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Das Musikjahr 1919 - Kriegsverarbeitung in
Liedern
Am 10. Oktober 1919 fand an der Wiener Staatsoper
die Uraufführung der Oper „Die Frau ohne Schatten“
von Richard Strauss statt, für die der Dramatiker
Hugo von Hofmannsthal das Libretto verfasst hatte.
Das schon 1915 fertig gestellte Werk gilt ohne
Zweifel als das wichtigste von Richard Strauss und
ist vor allem für die Dichte der psychologischen
Darstellungen und die vielseitige Verarbeitung von
unterschiedlichsten Märchenthemen und Figuren aus
der Literatur Goethes berühmt.
Die Operette „Ihre Hoheit, die Tänzerin“ des
Komponisten Walter Goetze und der Librettisten
Richard Bars und Oskar Felix feierte am 9. Mai 1919
am Bellevue Theater im polnischen Stettin ihre
Weltpremiere.
Im selben Jahr stellte der russische Komponist
Sergej Prokofjew seine satirische Oper „Die Liebe zu
den drei Orangen“ fertig, deren Libretto auf dem
gleichnamigen Commedia dell’Arte-Stück von Carlo
Gozzi basiert.
Für die klassische Musik war 1919 ein bedeutendes
Jahr. Igor Stravinsky veröffentlichte seine berühmte
„Feuervogel Suite Nr. 1“, der Schweizer Komponist
Ernst Bloch eine Suite für Geige und Orchester, Paul
Hindemith die „Sonate für Geige und Klavier in
F-Dur, op. 11/4“ und Darius Milhaud vollendete das
Ballett „Le Boeuf sur le Toit“.
In der Populärmusik des Jahres 1919 wurde das Ende
des Ersten Weltkriegs von Songtextern thematisch
vielseitig verarbeitet und vom Publikum bevorzugt
gehört. Vor allem die beliebten Songs wie „Don’t Let
Us Sing Anymore About War“ von Harry Lauder, Nora
Bayes „My Barney Lies Over The Ocean (Just The Way
He Lied To Me)“, „How Ya Gonna Keep’Em Down On The
Farm (After They’ve Seen Paree)“ oder Irving Berlins
Hit „I’ve Got My Captain Working For Me Now“ setzten
sich intensiv mit dem Schicksal der Soldaten im
Ersten Weltkrieg und als Heimkehrer auseinander.
Weitere erfolgreiche Aufnahmen dieses Jahres waren „You
Ain’t Heard Nothing Yet“ von Al Jolson, „A Pretty
Girl Is Like A Melody“ von John Steel, „Alcoholic
Blues“, gesungen von Billy Murray, „The Moon Shines
On The Moonshine“ von Bert Williams und „I’m Forever
Blowing Bubbles“ von Bel Selvin’s Novelty Orchestra.
Der New Orleans Jazz kam 1919 durch die Original
Dixie Jazz Band zuerst nach England und erfreute
sich in Europa in den darauffolgenden Jahren
wachsender Beliebtheit. Die Bezeichnung „Modern
Jazz“ wurde in diesem Jahr erstmals in Verbindung
mit der Band „Louisiana Five“ erwähnt.
Der neapolitanische Komponist und Librettist Ruggero
Leoncavallo starb am 9. August 1919 in Montecatini
Terme. Leoncavallo gelangte durch seine
sozialkritische Oper „Pagliacci“, zu deutsch „Der
Bajazzo“ zu Weltruhm. Im selben Jahr starben u. a.
der Dirigent und Komponist Ernest Ford, die
Opernkomponistin Camille Erlanger, der große Pianist
Louis Diémer und der Opernenthusiast und Erbauer
einiger New Yorker Opernhäuser Oscar Hammerstein I.,
Großvater des legendären Oscar Hammerstein II., des
legendären Librettisten, der unter anderem Musicals
wie „The Sound of Music“, „Carousel“ und „The King
and I“ schuf.
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