Der Blutmai und viele Arbeitslose

 Arbeitslosenzahlen steigen (Januar / Februar / März)
Am 3. Januar endet der Werftarbeiter-Streik, nach einer 14wöchigen Dauer. Der SPD-Arbeitsminister Rudolf Wissell, hatte einen Schiedspruch ausgesprochen, der zwar von Arbeitgebern und Arbeitnehmern abgelehnt worden ist, aber dennoch für verbindlich erklärt wurde. Die 52-Stunden-Woche der Werftarbeiter wurde auf 50 Stunden herabgesetzt und für Überschreitungen einer Arbeitszeit von 48 Stunden, ein 25%iger Überstundenzuschlag festgesetzt. Die Werftarbeiter hatten in ihrem Streik eine 48-Stunden-Woche gefordert und die Erhöhung des Stundenlohns um 12 Pfennig angestrebt. Stellvertretender Leiter der NSDAP-Propagandaabteilung, Heinrich Himmler, wird am 6. Januar zum Reichsführer der SS (Schutzstaffel) ernannt. Die Arbeitslosenzahlen überschreiten am 15. Januar die Zwei-Millionen-Grenze. Am 28. Februar wird bereits eine Zahl von 3,2 Millionen Arbeitslosen erreicht. Am 15. März ruft Adolf Hitler dazu auf, die Reichswehr zu unterwandern.

Der "Blutmai" (April / Mai / Juni)
Am 28. April betont der Polizeipräsident Berlins, Karl Friedrich Zörgiebel, dass am 21. März erlassene Demonstrationsverbot in Preußen. Seine Befürchtung sind erneute Zusammenstöße zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Ungeachtet dieses Demonstrationsverbotes, ruft die Parteizeitung der KPD, "Die Rote Fahne" am 30. April zu einer Berliner Maidemonstration auf. Am 1. Mai kommt es anschließend zu Unruhen in zahlreichen deutschen Städten, die unter dem Begriff "Blutmai" in die Geschichtsbücher eingehen. Insgesamt 13.000 Mitglieder der Berliner Polizei, gehen an diesem Tag gewaltsam gegen die Demonstrationsteilnehmer vor. Dabei werden 63 Menschen schwer verletzt und neun getötet. Am 3. Mai kommt es zu erneuten Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten, woraufhin der Polizeipräsident Berlins ein "Licht- und Verkehrverbot" über die Bezirke in Berlin, Neukölln und Wedding, verhängt. Der RFB (Roter Frontkämpferbund) wird in Preußen im Zuge dessen verboten. Bei den Ausschreitungen des "Blutmai" kommen insgesamt 33 Demonstranten ums Leben und 47 Polizisten so wie 198 weitere Demonstranten werden dabei verletzt. Am 27. Juni wird der Wehretat durch den Reichstag gebilligt. Sowohl der Reichskanzler als auch die Minister der SPD, stimmten dabei für die Bewilligung um die "Große Koalition" nicht zu gefährden.

Schwere Straßenschlachten in Nürnberg (Juli / August / September)
Am 23. Juli tritt das im Jahre 1922 aufgrund der Ermordung von Walther Rathenau zustandegekommene "Gesetz zum Schutz der Republik" außer Kraft. Im Zuge des 4. Parteitages der NSDAP, am 4. August in Nürnberg, kommt es zu schweren Ausschreitungen zwischen der Polizei und der SA. Dabei werden mehrere jüdische Geschäfte zerstört. Im Reichstagsgebäude wird am 1. September ein Bombenanschlag durch Mitglieder der Landbevölkerung verübt.

Verbot des "Stahlhelm" im Rheinland und Westfalen (Oktober / November / Dezember)
Am 3. Oktober verstirbt der Reichsaußenminister Gustav Stresemann, nach dem er einen Schlaganfall erlitten hatte. Das Innenministerium Preußen verbietet am 8. Oktober den rechtsradikalen Verband "Stahlhelm" in Westfalen und dem Rheinland. Reichsweites Vorgehen gegen die Organisation wird allerdings durch die Ehrenmitgliedschaft des Reichspräsidenten Hindenburg erschwert. Der NSDAP gelingt es bei den Landtagswahlen in Baden, vom 27. Oktober, erstmals sechs Mandate zu erringen. Polen und das Deutsche Reiche beschließen am 1. November diplomatische Beziehungen einzugehen. Am 17. November gelingt es der NSDAP erstmals in eine Stadtverordnetenversammlung (Berlin) einzuziehen. Bei den Landtagswahlen in Thüringen kann die NSDAP am 8. Dezember sechs der insgesamt 53 Sitze erzielen und geht eine Koalition mit dem Landbund, der DNVP und der DVP ein. Dies ist die erste Regierungsbeteiligung auf Landesebene für die NSDAP.

<< Politjahr 1928   |   Politjahr 1930 >>