Chronik 1848 - Europa wurde von einer Revolutionswelle heimgesucht

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika vergrößerten sich erneut um den 30. Bundesstaat – Wisconsin. In Europa dagegen ging das Jahr 1848 als das Jahr bürgerlich-revolutionärer Erhebungen ein. Die französische Februarrevolution hatte die revolutionären Stimmungen auch in den Ländern des Deutschen Bundes angefacht. Das Reich der Habsburger war ebenso wie Italien davon betroffen. In Frankreich war es während der Februarrevolution zur Absetzung des Königs Louis-Philipp von Orléans (1773-1850) gekommen und somit wurde die Zweite Französische Republik ausgerufen, die durch die französische Nationalversammlung vorsah, dass ein Präsident gewählt werden kann. Im Dezember wurde dann Louis Napoléon Bonaparte (1808-1873) zum Präsidenten gewählt. Er war nach der Februarrevolution ins Land zurückgekehrt und hoffte nun, die legale Macht über Frankreich ausüben zu können. In London hatten derweil Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895), die im Jahr zuvor den „Bund der Kommunisten“ gegründet hatten, von dieser Vereinigung den Auftrag erhalten, ein Manifest zu schreiben. Im Februar 1848 erschien das „Kommunistische Manifest“ knapp vor der Februarrevolution in Frankreich. In den Ländern des Deutschen Bundes erschien es unmittelbar vor der Märzrevolution, ebenso in Österreich und in Preußen. Das „Kommunistische Manifest“ wurde in mehr als 100 Sprachen übersetzt und gehört seit 2013 zum UNESCO-Dokumentenerbe. Karl Marx gründete im Sommer, am 1. Juni 1843, auch die „Neue Rheinische Zeitung“ (NRhZ), bei deren Vorläufer, „Rheinische Zeitung“, er im Gründungsjahr 1842 bereits als Redakteur tätig gewesen war, diese aber wegen der Zensur verließ. 1843 war der Vorläufer ohnehin verboten worden. Nun also erschien in Köln die „Neue Rheinische Zeitung“. Das zu Preußen gehörende Köln hatte damit eine Tageszeitung, die sich unter kommunistisch-sozialistischen Aspekten mit den revolutionären gesellschaftspolitischen Ereignissen jener Zeit befasste. Marx und Engels arbeiten beide als Redakteure bei der NRhZ, die meisten Artikel stammten von ihnen. Die Zeitung wurde schnell zu einem berühmten Presseorgan während der Revolutionsjahre mit einer für jene Zeit höchst erstaunlich hohen Auflagenzahl von etwa 60.000 Exemplaren. Die Märzrevolution brach in Berlin am 18. März aus. Das Volk vor dem Berliner Schloss, das gekommen war, um dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) für die Zugeständnisse zu danken, für die Aufhebung der Pressezensur und für das Versprechen einer gesamtdeutschen Verfassung, geriet durch die Anwesenheit des Militärs in Aufruhr. Der König befahl schließlich, den Skandal zu beenden. Versehentlich lösten sich beim Aufmarsch der Soldaten zwei Schüsse. Sie trafen niemanden, lösten jedoch eine Massenpanik aus. Sofort machte das Gerücht eines blutigen Kampfes die Runde, führte zum Barrikadenbau und schließlich zu tatsächlichen blutigen Straßenschlachten. Tags darauf wurde das Militär abgezogen. Am 21. März ritt hinter einer schwarz-rot-goldenen Fahne durch Berlin und verkündete seinen Willen für die Einheit und Freiheit Deutschlands. Allerdings tat er das nur, um das Volk zu beruhigen. Er hatte nie ernsthaft vorgehabt, die Reichsfarben zu akzeptieren. Im September 1848 wurde Friedrich Wilhelm IV. zum Urheber des „Gesetzes zum Schutze der persönlichen Freiheit“, mit dem die Schutzhaft eingeführt worden war. In Baden wurde die Republik ausgerufen und die Revolutionäre machten sich auf den Weg nach Karlsruhe. In Bayern dankte König Ludwig I. (1786-1868) ab. Sein Sohn Maximilian II. Joseph (1811-1864) bestieg den Thron und die „Karlsbader Beschlüsse“ von 1819 gegen liberale Bestrebungen wurden vom Deutschen Bundestag aufgehoben. Es ging wüst zu in jenem Revolutionsjahr, alles aufzuzählen ist kaum möglich. Die Märzrevolution 1848 hat zahllose Opfer gefordert, viele Menschen mussten das Land verlassen, weil ihnen Gefängnisstrafen drohten. Wieder anderen blieb nur die Möglichkeit, auszuwandern, sogar bis nach Nordamerika.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1848
12. Januar
Ein plötzlich einsetzender Schneesturm in den nördlicheren Binnenstaaten der USA kostete mehreren hundert Menschen, darunter zahlreichen Schulkindern das Leben.
27. Januar
Gründung der National Geographic Society in Washington, D. C.
Im Februar
Theodor Fontanes Roman Irrungen, Wirrungen wird veröffentlicht.
13. Februar
Uraufführung der Symphonia Tragica von Felix Draeseke in Dresden
25. Februar
Uraufführung der Oper Jocelyn von Benjamin Godard am Théâtre de la Monnaie in Brüssel
Im März
In Turin wird die Mole Antonelliana fertig gestellt.
Im März bis Mai
Der Maler Vincent van Gogh malt das Bild Brücke von Langlois
9. März
Kaiser Wilhelm I. stirbt im Alter von fast 91 Jahren in Berlin. Ihm folgt, als Kaiser Friedrich III. sein ältester Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm.
11. März
Ein einsetzender Blizzard beginnt das Leben an der Ostküste der USA lahmzulegen. Der gewaltige Schneesturm tobt in der Spitze ununterbrochen eineinhalb Tage lang. Am Ende der Wetterunbilden werden etwa 400 Tote gezählt.
12. März
Cecil Rhodes gründet zusammen mit der Rothschild-Bank in Paris und anderen Geschäftspartnern die „De Beers Consolidated Diamond Mines“, ein Unternehmen das nach kurzer Zeit nahezu ein weltweites Monopol im Diamantenhandel erreichte und auch gegenwärtig noch besitzt.
Im April
Wilhelm Hallwachs entdeckt den Photoeffekt (auch lichtelektrischer Effekt).
Im Mai
Der Fotograf Ottomar Anschütz lässt sich seinen vor der Bildebene liegenden Jalousieverschluss patentieren.
11. April
Das Concertgebouw in Amsterdam wird eröffnet.
16. April
Das Deutsche Reich erwirbt die Insel Nauru.
18. April
Der britische Passagierdampfer State of Florida kollidiert im Nordatlantik mit einem kanadischen Segler. Beide Schiffe gehen unter, wobei insgesamt 130 Menschen umkommen.
22. Mai
Leroy S. Buffington, dem Architekten der Pillsbury "A" Mill in Minneapolis, wird ein US-Patent auf eine Stahlbauweise für Wolkenkratzer gewährt.
6. Juni
Nach der Entdeckung von Phosphat-Vorkommen wird die Weihnachtsinsel (Australien) von Großbritannien annektiert.
15. Juni
Der letzte Kaiser des Deutschen Reiches, Wilhelm II. von Hohenzollern, besteigt nach dem Tod seines Vaters den Kaiserthron (Dreikaiserjahr in Deutschland).
15. Juli
Die Eruption des Schichtvulkans Bandai fordert in Japan das Leben von 477 Menschen und verletzt Hunderte Anwohner in der Umgebung.
18. August
Der Frankfurter Centralbahnhof wird als größter Bahnhof Europas eröffnet.
21. August
William Seward Burroughs erhält das US-Patent Nummer 388.116 auf das von ihm erfundene Modell einer Rechenmaschine.
6. September
Die Flensburger Brauerei wird eröffnet.
18. September
In Hamburg wird die Deutsch-Australische Dampfschiffahrts-Gesellschaft gegründet, die einen Linienverkehr zum fünften Kontinent einrichtet.
August
Vincent van Gogh malt das Gemälde Sonnenblumen
5. August
Bertha Benz fährt mit ihren beiden Kindern im Wagen ihres Mannes Carl Benz (ohne dessen Wissen) von Mannheim nach Pforzheim. Es ist die erste Überlandfahrt eines Automobils.
13. August
Der Schwäbischer Albverein wird in Plochingen gegründet.
14. August
Vor Sable Island sinkt der dänische Passagierdampfer Geiser nach der Kollision mit einem Schiff derselben Reederei. 118 Menschen sterben.
7. September
Das Baby Edith Eleanor McLean wird als erstes Kind in den USA in einen Brutkasten gelegt.
8. September
Mit der englischen Football League startet die allererste Profiliga.
30. September
Friedrich Nietzsche beendet in Turin die Arbeiten an seiner Schrift Der Antichrist; Beginn der alternativen Zeitrechnung, die am Ende des Buches vorgeschlagen wird.
4. Oktober
Unter ihrem Vorstandsvorsitzenden Georg von Siemens erwirbt die Deutsche Bank die Konzession zum Bau der Anatolischen Eisenbahn. Sie wird dabei von Reichskanzler Bismarck unterstützt.
4. Oktober
Im K. u. k. Hofoperntheater in Wien wird das Pantomimische Divertissement Die Puppenfee mit der Musik von Josef Bayer nach einem gemeinsamen Libretto von Joseph Haßreiter und Franz Gaul uraufgeführt.
17. Oktober
In den USA erscheint die Erstausgabe des National Geographic Magazine, dessen Monatsausgaben ihrer Bilder, Reportagen und Essays wegen bald einen festen Kundenstamm haben.
21. Oktober
Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz wird gegründet.
28. Oktober
Uraufführung des einaktigen "Scherzes" Der Bär von Anton Tschechow am Korsch-Theater in Moskau
29. Oktober
Die Konvention von Konstantinopel proklamiert die Freiheit der Schifffahrt im Sueskanal.
29. Oktober
Aus ungeklärter Ursache entgleist bei Borki südlich von Charkow der Zug des Zaren Alexander III. auf der Rückfahrt aus dem Kaukasus nach St. Petersburg. Die kaiserliche Familie bleibt beim Eisenbahnunglück unverletzt. 13. Februar
Die Financial Times ist erstmals in London erhältlich. Unter diesem Titel wird der rund einen Monat zuvor herausgebrachte London Financial Guide weitergeführt.
Im Dezember
Gründung der Milwaukee Art Association
4. Dezember
Gründung des Heraldischen Vereins „Zum Kleeblatt“ in Hannover
7. Dezember
Der schottische Reifenpionier John Boyd Dunlop meldet das erste Patent für den Fahrradluftreifen an.
9. Dezember
Statistiker Herman Hollerith installiert die von ihm erfundene lochkartengesteuerte Rechenmaschine im US-Kriegsministerium.
13. Dezember
Heinrich Hertz informiert in seinem Bericht „Über Strahlen elektrischer Kraft“ die Berliner Akademie der Wissenschaften über die Existenz elektromagnetischer Wellen. Seine Entdeckung liefert den entscheidenden Impuls für die Entwicklungen in Richtung drahtloser Telegrafie und Rundfunk.
13. Dezember
Gründung der Deutschen Schule Thessaloniki, Griechenland
23. Dezember
Vincent van Gogh verletzt sich unter ungeklärten Umständen am rechten Ohr.
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