Filme wie „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann
konnten über die Endphase des Zweiten Weltkrieges
samt seiner Schattenseiten nicht hinwegtäuschen.
1944 marschierten die Deutschen in Ungarn ein, Adolf
Hitler griff auf die letzten Reserven zurück und
schickte Jugendliche und alte Menschen in den Krieg.
Der so bezeichnete „Volkssturm“ wurde mobilisiert,
während die Amerikaner vorrückten und die Rote Armee
in Leningrad die Deutsche Wehrmacht zur Kapitulation
zwang.
Das erste Konzentrationslager, das bereits 1944
befreit werden konnte, war „Majdenkek“ und
lag in
Polen. In Deutschland wiederum verübte Graf von
Stauffenberg sein scheiterndes Attentat auf den
Führer. Stauffenberg samt Verbündete wurden
verhaftet und hingerichtet.
In den USA, genauer in New York, fand zur gleichen
Zeit das wohl größte Jazzkonzert aller Zeiten statt.
Im „Metropolitan Opernhaus“ traten im Januar Größen
wie Louis Armstrong, Benny Goodman, Lionel Hampton,
Artie Show, Roy Eldridge oder Jack Teagarden auf.
In den Charts waren zu Beginn des Jahres immer noch
die „Mills Brothers“ mit ihrem Song „Paper Doll“
vertreten, gefolgt von Glen Gray mit seinem Titel
„My Heart Tells Me“ und Jimmy Dorsey mit „Bésame
Mucho“.
Auch die blonde Sängerin Dinah Shore machte von sich
reden, die bereits als Jugendliche in Orchestern
auftrat, zwar bei einem Casting von Benny Goodman
abgelehnt wurde, dann aber mit „Blues in the Night“
auf der Tanzfläche erschien. Sie sang nicht nur -
1944 war es „I'll Walk Alone“-, sondern war auch
häufig in Filmen zu sehen. Hollywood nahm sie mit
offenen Armen auf. Neben der Film- und Musikkarriere
spielte die Diva Golf, und das sogar sehr
professionell und erfolgreich.
Gleichen Jahres zog Miles Davis gerade nach New
York, um sich auf die Suche nach Charlie Parker und
Dizzy Gillespie zu machen. Eigentlich hatte er
versprochen, sein Studium in Angriff zu nehmen,
stattdessen brach er dieses ab, weil die Ausbildung
ihm zu blaß, um nicht zu sagen, zu „weiß“ erschien.
Nach Miles’ eigenen Worten hielt eine Weiße den Kurs
für Musikgeschichte ab und erklärte frank und frei,
der Schwarze spielte den Blues alleine, weil er arm
war und Baumwolle pflücken musste. Miles wiederum
hatte einen reichen Vater, der als Zahnarzt
arbeitete, und fühlte Empörung über solche absurden
Aussagen in sich aufsteigen. Er sei reich, würde
aber dennoch den Blues spielen, erklärte er der
schockierten Dame und verließ die Universität.
Stattdessen fand er Charlie Parker und spielte in
seinem Quintett. Kaum zu glauben, wenn man
den
späteren Miles sah, der auch schon aufgrund seiner
Launen eine Bühne betrat und diese wutentbrannt
wieder verließ, ohne einen Ton gespielt zu haben,
war er zu dieser Zeit noch unsicher und hatte kaum
Vertrauen in seine technische Virtuosität. 1944
entstand die Platte „The Charlie Parker Story“, auf
der später die legendäre „Koko-Session“ von 1945
hinzukam. Da etliche Musiker ausfielen, bekam Miles,
zu der Zeit gerade einmal neunzehn Jahre alt, seine
Chance. Bei der Aufnahme waren „Mädchen und Drogen“
mit im Spiel und „alles ging drunter und drüber“.
1944 war das Jahr von Bing Crosby. Viermal war er
erfolgreich in den Hitparaden vertreten, mit Songs
wie „I Love You“ oder „Swinging on a Star“.
Letzterer erhielt durch seine Verwendung als
Soundtrack für den Film „Der Weg zum Glück“ sogar
einen Oscar als „Bester Song“.
Auch Ella Fitzgerald zeigte sich einige Wochen mit
„I'm Making Believe“. Ihr Musikerleben war von Höhen
und Tiefen gekennzeichnet, gegen Ende ihres Lebens
verlor sie aufgrund ihrer Diabetes sogar beide
Beine. Ihr erster Mann war eine Art Groupie, der sie
und ihre Band auf Schritt und Tritt verfolgte und in
kriminelle Geschäfte verwickelt war, aufgrund derer
sie die Ehe später annullieren ließ. Sie war eine
der wichtigen Interpretinnen des „Great American
Songbooks“. Mit ihren Aufnahmen setzte sie ein
Denkmal für nachfolgende Musikerinnen und wurde eine
der wichtigen amerikanischen Jazz-Vertreterinnen des
Zwanzigsten Jahrhunderts.
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