Chronik  1860 - Abraham Lincoln, der Pony-Express, Finanzierung des Sueskanals

In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde zum ersten Mal bei den Präsidentschaftswahlen im November 1860 ein Vertreter der Republikanischen Partei zum Präsidenten gewählt – Abraham Lincoln (1809-1865). Seine Präsidentschaft gehört zu den bedeutendsten in der US-amerikanischen Geschichte und kam vor allem durch die Zersplitterung der Demokratischen Partei zustande. Lincoln hatte im Wahlkampf immer wieder deutlich gemacht, dass jeder Einzelstaat der USA die Entscheidung über die Sklaverei selbst treffen sollte. Er wurde dennoch grundsätzlich als entschiedener Sklaverei-Gegner wahrgenommen. So waren es auch hauptsächlich die Nordstaaten, die für ihn gestimmt hatten. Die Südstaaten, für die die Sklaverei zur Selbstverständlichkeit gehörte, traten reihenweise aus der Staaten-Vereinigung aus und bildeten einen eigenen Staatenbund, die Konföderierten Staaten von Amerika. Kurz nach der Wahl im November trat im Dezember bereits South Carolina als erster Staat aus der Union aus. Andere folgten. Diese Ereignisse führten zum Amerikanischen Bürgerkrieg, der auch als Sezessionskrieg in die Geschichte einging und von 1861 bis 1865 andauerte. Im Frühjahr des Jahres 1860 war der US-amerikanische Geschäftsmann William Hepburn Russell (1812-1872) zum Initiator und Mitbegründer des legendären Pony-Express geworden. Diese Art der Post-Eilzustellung wurde zwar im Folgejahr wieder eingestellt wegen eines finanziellen Desasters, aber dennoch entwickelte sich der Pony-Express zu einem nationalen Mythos des Wilden Westens. Das war am 3. April 1860 noch nicht absehbar, als er seinen Betrieb aufnahm. Über eine Strecke von 3.200 km verlief das Stafettensystem vom St. Joseph (US-Bundesstaat Missouri) bis nach Sacramento (US-Bundesstaat Kalifornien). Die Postboten waren auf Pferden unterwegs und wurden nach längstens 300 km ausgewechselt. Alle 15 bis 20 km gab es eine Zwischenstation. Die Postzustellung ging vergleichsweise sehr schnell. Jeder Postbote übergab seine etwa 10 kg Eilpost in zwei Minuten an den nächsten Reiter. Nach zehn Tagen war die Post mit Hilfe von ungefähr 75 Ponys und 40 Reitern an ihrem Zielort angelangt. Im Ganzen gab es auf der langen Strecke 153 Zwischenstationen, es waren 80 Kuriere beschäftigt, die 500 Pferde wurden von 200 Pferdepflegern betreut und alles in allem war die Arbeit der Pony-Express-Mitarbeiter ziemlich gefährlich, denn der größte Teil des Ritts führte durch feindliches Indianerterritorium. Zwischenzeitlich musste der Betrieb wegen Angriffen immer wieder eingestellt werden. Junge, ungebundene Männer wurden eingestellt. Sie durften nicht älter als 18 Jahre sein und höchstens 60 kg wiegen. Meist waren die Angestellten des Pony-Express Waisen gewesen. Die Ereignisse und Errungenschaften auf technischem und kulturellem Gebiet waren mittlerweile von einer solchen Vielzahl, dass es schwer ist, einzelne davon hervorzuheben. Die meisten haben ihre Bedeutung bis heute nicht verloren. Erst recht nicht der Sueskanal, dessen erster Spatenstich bereits 1859 erfolgt war. Doch erst in jenem Jahr 1860 konnte der Leiter der „Compagnie universelle du canal maritime de Suez“, Ferdinand de Lesseps (1805-1894), als dessen Vertreter mit Muhammad Said (1822-1863), dem Khedive von Ägypten (osmanischer Vizekönig) eine Finanzierungsvereinbarung für den Bau des Sueskanals abschließen.
<< Das Jahr 1859   |   Das Jahr 1861 >>



Ereignisse & Schlagzeilen 1860
1. Januar

Friedrich Frey-Herosé wird erneut zum Schweizer Bundespräsident gewählt.
19. Januar
Papst Pius IX. veröffentlicht die Enzyklika Nullis certe verbis.
4. Februar
Spanische Truppen erobern  die marokkanische Stadt Tétouan.
23. März
Die Schlacht von Tétouan zwischen Marokko und Spanien beginnt
24. März
Tokugawa-Shogunat, Ii Naosuke aus der Shōgun-Dynastie wird in Japan ermordet.
24. März
Der Vertrag von Turin zwischen Sardinien und Frankreich wird unterzeichnet. Viktor Emanuel II. tritt Savoyen und die Grafschaft Nizza an Napoleon III. ab.
4. April
In Palermo, Sizilien bricht ein Volksaufstand gegen König Franz II. aus.
22. April
Ein Volksbeschluss über die Zugehörigkeit zu Frankreich oder der Schweiz findet in Hochsavoyen  statt
25. April
Der Friede von Tétouan zwischen Marokko und Spanien wird beschlossen
5. Mai
Der „Zug der Tausend“ schifft sich unter Giuseppe Garibaldi bei Genua in Richtung Sizilien ein.
15. Mai
Die Schlacht von Calatafimi, einer westsizilianischen Stadt beginnt
18. Mai
Abraham Lincoln wird von den Republikanern als Kandidat für die Präsidentschaftswahl nominiert.
27. Mai
Gabriel García Moreno beginnt in Ecuador eine Offensive gegen die gewählte Regierung in Guayaquil.
7. Juni
In Palermo/Sizilien wird die Tageszeitung Giornale officiale di Sicilia gegründet
2. Juli
Wladiwostok wird  im Kaiserreich Russland gegründet.
20. Juli
Das Gefecht bei Milazzo in Italien beginnt
13. August
Nach der Ermordung seines Onkels Danilo I.  wird Nikola Fürst von Montenegro.
20. Juli
Garibaldi setzt von Sizilien aufs Festland über.
20. August
Die Expedition von Burke und Wills in Australien beginnt.
21. August
Die Europäer erobern im Zweiten Opiumkrieg die Taku-Forts in China
7. September
Giuseppe Garibaldi zieht ins italienische Neapel ein.
18. September
Die Schlacht von Castelfidardo in Italien beginnt
24. September
Die Putschisten unter Gabriel García Moreno erobern Guayaquil in Ecuador und Ecuador erhält eine neue Flagge.
29. September
Die letzten Truppen des Kirchenstaates ergeben sich Viktor Emanuel II. von Sardinien.
1. Oktober
Die Schlacht am Volturno findet in Italien statt.
6. Oktober
Die Europäer erobern im Zweiten Opiumkrieg das chinesische Peking.
18. Oktober
Die Pekinger Konvention wird unterzeichnet
20. Oktober
 Erlass des Oktoberdiploms, ein österreichisches Verfassungsgesetz im Kaisertum Österreich
26. Oktober
Giuseppe Garibaldi trifft in Italien auf Viktor Emanuel II.
6. November
Die Präsidentschaftswahlen finden in den Vereinigten Staaten statt. Abraham Lincoln geht als Sieger hervor
20. Dezember
In den Vereinigte Staaten erklärt South Carolina  seinen Austritt aus der Union.