr: Die Arbeitslosenquote lag bei nur
0,8 Prozent, der durchschnittliche
Monatslohn bei knapp 1000 DM,
Normalbenzin kostete 58 Pfennige pro Liter, ein
Kilo
Brot 1,44 DM und die Mehrwertsteuerrate lag
bei 11 Prozent.
Mit dem heranziehenden Verbot der Zigarettenwerbung
werden schlechte Zeiten für das HB-Männchen und den
Marlboro-Cowboy eingeläutet. Doch davon ahnt man 1971
zwischen quietschbunten Blumentapeten und orangefarbigen
Flokati-Teppichen noch nichts. „Dirty Harry“ geistert
durch die
Kinos,
Coco Chanel stirbt und Tim Mälzer oder
Karl-Theodor zu Guttenberg werden geboren. Zu
alledem gab es „Brown Sugar“ von den
Rolling
Stones und
Carlos Santanas „Black Magic Woman“.
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