Filmjahr 1937 – Luise Rainer, die einzige
deutsche Oscarpreisträgerin
Der Spanische Bürgerkrieg tobt und ausländische
Mächte hatten bereits eingegriffen. Hitler, der
bereits einen großen Krieg plante, nutzte Spanien
zur Erprobung von kriegsverbrecherischen
Luftangriffen, von denen der auf die Stadt Guernica
zu verheerender Zerstörung geführt hatte. In der
Sowjetunion hatte Stalins Terror, der als der Große
Terror benannt wurde, seinen Höhepunkt erreicht.
Viele jüdische Künstler aus Theater- und
Filmschaffen hatte Deutschland bereits verlassen, um
den Repressalien zu entgehen.
Es wurden dennoch weiterhin Filme gedreht, um die
Bevölkerung „bei Laune“ zu halten. Viele wollten die
drohende Kriegsgefahr noch nicht wahrhaben.
Zu Jahresbeginn hatte ein deutscher
Unterhaltungsfilm Premier, der in seiner Art typisch
für die Kinoproduktionen im Deutschen Reich in den
Jahren vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war
– „Truxa“. Regie hatte der deutsche Regisseur, das
NSDAP-Mitglied Hanns Hellmut Zerlett (1892-1949).
Die weibliche Hauptrolle, die Tänzerin Yester, wurde
von La Jana (1905-1940) gespielt, die mit dieser
Filmrolle in Deutschland mit einem Schlag berühmt
wurde. Der Film spielt im Artisten- und
Varieté-Milieu. Dass die Tänzerin sich die Freiheit
nimmt, ihren Lebenspartner selbst auszuwählen, wird
im Film als moralisch negativ dargestellt. Seine
Uraufführung hatte „Truxa“ im Berliner „Alhambra“.
Ebenfalls eine deutsche Produktion war der Spielfilm
„Die gläserne Kugel“, der unter der Regie von Peter
Stanchina (1899-1967) zum Ende des Vorjahres
entstand. Seine Uraufführung hatte das
Kriminalmelodram am 25. März 1937 in München. In die
Berliner Kinos kam der Film am 13. April 1937.
Aus den USA kam ein Spielfilm, für den der
gleichnamige Roman der US-amerikanischen
Schriftstellerin Pearl S. Buck (1892-1973) als
literarische Vorlage gedient hatte – „The Good
Earth“ („Die gute Erde“). Regie hatte Sidney
Franklin (1893-1972). Die weibliche Hauptrolle
spielte die deutsche Schauspielerin Luise Rainer
(*1910), die ihre Hollywood-Karriere 1935 begonnen
hatte und als einzige Deutsche bis heute
Oscar-Preisträgerin ist. Ihren ersten Oscar hatte
Luise Rainer für den Film „Der große Ziegfeld“ von
1936 bekommen. Für ihre Darstellung in „The Good
Earth“ bekam sie ebenfalls einen Oscar. Luise Rainer
wurde mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of
Frame geehrt und in Berlin 2011 mit einem Stern auf
dem Boulevard der Stars. Diese Zeremonie erlebte die
Künstlerin als die älteste lebende Oscar-Gewinnerin.
Im April hatte die Westernkomödie „Way Out West“
(„Zwei ritten nach Texas“) in den Vereinigten
Staaten ihre Uraufführung, die im Folgejahr eine
Oscar-Nominierung für die beste Filmmusik erhielt.
Der Film von Stan Laurel (1890-1965) und Oliver
Hardy (1892-1957) wurde von den beiden Stars später
als ihr Lieblingsfilm bezeichnet. Er war eine
typische Mischung aus gutmütigem Slaptstick und
kleinen Musik-Einlagen.
Ebenfalls aus den USA kam das Tanzmusical „Shall We
Dance“ („Tanz mit mir“) mit Ginger Rogers
(1911-1995) und Fred Astaire (1899-1987). Die Musik
zu diesem Film, der der siebente gemeinsame Film der
beiden Künstler war, hatte George Gershwin
(1898-1937) komponiert und sein Bruder Ira Gershwin
(1896-1983) hatte die Texte geschrieben. George
Gershwin starb im selben Jahr an einem Gehirntumor.
Regie bei diesem Tanzfilm hatte Mark Sandrich
(1900-1945).
Walt Disney brachte zum Jahresende mit „Snow White
and the Seven Dwarfs“ seinen ersten abendfüllenden
Zeichentrickfilm in die Kinos. Uraufführung war am
21. Dezember 1937 in Hollywood.
Frei nach dem gleichnamigen Roman von Johanna Spyri
(1827-1901) kam unter der Regie von Allan Dwan
(1885-1981) der US-amerikanische Spielfilm „Heidi“
am 15. Oktober in den Vereinigten Staaten zur
Uraufführung. Die Titelrolle spielte Shirley Temple
(1928-2014), die von 1935 bis 1938 der absolute
Kassenschlager in den USA war. „Heidi“ war die erste
Verfilmung dieses Sujets mit Ton.
Mit „La mujer de nadie“ war der erste Film in Mexiko
entstanden, bei dem eine Frau – Adeal Sequeyro
(1901-1992) – Regie geführt hatte. Der Film erlebte
seine Uraufführung am 27. Oktober 1937.
Die 9. Oscarverleihung
Am 4. März wurden die Auszeichnungen der „9th Annual
Academy Awards“ in Los Angeles verliehen. Die
Verleihung für die Filme aus dem Vorjahr 1936 wurde
von George Jessel im Biltmore Hotel moderiert. In
jenem Jahr wurden erstmals Oscars für die zwei neuen
Kategorien „Bester Nebendarsteller“ und „Beste
Nebendarstellerin“ verliehen. Eine weitere
Besonderheit der Verleihung war, dass der Film
„Louis Pasteur“ sowohl in der Kategorie „Bestes
adaptiertes Drehbuch“ als auch „Beste
Originalgeschichte“ ausgezeichnet wird. Mit
insgesamt 4 Auszeichnungen bekam Mervyn LeRoys „Ein
rastloses Leben“ („Anthony Adverse“) die meisten
Oscars.
Als „Bester Film“ des Jahres 1936 wurde Robert Z.
Leonards „Der große Ziegfeld" ausgezeichnet. Zum
„Besten Hauptdarsteller“ wurde Paul Muni für seine
Rolle in „
Louis Pasteur“ gekürt. „Beste
Hauptdarstellerin“ wurde Luise Rainer für ihre Rolle
in „Der große Ziegfeld“.
Den Ehrenoscar erhielt die Dokumentarfilm-Reihe „The
March of Time“.
Internationale Filmfestspiele von Venedig
Die Internationalen Filmfestspiele von Venedig
finden in dem Zeitraum 10. August bis 3. September
statt. Bei dem „Besten ausländischen Film“ entschied
sich die Jury für Julien Duviviers „Un carnet de bal“.
„Bester italienischer Film“ wurde Carmine Gallones „Scipione
l'africano“. Der „Beste Schauspieler“ wurde Emil
Jannings für seine Rolle in „Der Herrscher“ und
Bette Davis „Beste Schauspielerin“ für „Kid Galahad“.
New York Film Critics Circle Award
Bei den bereits dritten Verleihungen des New York
Film Critics Circle Awards gewann William Dieterles
„Das Leben des Emile Zola“ als „Bester Film“. Als
„Bester Hauptdarsteller“ wurde Paul Muni für „Das
Leben des Emile Zole“ geehrt und als „Beste
Hauptdarstellerin“ Greta Garbo" für ihre Rolle in
„Die Kameliendame“.
Filme die im Jahr 1937 an den Start gingen:
"Angel" (Ernst Lubitsch) mit Marlene Dietrich und
Herbert Marshall.
"Artists and Models" (Raoul Walsh) mit Jack Benny
und Ida Lupino.
"Broadway Melody of 1938" (Roy Del Ruth) mit Robert
Taylor und Eleanor Powell.
"Confession" (Joe May) mit Kay Francis und Ian
Hunter.
"Denen ist nichts heilig" (William A. Wellman) mit
Carole Lombard und Fredric March.
"Easy Living" (Mitchell Leisen) mit Jean Arthur.
"Elephant Boy" (Zoltan Korda) mit Sabu.
"Feuer über England" (William K. Howard) mit Flora
Robson und Laurence Olivier.
"Gasparone" (Georg Jacoby) mit Marika Rökk und
Johannes Heesters.
"Der Gefangene von Zenda" (John Cromwell) mit Ronald
Colman.
"Geheimbund Schwarze Legion" (Archie Mayo) mit
Humphrey Bogart.
"Gehetzt" (Fritz Lang) mit Sylvia Sidney und Henry
Fonda.
"Die große Illusion" (Jean Renoir) mit Jean Gabin
und Erich von Stroheim.
"Die gute Erde" (Sidney Franklin) mit Paul Muni und
Luise Rainer.
"La Habanera" (Douglas Sirk) mit Zarah Leander.
"Heidi" (Allan Dwan) mit Shirley Temple und Jean
Hersholt.
"Der Herrscher" (Veit Harlan) mit Emil Jannings und
Marianne Hoppe.
"The Hurricane" (John Ford) mit Dorothy Lamour und
Mary Astor.
"In den Fesseln von Shangri-La" (Frank Capra) mit
Ronald Colman und Jane Wyatt.
"In Old Chicago" (Henry King) mit Tyrone Power.
"Jung und unschuldig" von Alfred Hitchcock.
"Kapriolen" (Gustaf Gründgens) mit Marianne Hoppe.
"Kid Galahad" (Michael Curtiz) mit Edward G.
Robinson und Bette Davis.
"Das Leben des Emile Zola" (William Dieterle) mit
Paul Muni.
"Der Mann, der Sherlock Holmes war" (Karl Hartl) mit
Hans Albers und Heinz Rühmann.
"Manuel" (Victor Fleming) mit Freddie Bartholomew
und Spencer Tracy.
"Maria Walewska" (Clarence Brown) mit Greta Garbo
und Charles Boyer.
"Marked Woman" (Lloyd Bacon) mit Bette Davis und
Humphrey Bogart.
"Die Marx-Brothers auf der Rennbahn" (Sam Wood) mit
den Marx-Brothers und Maureen O'Sullivan.
"Maytime" (Robert Z. Leonard) mit Jeanette
MacDonald.
"Night Must Fall" (Richard Thorpe) mit Robert
Montgomery und Rosalind Russell.
"One Hundred Men and a Girl" (Henry Koster) mit
Deanna Durbin und Adolphe Menjou.
"Pépé le Moko" (Julien Duvivier) mit Jean Gabin.
"The Plainsman" (Cecil B. DeMille) mit Gary Cooper
und Jean Arthur.
"Premiere" (Géza von Bolváry) mit Zarah Leander und
Attila Hörbiger.
"Der Prinz und der Bettelknabe" (William Keighley)
mit Errol Flynn und Claude Rains.
"Quality Street" (George Stevens) mit Katharine
Hepburn.
"Regain" von Marcel Pagnol.
"Sackgasse" (William Wyler) mit Sylvia Sidney und
Joel McCrea.
"Saratoga" (Jack Conway) mit Clark Gable und Jean
Harlow.
"Schneewittchen und die sieben Zwerge" von David D.
Hand.
"Die schreckliche Wahrheit" (Leo McCarey) mit Irene
Dunne und Cary Grant.
"Serenade" (Willi Forst) mit Hilde Krahl.
"Shall We Dance" (Mark Sandrich) mit Fred Astaire
und Ginger Rogers.
"Souls at Sea" (Henry Hathaway) mit Gary Cooper und
George Raft.
"Stage Door" (Gregory La Cava) mit Katharine Hepburn
und Ginger Rogers.
"Stella Dallas" (King Vidor) mit Barbara Stanwyck.
"Ein Stern geht auf" (William A. Wellman) mit Janet
Gaynor und Fredric March.
"Thin Ice" (Sidney Lanfield) mit Sonja Henie und
Tyrone Power.
"Tovarich" (Anatole Litvak) mit Claudette Colbert
und Charles Boyer.
"Way Out West" (James W. Horne) mit Stan Laurel und
Oliver Hardy.
"Wee Willie Winkie" (John Ford) mit Shirley Temple
und Victor McLaglen.
"Wells Fargo" (Frank Lloyd) mit Joel McCrea.
"West of Shanghai" (John Farrow) mit Boris Karloff.
"Zu neuen Ufern" (Douglas Sirk) mit Zarah Leander
und Willy Birgel.
"Zwei Engel ohne Flügel" (Norman Z. McLeod) mit Cary
Grant.
<<
Kinojahr 1936
|
Kinojahr
1938 >>