Filmjahr  1932 – Opern-Tonfilm und der proletarische Film

In Deutschland waren in jenem Jahr mehr als sechs Millionen Menschen arbeitslos. Die sozialen Gegebenheiten waren ziemlich erbärmlich. Adolf Hitler bekam die deutsche Staatsbürgerschaft und in Berlin wurde die Filmproduktionsfirma „Union-Tonfilm“ gegründet.
Eine ganz andere, sehr bedeutende Filmproduktionsgesellschaft der politischen Linken war 1926 gegründet worden, der Prometheus Film-Verleih und der brachte in jenem Jahr 1932 ein Filmwerk heraus, das zum Genre des proletarischen Films zählte – „Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?“. Angereichert mit Elementen des Musikfilms war diese Produktion eine Mischung aus Spiel-, Dokumentar- und Propagandafilm. An dem Drehbuch zu diesem Film hatte Bertolt Brecht (1898-1956) mitgearbeitet, zusammen mit dem Schriftsteller Ernst Ottwalt (1901-1943) und dem Regisseur des Films. Der bulgarische Regisseur Slátan Dudow (1903-1963) hatte den Film inszeniert. Dudow hatte vordem einen Film über die Wohnverhältnisse der Berliner Arbeiter gedreht. „Kuhle Wampe“ entstand unter großem Zeitdruck und politischer Repressionen. Es fehlte an Geld und zudem war die Prometheus-Filmgesellschaft kurz vor dem Abschluss der Dreharbeiten in Konkurs gegangen. Mitglieder der Kommunistischen Partei hatten während der Filmaufnahmen die Beteiligten des Films vor Störungen durch die SA beschützt. Die weibliche Hauptrolle hatte Hertha Thiele (1908-1984) übernommen und Ernst Busch (1900-1980) spielte den Fritz. Der Film wurde am 14. Mai 1932 in Moskau uraufgeführt, wo ihn ein ausgewähltes Publikum sah. Am 30. Mai desselben Jahres hatte er im Berliner Filmtheater Atrium seine deutsche Erstaufführung. Wegen des Erfolges wurde der Film in 13 weitere Berliner Kinos übernommen. Zum Ende des Jahres wurde der Film dann auch in andren europäischen Großstädten gezeigt. Kurz vor seinem Erscheinen 1932 hatten die Berliner Filmprüfstelle und die Oberprüfstelle den Film verboten. Er gefährdete angeblich die öffentliche Sicherheit und Ordnung und vor allem die lebenswichtigen Interessen des Staates.
In den Vereinigten Staaten waren andere Genres angesagt. Dort hatte der Film „Scarface“ im März 1932 seine Uraufführung. Er war unter der Regie von Howard Hawks (1896-1977) entstanden und gilt als zentrales Werk des US-amerikanischen Gangsterfilms und ist heute ein Klassiker des Genres.
Ebenfalls im März 1932 hatte der Schwimmolympia-Sieger Johnny Weissmüller (1904-1984) mit „Tarzan, der Affenmensch“ seinen Einstieg ins Filmgeschäft. Er verkörperte zum ersten Mal den Urwaldmenschen Tarzan. Der Film war unter der Regie von W. S. Van Dyke (1889-1943) bei Metro-Goldwyn-Mayer entstanden. Es hatte vordem schon andere Tarzan-Verfilmungen gegeben, aber dies war der erste mit Weismüller, damit in die Filmgeschichte einging.
Und auch eine US-amerikanische Produktion war der Kurzfilm „Flowers and Trees“, der im Juli 1932 in der Reihe der Silly-Symphonies-Filme uraufgeführt wurde. Später bekam Walt Disney (1901-1966) den ersten Oscar für den “Besten animierten Kurzfilm“.
Im August 1932 hatte ein Film Premiere, der als „Erster Operntonfilm“ und somit als Welturaufführung angekündigt worden war – „Die verkaufte Braut“. Das Münchener Publikum erlebte ihn zuerst, den dort fand die Uraufführung statt, die unter der Regie bedeutenden deutsch-französischen Theater- und Filmemachers Max Ophüls (1902-1957) entstanden war. In der Verfilmung der komischen Oper von Bedřich Smetana (1824-1884) war erstmals Karl Valentin (1882-1948) zu sehen. An seiner Seite Liesl Karstdt (1892-1960). Der Film entstand von Mai bis Juni 1932 in der Münchener Umgebung und in den Emelka-Studios in München-Geiselgsteig. In einer stummen Rolle hatte das bayerische Urgestein Beppo Brem (1906-1990) als junger Bauernbursche seinen allerersten Filmauftritt. Der bis dahin kaum bekannte Regisseur Max Ophüls hatte mit dieser Opernverfilmung seinen Durchbruch. Die Zuschauer waren von dem Film begeistert. Seine Premiere in Berlin hatte der Film dann im September 1932.
Und in Venedig fanden in jenem Jahr die ersten Internationalen Filmfestspiele statt. Es handelt sich dabei um das älteste, heute noch bestehende Filmfestival der Welt, das mittlerweile als eines der drei bedeutendsten internationalen Filmfestspiele überhaupt gilt.
Zu jenem Zeitpunkt war der berühmte und erfolgreichste englischsprachige Kriminalschriftsteller Edgar Wallace (1875-1932) schon gestorben. Er hatte am 10. Februar seine Augen für immer geschlossen. Doch in der Literatur- und Filmgeschichte hatte er sich seinen Platz nachhaltig gesichert.

Die 5. Oscarverleihung
Am 18. November fanden in Los Angeles, im Ambassador Hotel die „5th Annual Academy Awards” statt. Es wurden Auszeichnungen für die Filme aus dem Zeitraum 1. August 1931 bis 31. Juli 1932 verliehen. Zum ersten Mal waren bei den Verleihungen auch Kurzfilme aufgenommen worden und in drei neue Kategorien eingeteilt. So wurde in diesem Jahr auch erstmals Walt Disney mit insgesamt 2 Oscars ausgezeichnet. Die meisten Oscars (jeweils 2) erhielten die Filme „Bad Girl“ und „Der Champ“. Die meisten Nominierungen (jeweils 4) hatten „Arrowsmith“ und „Der Champ“ zu verzeichnen.
Die Kategorie „Bester Film“ konnte „Menschen im Hotel“ („Grand Hotel“) von Metro-Goldwyn-Mayer und Regisseur Edmund Goulding für sich entscheiden. In der Kategorie „Beste Regie“ gelang es Frank Borzage für den Film „Bad Girl“. Als „Beste Hauptdarsteller“ wurden Wallace Beery für den Film „Der Champ“ und Fredric March für „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ ausgezeichnet. Bei den Frauen gelang es Helen Heyes für den Film „Die Sünde der Madelon Claudet“ als „Beste Hauptdarstellerin“ hervorzugehen.

Internationale Filmfestspiele von Venedig
Ende August bzw. Anfang September des Jahres wurde die Internationalen Filmfestspiele in Venedig ("Mostra internazionale d'arte cinematografica di Venezia") gegründet. Sie fanden erstmals im Lido in Venedig statt. Es handelt sich dabei um das heute älteste noch bestehende Filmfestival der Welt, welches mittlerweile als eines der drei bedeutendsten internationalen Filmfestspiele überhaupt gilt.

Gründung von "Union-Tonfilm" bzw. "Cine-Allianz Tonfilm GmbH"
Am 6. Januar wurde die "Union-Tonfilm" von Gregor Rabinowitsch und Arnold Pressburger in Berlin gegründet. Einige Monate später wurde die Produktionsfirma umbenannt und erhielt den endgültigen Namen "Cine-Allianz Tonfilm GmbH". Die Firma hatte sich in den 30er Jahren zu einer der erfolgreichsten Produktionsfirmen in Deutschland hervorgetan und bediente neben dem deutschen Markt ebenso auch die internationale Filmbranche mit ihren Mehrsprachenversionen.

Filmdebüts und Neuerscheinungen
Bing Crosby gab seinen Filmeinstand in "The Big Broadcast"
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