Reklame der 50er Jahre
Auch in den 1950er Jahren war die Werbung ein
Spiegelbild des Zeitgeistes. Die Klassiker unter
den Werbeslogans, die vielen von uns heute noch
im Gedächtnis sind, lauteten beispielsweise
„Darauf einen Dujardin (Weinbrand)“ oder
„Frauengold macht nervöse Frauen wieder
lebensfreudig!“. Frauengold wurde Anfang der
80er Jahre vom Markt verbannt, weil das
wunderbare Elexier nicht nur über 16 Prozent
Alkohol enthielt, sondern außerdem noch
krebserzeugende Substanzen analysiert wurden.
Das auch heute noch viel zitierte HB-
Männchen holte den gestressten Mann mit einer
Zigarette wieder auf den Boden der Tatsachen und
sprach: „Greife lieber zur HB, dann geht alles wie
von selbst“. Dass erfolgreiche Menschen in höheren
Positionen rauchten und die Schädlichkeit von
Nikotin völlig ignoriert wurde, machte der
Werbespruch eines Zigarettenherstellers „Ärzte
rauchen Camel“ besonders deutlich.
Zahlreiche Werbeslogans der 50er Jahre entlocken uns
heutzutage ein breites Schmunzeln, wenn sie bei
schädlichen Produkten einen Genuss ohne Reue und
Tabus vorgaukelten. Dass es dem Körper gut tut, wenn
erwachsene Menschen einen klaren Steinheger mit
echten Wachholderbeeren bevorzugen, wurde in dieser
Zeit als gesundheitsfördernde Maßnahme suggeriert.
Der Hersteller der Zigarettenmarke „Gloria“
beschrieb in seinem Werbetext den vollsten Genuss
durch Unmäßigkeit mit der Aufforderung „Lieber eine
mehr, denn das, was nicht gut tut, bleibt im Filter
hängen“. Wer alle Tage entspannen und auch mal ein
anderer Mensch sein wollte, griff beherzt zu einem
Gläschen Sekt der Marke Deinhard oder nahm auf
jeglichen Schrecken einen Schluck vom „Weinbrand für
Fortgeschrittene“.
Die Frauen der Nachkriegszeit mussten sich zuerst
mit all ihren Reizen (BH mit Zauberkreuz, Mieder,
Diätmittelchen) einen Mann an Land ziehen. Nach der
Heirat durften sie artig unterm
häuslichen Weihnachtsbaum praktische Küchengeräte,
die auf dem Gabentisch bereit lagen, dankbar
auspacken. Nach dem Feste wurde dann gleich die
geschenkte Personenwaage ausprobiert, um die
Wespentaille wieder zu erlangen, während Papi
weiterhin seinen Wohlstandsbauch nährte. Fortan
machte die fleißige Hausfrau ihrem Mann
unmissverständlich deutlich, dass er nicht das
richtige Waschmittel vom Kaufmann mitgebracht hatte.
Sie wollte nur „Persil und sonst gar nichts“. Die
Werbung machte sich stereotype Klischees zu Nutze
und bauten auf ihnen auf. An der Frauenrolle wurde
in den 1950er Jahren noch nicht einmal ein bisschen
gewackelt.
Die Autohersteller der Wirtschaftswunderjahre warben
in einer Zeit, in der nur drei Prozent der Deutschen
überhaupt ein Auto besaßen, mit vollmundigen
Werbesprüchen. So musste derjenige, der erfolgreich
sein wollte, natürlich mobil sein. Die heile Familie
saß in den Werbespots vor dem neu angeschafften
Schwarz-weiß-Fernseher von Gaertz und war einhellig
der Meinung „Wir sind so gern daheim!“. Die
sensationelle Bräunungsbirne hielt Einzug in die
deutschen Haushalte der 50er. Die Leute waren über
die Wirkung so verblüfft, dass sie glaubten, ihre
Nachbarn kämen geradewegs aus einem Bermuda-Urlaub.
Um den Hoover-Staubsauger („Mach die Ehefrau
glücklich!“), die Reizwäsche für die adrette Gattin,
köstliche Spirituosen, entspannende
Zigaretten,
diverse Pflegemittel und all die lockenden
Konsumprodukte anschaffen zu können, musste der Mann
viel arbeiten. Aber für alle, die im Beruf viel
leisten mussten, sorgte „Hallo Wach“ für den nötigen
Elan. Werbesprüche trafen zielgenau die heile Welt,
nach der sich die Menschen vermeintlich so sehr
sehnten. Für Kritik gab es keinen Platz, die
Klischees regierten die Produkte und deren Werbung.
- Reklame
1950 - NSU, Coca-Cola
- Reklame
1951 - Togal, Leicht Küchen, Mercedes, Volvo
- Reklame
1952 - Mouson, Dr. Best, Kaffee Hag
- Reklame
1953 - Philco, Langnese, Opel Rekord
- Reklame
1954 - Höhensonne, Eminence, M M Sekt
- Reklame
1955 - Schloss Wachenstein, Kupferberg
Gold
- Reklame
1956 - Eskimo, Campbell’s, Coca Cola
- Reklame
1957 - Kellogg‘s Cornflakes, Heinz Ketchup
- Reklame
1958 - VW, Jacobs, M M Extra
- Reklame
1959 - Levi‘s, Porsche, Pepsi
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