Wohnen 1967 – Entspannung auf dem Wohnungsmarkt
Mit der zehnmillionsten Wohnung, die seit dem Ende
des Zweiten Weltkriegs in der Bundesrepublik
übergeben werden konnte, war eine leichte
Entspannung auf dem Wohnungsmarkt zu erkennen.
Das Interieur der Wohnungen hielt sich an praktische
und funktionale Vorbilder. Das Design wirkt eher
nüchtern. Stoffe bei Couchbezügen, Sitzgruppen und
sogar Tapeten waren aufeinander abgestimmt. Auch
Schranktüren waren mit Stoffaufsätzen in das
einheitliche Aussehen integriert.
Die räumliche Ausstattung der Mietwohnungen ist
allerdings noch ziemlich kärglich. Nicht alle
Wohnungen hatten ein Bad. Es gab ein WC, aber das
nicht immer innerhalb der Wohnung.
Gerade in der
Altbausubstanz durfte man eine Treppe tiefer gehen.
Da war durchaus noch viel Luft nach oben in der
Ausstattung. Dennoch hatte, wer eine passable
Mietwohnung oder Eigentumswohnung besaß, zunehmend
Interesse daran, das Zuhause wohnlich und
geschmackvoll einzurichten. Die alten wuchtigen und
schwerfälligen Möbel aus Omas Zeiten mussten
leichteren Möbeln wichen. Diese hatten dann eine
klare Linie, waren einfach und funktionstüchtig.
Schnörkel gehörten der Vergangenheit an.
Die Herstellung der Möbel nahm nicht mehr so viel
Zeit in Anspruch wie in früheren Jahren, als der
Tischler dafür noch viel Zeit aufwenden musste. Neue
Methoden der Holz- und Metallverarbeitungen machten
sie auch kostengünstiger. Es gab neue
Kunststoffmaterialien, die in der Möbelindustrie
verwendet wurden.
Die Zeiten hatten sich merklich geändert. Durch die
linearen Möbel entstand in den Räumen mehr Platz.
Das Raumgefühl wurde angenehm verändert. Auch Farben
kamen vermehrt zum Einsatz. In den meisten neuen
Wohnungen waren bereits von vornherein Einbauten mit
reichlich Stauraum vorhanden, so dass große
Möbelstücke dafür nicht mehr nötig waren.
Immer mehr setzten sich ganze Möbelsysteme durch,
die in ihren Maßen so aufeinander ausgerichtet
waren, dass sie beliebig erweitert, individuell
verändert und kombiniert werden konnten.
Die neue Sachlichkeit spiegelte sich auch in der
Kombination von Weiß mit kräftigen Farben wider. Der
Trend ging bei Gardinen und Stoffbezügen zur
Einfarbigkeit. Große bunte Muster waren verpönt.
Allerdings machte diese Entwicklung auch nicht vor
Kuriosem Halt. Formschöne, unbequeme „Wegwerf-Möbel“
aus Wellpappe (Design Peter Raacke) sind dafür nur
ein Beispiel.
In den Küchen ging der Trend hin zur Anbauküche, in
der moderne Elektrogeräte integriert waren. Diese
Küchen waren geradlinig und sehr praktisch, aber die
Preise schreckten viele Menschen noch ab. Eine
solche Einbauküche war noch nicht selbstverständlich
geworden. Sie gehörte noch in die Wünsche für die
Zukunft, zumal die Arbeitslosigkeit groß war und
nicht einmal jede Familie eine Wohnung in der
nötigen Größe hatte.
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