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1909
Das Sportjahr 1906 – Eiskunstlauf nun auch mit
Damen
Die Zwischenolympiade in Athen
Wenngleich sie auch nicht vom Internationalen
Olympischen Komitee als Olympische Spiele
anerkannt wurden, nicht in die Zählung kamen und
auch als Dauerzustand chancenlos waren, so hatte
sie dennoch stattgefunden – die
„Zwischenolympiade“. Sie wurde vom 22. April bis
zum 2. Mai 1906 in Athen ausgetragen.
Die ersten
Olympischen Spiele der Neuzeit, die im Jahr 1896
ebenfalls in Athen veranstaltet worden waren,
hatten Griechenland darin bestärkt, diese
Veranstaltung an den historischen Ort ihrer
Entstehung zurückzubringen uns sie dort auf
Dauer zu etablieren. Das war absolut nicht im
Sinne des Begründers, Pierre de Coubertin. Er
wollte eine Bewegung schaffen, die weltweite
Bedeutung erlangen sollte. Im Jahr 1906 war
Coubertin Präsident des IOC und sprach sich klar
gegen Athen und die dauerhafte Austragung der
Spiele dort aus, zumal das IOC damit auch seine
Daseinsberechtigung verloren hätte. Die
Mitglieder des Komitees schlugen einen
Kompromiss vor. Die Spiele sollten im Wechsel
alle zwei Jahre einmal in Athen und einmal in
einer anderen Stadt veranstaltet werden. Einem
Beschluss von 1901 zufolge wurde diese Regelung
auch zunächst angenommen. Jedenfalls fanden die
sogenannten Zwischenspiele in Athen statt,
obwohl auch im Nachhinein ein Versuch von 1949
scheiterte, diese Spiele als Olympiade IIIB
anzuerkennen. Frankreich, das Deutsche Reich und
andere europäische Staaten hatten ihre Sportler
nach Athen gesandt und ausgerechnet Frankreich
heimste die meisten Erfolge bei der nicht
anerkannten Olympiade ein.
Radsport
Vom 4. bis zum 29 Juli 1906 wurde die Tour de
France ausgetragen. Neu war, dass der Sieger
nicht über die gesamte Fahrzeit ermittelt wurde,
sondern nach einem Punktesystem, das neu
eingeführt worden war. Neu war auch, dass der
letzte Kilometer einer Etappe von einer „Flamme
rouge“ angezeigt wurde. Zwischen zwei Etappen
hatten die Fahrer einen Ruhetag. Es wurde statt
über elf nun über 13 Etappen gefahren, so dass
die Tour de France im Jahr 1906 um mehr als die
Hälfte länger gewesen war als im Vorjahr. Die
Rundfahrt war so anstrengend, dass von den 76
Fahrern, die an den Start gegangen waren, nur 14
das Ziel erreichten. Gesamtsieger wurde der
Franzose René Pottier (1879-1907), der bis auf
die erste Etappe jede weitere gewonnen hatte. Er
gilt als erster Bergspezialist der Tour de
France. Auf grandiose Weise fuhr er am Ballon
d’Alsace einen Vorsprung heraus und kam mit 47
Minuten vor allen anderen in Dijon an.
In Deutschland hatte ein Eintagsrennen Premiere
– „Rund um den Harz“, das als „Harzrundfahrt“
bekannt wurde. Es wurde allerdings in den
Anfangsjahren nicht regelmäßig durchgeführt.
Eine echte Neuauflage gab es ab 1989/1990.
Fußball
In Italien wurde der AC Mailand am 22. April
Landesmeister. Der FC Winterthur schaffte den
Titel eines Schweizer Meisters am 14. Mai und in
Deutschland holte der VfB Leipzig am 27. Mai den
Titel des deutschen Fußballmeisters. Zum zweiten
Mal wurde die englische Meisterschaft vom FC
Liverpool gewonnen.
Ein Fußballturnier wurde auch während der
Zwischenolympiade in Athen ausgetragen. An
dieser Ausspielung hatten vier teilweise
gemischte Mannschaften teilgenommen. Dänemark
galt zu jener Zeit im Fußball als stärkstes
kontinentaleuropäisches Land, hatte aber noch
keine Nationalmannschaft. So war die
Kopenhagener Stadtauswahl zur Zwischenolympiade
angereist und dominierte dann auch deutlich das
Turnier. Im Finale hatten die Dänen bereits zur
Halbzeit einen Vorsprung von neun Toren (9:0),
worauf sich die gegnerische, die griechische
Mannschaft weigerte, weiterzuspielen. Daraufhin
wurde Dänemark zum Turniersieger erklärt, eine
Verfahrensweise, die für das heutige Verständnis
kaum vorstellbar ist.
Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft
Zwar durften die Damen erstmals seit 1906
ebenfalls eine Konkurrenz austragen, aber die
wurde dennoch von den Herren getrennt an einem
anderen Ort veranstaltet. Während die Herren in
München am 4. Februar um den WM-Titel rangen,
hatten die Damen ihre WM bereits hinter sich.
Die hatte in Davos in der Schweiz stattgefunden
und zwar am 28. und 29. Januar 1906, zur selben
Zeit, als die Herren dort ebenfalls auf dem Eis
um den Europameistertitel liefen. Die erste
Frau, die eine Eiskunstlauf-WM siegreich
bestritten hatte, war Madge Syers (1881-1917)
aus Großbritannien.
Motorsport
Im Jahr 1906 begann die Geschichte der Großen
Preise im Motorsport mit dem ersten Grand Prix
von Frankreich, nachdem sich die
Stadt-zu-Stadt-Rennen als zu gefährlich erwiesen
hatten, der Motorsport aber dessen ungeachtet
auf dem Vormarsch war. Der Große Preis von
Frankreich fand an zwei Tagen statt, am 26. und
27. Juni 1906. Der Rundkurs bei Le Mans war 103
Kilometer lang und musste zwölf Mal umrundet
werden. Unter den zwölf verschiedenen Teams
waren Renault, Brasier, Mercedes-Benz, Fiat und
Itala. Es gingen 32 Fahrer an den Start. Der
einstige Mechaniker, der Ungar Ferenc Szisz
(1873-1944), der in Frankreich lebte und für das
Team Renault an den Start gegangen war, gewann
den Grand Prix mit 31 Minuten Vorsprung auf
Felice Nazzaro.
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